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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Staffellauf sein, wie du angenommen hast«, überlegte Sofi. »Denn da ist ja noch der Faktor mit dem Datenfehler. Das war kein Fehler.«
    »Das ist also die Verknüpfung zu München.«
    »Normalerweise kann ich mich mit einer Karte und einem Magnetstift in ein Café setzen und die Bits auf dem Magnetstreifen verändern, wie ich will. Ich könnte das Limit der Fehleingaben der PIN-Nummer von drei auf neun erhöhen oder meine Kontonummer verändern. Nichts ist leichter als das. Es ist aber kaum zu schaffen, wenn man zum nächsten Automaten traben muss.«
    Kjell nippte an seinem Kaffee und genoss das Aroma. »Hast du die ganze Tafel da gegessen?«
    Erschrocken griff sie nach dem Papier und begriff, dass keine Schokolade mehr da war.
    »Dann verrate mir den Trick.«
    »Es waren zwei oder mehr. Jeder hatte einen Stapel mit Klonen der Originalkarte. Für jeden Automatenbesuch haben sie einen neuen Klon verwendet. Vielleicht haben sie auch Geld von anderen Konten abgeholt, das wissen wir ja nicht.«
    »Also dieselben Leute wie in München?«
    Sie nickte. »Aber der Trick in München war viel raffinierter. Ich habe mir die Daten angeschaut, die Mäusler mir auf der CD mitgegeben hat. Das sind aber nur die Kartendaten und die Automatenprotokolle, also nicht mal die Hälfte vom Ganzen. Da muss es vorher auch einen Eingriff auf den Server gegeben haben. Man kann ja nicht einfach eine Karte reinschieben und den Automaten umprogrammieren wie in einem Agentenfilm.«
    »Also mindestens zwei Personen.«
    »Und die Person, die man auf den Überwachungsaufnahmen aus München nicht sehen kann, das kann die Tote sein. Der andere ist der Mann auf dem Überwachungsvideo. Er liegt jetzt tot in der Pathologie.«
    »Jedenfalls hätten wir das gerne.«
    Sofi konnte recht haben. Sesselja war an diesem Donnerstag am frühen Abend zu ihrer ersten Nachtschicht aufgebrochen. Was die Tote von da an bis drei Stunden vor ihrem Tod getan hatte, konnte Sesselja also nicht sagen.
    »Sie wurden verfolgt«, fuhr Sofi fort, ohne sich von seinem Einwand bremsen zu lassen. »Am Donnerstagabend haben sie in der Deckung all dieser Menschen, die dort auf der Straße waren, so viel Geld beschafft wie möglich. Dann müssen sie sich getrennt haben, wenn man bedenkt, wie wir die beiden später tot gefunden haben. Beide wurden von ihren Verfolgern eingeholt. Die Tote wurde aus dem Fenster gestürzt. In der Wohnung fanden wir Geld, das sie früher mit anderen Karten aus Automaten geholt haben könnten. Lauter unterschiedliche Geldscheine. Das ist Hesperia. Aisakos wird auch aufgespürt. Er stirbt denselben Tod wie seine Komplizin und landet im Park.«
    »Das ist also dein Szenario. Nicht schlecht! Die Briefe könnten dem Zweck dienen, sich chiffriert zu verständigen. Vielleicht sind sie aber auch tatsächlich ein Liebespaar. Aber wer hat sie verfolgt und ermordet?«
    »Ich dachte an Gunnar.«
    »Die beiden müssen ja keine Deutschen sein. Sie haben nur das Land gewechselt. Bei Hesperias Anblick habe ich schon an Süd- oder Osteuropa gedacht. Sicher können wir es bei ihr aber nicht sagen.«
    »Aber beim Mann sehr wohl. Der stammt auf jeden Fall nicht aus Nordeuropa und auch nicht aus Deutschland.«
    »Dass die Frau in Deutschland dabei gewesen ist, überzeugt mich nicht so recht. Das würde sich zwar gut fügen, aber …«
    »… nichts fügt sich so gut wie der Irrtum. Ich weiß schon.«
    »Sie hätte dann auch sehr jung sein müssen. Der Mann ist doch bestimmt zehn Jahre älter als sie. Es ist auch nicht so wichtig. Wir müssen uns fragen, was die beiden mit der Gunnar-Bande zu tun haben.«
    »Der Liebesbrief könnte auch echt sein. Der wirkt richtig komponiert.«
    »Vielleicht ist sie wirklich Griechin. Wenn wir der Sondereinheit glauben, die an Gunnar dran ist, dann muss der Tote aus dem Zentrum der Struktur stammen, deshalb hat Gunnar alle Hebel in Bewegung gesetzt, ihn vor der Polizei zu erwischen. Das ist, was sie in Stockholm glauben. Der Fundort im Park sollte der Polizei vorführen, dass seine Organisation schneller und besser war.«
    Sofi nickte und machte sich schweigend Notizen.
    »Die können wirklich zum Justizkanzler gewollt haben, um dort Asyl zu bekommen«, nahm Kjell das Gespräch wieder auf.
    Auch wenn das juristisch unklug war, weil es nicht zu den Kompetenzen des Justizkanzlers gehörte, so war der Gedankengang leicht nachzuvollziehen. Einem Ausländer ohne Kenntnisse über das schwedische Rechtssystem war der Justizkanzler dennoch ein

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