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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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sah inzwischen aus, als hätte sie mit einem Bären gekämpft.
    Fluchend stieg Henning in den Flur der Wohnung. Es war vielleicht doch besser, in das Büro der Wohnungsgesellschaft einzubrechen, die den Sommer über geschlossen war. Das würde nur eine Tür bedeuten, wahrscheinlich aber auch einen Tresor, in der die Schlüssel aufbewahrt wurden. Henning schritt die Räume ab. Alles war aufgeräumt und geputzt. Bevor Per sich in Arbeit stürzte, wollte Henning erst einmal abschätzen, wie wahrscheinlich es war, hier einen Treffer zu landen. Eines der Zimmer diente wohl als Arbeitszimmer. Außer dem Schreibtisch gab es Regale voller Bücher, die meisten auf Kroatisch. Es passte. Gemäß ihrem Steuerbescheid vom letzten Jahr verdiente Nikolina Kovacevic im Jahr dreihunderttausend Kronen als Fachübersetzerin beim Wohnungsamt. Henning konnte in der Wohnung nichts entdecken, was er nicht schon zuvor aus seinen Unterlagen erfahren hatte. Per schlug vor, die nächsten Türen einfach aufzubolzen. Es brachte ja nichts, bei einer Spanholztür von zwei Zentimetern Dicke ewig am Schloss herumzudoktern, das anscheinend in der Hölle geschmiedet worden war, wenn der Schlosser die Hälfte der Zeit ohnehin auf dem Holz herumrutschte. Der Schlosser gab zu bedenken, dass er seine Schultern jetzt schon nicht mehr spüre.

63
    Der Nachmittag brach an, als Barbro und Sofi mit allem fertig waren. Aus den achtundsechzig Belegen hatten sie zwölf herausgesucht, die gegen halb vier bezahlt worden waren, drei davon in bar. Drei weitere waren Männerhaarschnitte. Es blieben sechs Kundinnen mit Schnitt, Farbe und Kreditkarte. Wenn man berücksichtigte, dass Saga pünktlich um halb vier im Café angekommen war und zehn Minuten gewartet hatte, dann blieben drei Kartenbelege und eine Barzahlung. Barbro wettete einen Hunderter darauf, dass Klara die Barzahlung war. Sofi hielt dagegen, denn sie hatte in ihrem Leben die Erfahrung gemacht, dass sie ganz am Ende immer Glück hatte. Das war ein festes Muster, das sich stets wiederholte.
    Kjell schlug vor, sich aufzuteilen, sobald die Kreditkartenabrechnungsfirma die Namen der Kartenbesitzer mitgeteilt hatte, denn auf den Belegen selbst standen nur die Nummern der Karten. Bis die Namen gefaxt wurden, blieb Zeit für die Kantine. Bei ihrer Rückkehr wartete die Nachricht schon im Faxgerät. Sie hatten drei Namen, zwei Privatpersonen und eine Firmenkarte. Barbro rief Tindra im Salon an und bat sie, ihnen die Karteikarten dazu herauszusuchen. Sie schickten einen Streifenwagen, um die Karten abholen zu lassen. Die Streife brachte zwei Karten. Da es zur Firmenkreditkarte keinen Namen gab, hatte Tindra auch keine Karte gefunden. Beide Privatkundinnen waren interessant. Sie waren Anfang zwanzig, gehörten also zur Zielgruppe des Salons. Unter der gewählten Haarfarbe standen auf beiden Karten niedrige Ziffern. Das bedeutete, dass die verwendeten Farben dunkel waren.
    »Ich nehme die Muharremi«, sagte Sofi. »In Midsommarkransen kenne ich mich besser aus.«
    Barbro nickte zähneknirschend. Sie musste bis nach Södertälje fahren. Kjell wollte die Firmenkarte übernehmen, das lag in der Altstadt.

64
    Sofi bestellte sich in der Tiefgarage einen Wagen und fuhr auf dem Essingeleden nach Süden. Der Nyårsvägen lag nur einige Straßen von der Abfahrt entfernt in der Nähe des Telefonplans. Um in den dritten Stock des Wohnhauses zu kommen, nahm sie den Lift, der beunruhigende Geräusche von sich gab. Der Gang des Treppenhauses lag im Halbdunkel. Nur ein kleines Fenster ließ ein wenig Tageslicht herein. Sofi ging die Türen ab und versuchte, die Namen zu entziffern. Elvira Muharremi. Es war die vorletzte Tür. Muharremi. Sofi drückte auf die Klingel. Von innen drang leise Musik an ihr Ohr. Eine junge Frau Mitte zwanzig öffnete die Tür. Ihr Blick war ganz misstrauisch.
    »Sofi Johansson. Reichskriminalpolizei.« Sie hielt ihren Ausweis hin.
    Die Frau knallte die Tür so fest zu, dass der Luftzug Sofi die Haare nach hinten wehte. Sie stand verdutzt da, ihr Puls beschleunigte sich. Sie klopfte. »Hallo?«
    Nichts geschah. Sofi legte ein Ohr an die Tür. Hatte die nicht verstanden? Drinnen war die Musik erloschen, dafür hörte sie lautes Stimmengewirr. Sie klopfte noch einmal, suchte dabei in ihrer Tasche nach dem Telefon und drückte die Drei. Die Einsatzzentrale meldete sich sofort. Sofi gab ihren Namen durch und forderte zwei Teams an. Nach dem Auflegen klingelte sie Sturm und versuchte, mit dem Ohr an der Tür

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