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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Rasenstreifen, der vom Haus steil zum Bürgersteig hin abfiel. Kjell steuerte über die Straße auf sie zu. Sie war so breit, dass Kjell die Frage zu Ende denken konnte, warum es immer Sofi war, die das schwerste Los von ihnen zog, allerdings nicht breit genug, um auch eine Antwort darauf zu finden. Wenn er sich seine eigenen zwanzig Jahre bei der Polizei vor Augen führte, dann fand er darin kaum etwas, was nicht ganz wohltemperiert verlaufen wäre.
    Die letzte halbe Stunde musste zermürbend gewesen sein. Sofi saß verschwitzt zwischen einem uniformierten Polizisten und einem Feuerwehrmann. Der Feuerwehrmann war es auch gewesen, der sich nur durch einen Blick über das Balkongeländer Einblick in die Lage verschaffen wollte, dann aber wie aus einem Feuerwehrmannreflex zugepackt und das Mädchen hochgezogen hatte. Seine Arme ließen keinen Zweifel, dass er die Kraft dazu besaß. Vor ihm hatte dies keiner der Polizisten gewagt, aus Angst vor dem, was alles schiefgehen konnte. Wer zupackte und losließ, hatte das zu verantworten. Für Ingevald, wie der Feuerwehrmann hieß, war das keine Frage gewesen.
    »Diese Leute springen oft mit Absicht«, erklärte Ingevald sein Motiv. »Damit verhindern sie, sofort ausgewiesen zu werden.«
    Der Polizist zu Sofis Linken nickte bestätigend.
    Sofi und Kjell sahen sich in die Augen. Sie ergriff seine ausgestreckte Hand und ließ sich in den Stand ziehen. Sie gingen ein Stück, um sich den Blicken der Nachbarn zu entziehen, die sich in Gruppen auf der Straße versammelt hatten. Sofi erzählte, was geschehen war.
    »Ich war völlig überrascht, als sie mir die Tür vor der Nase zuschlug. Sie lebt ja schon seit vier Jahren in Schweden und arbeitet seit zwei Jahren vorne am Telefonplan in einem Geschäft als Verkäuferin.«
    »Und die beiden anderen?«
    »Die sind auf jeden Fall illegal hier. Ich habe sie getrennt nach Kungsholmen bringen lassen. Die Jüngste muss erst zum Arzt. Die hat sich über eine Viertelstunde dort festgehalten. Ich hätte es nicht mal eine Minute geschafft. Weisst du, was komisch ist? Keine der drei machte den Eindruck, beim Friseur gewesen zu sein. Keine hatte Strähnen.«
    »Also gibt es mehr?«
    »Ja, Elvira hat die Tür geöffnet, als erwartete sie jemanden.«
    »Aber Klara haben sie nicht erkannt?«
    »Sie haben nicht richtig auf die Zeichnung gesehen. Die Situation war so extrem, dass ich aus ihrer Reaktion nicht ablesen konnte, ob sie sie erkannt haben.«
    »Bist du dir sicher, dass es wirklich Elvira ist?«

66
    Sofi wirkte erschöpft, so dass Kjell sich mit ihr für eine ganze Stunde in die Cafeteria zurückzog. Inzwischen nahm Barbro mit Hilfe von Carin aus dem Ausländerdezernat die Verhöre in Angriff.
    Sofi aß ohne Lust und sah dabei aus dem Fenster. Um sie ein wenig abzulenken, erzählte er ihr von seiner Unruhe, irgendetwas übersehen zu haben. Das glaube sie auch, erwiderte sie zu seinem Erstaunen. Aber beide wussten nicht, was das sein konnte. Sie waren sich nicht einmal einig darüber, welches Ereignis an welchem Tag stattgefunden hatte, so schnell war in der letzten Woche alles gegangen.
    Im Büro warteten bereits Sten und Barbro auf sie.
    »Die Blutuntersuchung hat nichts ergeben«, sagte Barbro. »Wir müssen auf den DNA-Vergleich warten. Aber Ulla glaubt, dass sie irgendwie untereinander verwandt sind.«
    »Aber nach ihrer Akte hat Elvira keine lebenden Verwandten mehr«, erwiderte Sofi. »Sie ist mit ihrer Mutter nach Schweden gekommen, und die ist gestorben.«
    Kjell wollte wissen, wer denn nun beim Friseur gewesen war.
    »Die sagen nichts. Wir wissen bisher nur, dass Elvira fließend Schwedisch spricht, die Mittlere versteht einiges, gibt aber vor, nichts zu verstehen. Und die Jüngste versteht wirklich nichts. Wahrscheinlich ist sie erst seit einigen Tagen hier.«
    »Woher wisst ihr denn, wie gut sie Schwedisch können, wenn sie nicht sprechen?«
    »Das lässt sich ganz leicht herausfinden. Zwei Ermittler unterhalten sich im Verhörraum und die Kamera zoomt auf die Pupillen. Es gibt auch noch andere Tricks.«
    »Wie wollt ihr nun vorgehen?«, erkundigte sich Kjell und schaute auf seine Uhr.
    »Wir nehmen uns Elvira vor.«
    Kjell nickte. »Ich gehe mich jetzt umziehen.«
    »Komm mit«, sagte Sten zu Sofi.
    Sofi folgte dem Reichskriminalchef durch den langen Gang zu seinem Büro, das am anderen Ende des Gebäudes lag und Fenster hinaus auf die Bergsgatan hatte. Sie machte sich darauf gefasst, alles noch einmal besprechen zu müssen,

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