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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Begriff, weil er bei anderen Fällen Ausländer gegen die Polizei oder andere Behörden verteidigt hatte. Und er galt weithin als aufrichtiger Mann.
    »Allerdings war der JK nicht da.«
    »Und jetzt kommt Josefin ins Spiel. Die wussten, wo sie die Tochter finden.«
    Sie sahen einander an. Es gab einen Haken an der Geschichte.
    »Sesselja Ragnarsdóttir«, raunte Sofi.
    »Ja, wer ist sie?«
    Sofi schnappte sich ihren Block und ging in Windeseile ihre Notizen durch. »Die beiden können sich nur zu einem früheren Zeitpunkt an Josefin gewandt haben, wenn Sesselja die Wahrheit sagt.«
    »Sesselja könnte auch die Frau auf dem Überwachungsfilm sein, das ist dir klar, oder?«
    »Aber wir und die Säpo haben sie so gut überprüft.«
    »Okay«, sagte Kjell. »Nimm an, sie sagt die Wahrheit. Für die Wohnung gibt es vier Schlüssel, einen davon hatte Oskar aufbewahrt. Josefin besaß im Gegenzug einen Schlüssel zu Oskars Wohnung. Diese beiden Exemplare konnte einer beim anderen abholen, wenn er seinen Schlüsselbund verlor. Die drei anderen Schlüssel waren in Josefins Wohnung. Einen davon hatte Sesselja, die beiden anderen lagen im Flur. Oskars Exemplar konnte in seiner Wohnung nicht gefunden werden, Barbro hat er erzählt, der Schlüssel sei immer in einer Schublade gewesen.«
    »Und bei der Toten finden wir 500 000 Kronen, von denen wir nur wissen, dass das abgehobene Geld von Josefins Konto nicht darunter ist. Das muss die Doppelgängerin doch mitgebracht haben, denn warum hätte Josefin ihr Konto plündern sollen, wenn so viel Geld in der Wohnung war.«
    »Dieses Geld könnte natürlich aus der Kasse der Gunnar-Bande kommen«, gab Kjell zu bedenken. »Es muss nicht aus Automaten gestohlen worden sein.«
    »Aber der Mörder kann nicht danach gesucht haben, dann hätte er es ebenso rasch gefunden wie wir. Wenn wir Sesselja glauben, dann hat er ja überhaupt nichts mitgenommen. Von dem Geld hat er gar nichts gewusst.«
    »Er kann das Geld auch mitgebracht haben«, nahm Kjell den Faden wieder auf. »Du vergisst, dass es von Josefin nichts Persönliches mehr in der Wohnung gibt. Ihr tragbarer Computer und ihr Portemonnaie fehlen.«
    Sofi nickte nachdenklich. »Ja, natürlich.« »Das klingt also schon ganz gut«, resümierte Kjell. »Auch wenn noch einiges im Dunkeln liegt. Aber wir tun gut daran, wenn wir annehmen, dass Josefin in den Händen der Gunnar-Leute ist. Warum? Ist sie ein Druckmittel?«
    »Zu welchem Zweck denn? Nein.«
    »Was dann?«
    »Sie weiß etwas«, antwortete Sofi ohne Zögern. »Durch Aisakos und Hesperia weiß sie etwas über die Gunnar-Struktur.«
    »Ganz genau. Aber warum nimmst du so sicher an, dass es Gunnar ist?«
    »Ich bin natürlich nicht sicher, aber überleg mal, was wir und die Säpo in den letzten Tagen alles angestellt haben. Und wir haben so gut wie nichts! Das erfordert auf der Seite der Täter eine brillante Organisation und Infrastruktur. Und genau das ist das Merkmal von Gunnar. Die Tarnung der Struktur ist ihre Stärke. Niemand kennt irgendeinen Namen.«
    »Außer Josefin vielleicht.«
    »Vielleicht auch der JK selbst. Vielleicht ist es ihm nur noch nicht bewusst.«
    »Das Archiv«, sagte Kjell. »Aber dort haben sie nichts gefunden.«

44
    Kjell und Sofi wollten den Expresszug in die Stadt nehmen, doch als sie nach dem Zoll ums Eck bogen, stand Barbro mitten in der Halle und spielte nervös mit ihrem Schlüsselbund. Sofi, die ihren Koffer hinter sich herzog, hatte sie auch entdeckt.
    »Es ist etwas passiert«, sagte Barbro mit einem Ernst, den Kjell an ihr noch nicht kannte. »Kommt mit.«
    Draußen hatte sich Henning mit dem Wagen direkt hinter der Drehtür auf den Bordstein gestellt. Als sie sich näherten, entdeckte er Linda. Nach außen scheinbar unbeteiligt, war er einfach nur gelähmt von ihrem Anblick. Ihr rechtes Auge war blau angelaufen, und auf dem Wangenknochen klebte ein professionelles Pflaster. Sie stürzte gleich in seine Arme und weinte. Er spürte, dass sie sich das lange aufgehoben hatte. Sie hat sich wieder mal mit dem Fahrrad hingelegt, dachte er zuerst, aber das passte nicht zu ihrem Verhalten. Dann ächzte sie nur, weinte aber nicht. Er suchte in Hennings und Barbros Gesichtern nach einer Erklärung.
    »Jetzt bleib ganz ruhig«, empfahl Barbro und erzählte in kargen Worten, was geschehen war. »Die Verletzung hat sie daher, dass sie den Fuß gegen die Tür gestellt hat. Der Mann hat ihr durch den Türspalt ins Gesicht geschlagen und sie an den Haaren

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