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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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es sich leisten kann, in Östermalm zum Friseur zu gehen! Der Eindruck kam erst, weil sie nichts von den Problemen in der Welt zu wissen schien. Sie hat gar nicht so interessiert gewirkt, als ich zu erzählen begann.«
    »Wie hat sie sich verhalten?«
    »Beherrscht vielleicht, oder abwesend. Das trifft es eher. Es bereitete ihr Mühe, ihre Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten.«
    »Wie lange hat das Gespräch gedauert?«
    »Etwas länger als eine halbe Stunde. Gesagt hat sie kaum etwas. Sie wohnt irgendwo im Süden der Stadt. Ich weiß nicht mehr genau, wie wir darauf kamen. Aber sie ist dann nicht mit mir zum Stureplan zur Bahn gegangen. Sie sagte, sie werde abgeholt, und ging wieder auf der Sturegatan nach Norden.«
    »Abgeholt?«
    »Ja, ›ich werde abgeholt‹.«
    »Was uns vor allem interessiert, ist ihre Identität«, sagte Kjell. »Beim Vornamen bist du dir also sicher?«
    Sie nickte. »Den Nachnamen hat sie beim Telefonat auch gesagt, aber ich habe ihn schon beim Treffen nicht mehr gewusst. Das war irgendein ganz normaler schwedischer Nachname.«
    Sie beendeten das Gespräch mit Saga. Barbro nahm sie mit, um ihr Videos mit Autisten zu zeigen, die sie von der Psychiaterin Frida bekommen hatte. Damit wollte sie testen, ob Saga eine Ähnlichkeit zu Klara erkannte.
    Kjell, Sofi und Henning zogen sich in ihr Zimmer zurück und schlossen die Tür.
    Saga war politisch aktiv. Sie kannte weder Josefin noch Amelie, auch auf den Bildern hatte sie die beiden nicht erkannt. Fest stand nur, dass sowohl Amelie als auch Saga Mitglied der Schwesternschaft waren, denn Saga hatte sich auf den Rundbrief bei der Schwesternschaft gemeldet, den Kjell Amelie aufgezwungen hatte.
    »Ich habe sie gleich erkannt«, legte Sofi los. »Neulich war sie bei einer Podiumsdiskussion im Kulturhaus. Das haben sie vor den Nachrichten im Ersten gebracht.«
    »Anscheinend gibt es bei der Schwesternschaft ganz eigene Kreise«, fand Sofi begeistert. »Saga hat sich ja ganz bereitwillig gemeldet, die Schwesternschaft scheint in ihren Augen nichts zu sein, was man vor der Öffentlichkeit verbergen muss.«
    »Wenn Barbro mit ihr fertig ist, fahrt ihr in die Sturegatan. Ich will wissen, was das für ein Café war und welche Friseursalons es in der Nähe gibt.«
    Sofi stemmte die Hände in die Hüften. »Schwedischer Name, unschwedisches Aussehen. Das passt doch alles nicht zusammen. Was soll das für ein Mädchen sein?«
    »So eins wie du, Calypso Johansson.«
    Sofi hob den Daumen und strahlte wie jemand, der stundenlang nach seiner Brille sucht und sie dann auf der Nase findet. »Aber ich habe nicht die Identität von Josefin übernommen.«
    Während die anderen bereits standen, saß Kjell noch immer da und starrte auf seine Notizen. »Das ist das Einzige, was wir sicher über das Mädchen wissen. Der Name hingegen ist unsicher.«
    »Er ist ganz sicher falsch«, sagte Henning streng. »Die Tote hat keine bürgerliche Historie. Es gibt keine Krankendaten von ihr, kein Bild bei der Ausweisstelle und keine andere Spur, und niemand in diesem Land vermisst sie.«

60
    Freitag, 10. August
    Die Gruppe traf sich um halb neun zur Frühbesprechung. Sofi war von ihrer Besichtigungstour durch die Sturegatan zurückgekehrt. Nördlich des Cafés hatte sie nur einen Friseursalon ganz oben an der Kreuzung Karlavägen gefunden. Das war rund dreihundert Meter vom Café entfernt. Während sie und Saga ihre Gesichter gegen die Scheibe gedrückt hatten und Sofi mit der Taschenlampe hineinleuchtete, waren auf einmal zwei Schutzpolizisten hinter ihnen aufgetaucht und hatten die beiden ein bisschen in die Mangel genommen, weil Sofi ihren Ausweis im Büro vergessen hatte.
    Inzwischen konnten sie sicher sein, dass es sich um diesen Salon handelte. Bei dem Versuch, aus der Anruferliste von Sagas Telefon Klaras Nummer herauszubekommen, waren sie nur auf die Nummer dieses Salons gestoßen. Das Mädchen musste von dort angerufen haben.
    »Immerhin wissen wir jetzt, von wann bis wann sie da war«, sagte Kjell. »Sie hat sich also für das Thema Zwangsprostitution interessiert. Bei Josefin können wir das leider nicht so eindeutig sagen. Bei ihr haben wir zwar Frauenliteratur gefunden, aber über dieses Thema war nichts Besonderes dabei.«
    Die Psychiaterin sah keinen Widerspruch darin, dass das Mädchen aus dem Begriff der Zwangsprostitution selbst nicht ableiten konnte, was sich dahinter verbarg. Wenn sie wirklich Autistin war. Das allerdings hielt Frida Bergman in Anbetracht dieses

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