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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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alle Männer dazu zu bringen, an ihrer Seite unglücklich sein zu wollen. Wahrscheinlich hatten sie all diese Faktoren ganz zielstrebig zu ihrem jetzigen Leben geführt, die Ideologisierung und Verklärung dieser Lebensführung war wie bei den meisten Menschen ein später Anbau. Obwohl er sie in einem ungeschminkten Moment verhaftet hatte, funktionierten ihre Gesten eindrucksvoll gut.
    »Vierhundert Exemplare gibt es also davon, verstehe ich dich richtig? Zu welchem Zweck?«
    »Es ist ein Kunstprojekt.«
    »Schon klar. Du hast dir bestimmt viel Mühe gegeben. Ich will dennoch wissen, was dahinter steht.«
    »Provokation.«
    »Amelie, du solltest nicht mit mir hier allein in diesem Raum sein, wenn ich mich richtig provoziert fühle.«
    »Ich will sofort mit einem Anwalt sprechen. Außerdem will ich wissen, was mir eigentlich vorgeworfen wird.«
    Das war jetzt ihr letztes Aufgebot.
    »Der Reichsankläger hat dich als verdächtige Person eingestuft. Wir glauben, dass du Teil einer Organisation bist, die für die Entführung von Josefin Rosenfeldt verantwortlich ist.«
    »Josefin Rosenfeldt. Ich kenne überhaupt keine Josefin Rosenfeldt.«
    »Josefin Rosenfeldt ist die Tochter des Justizkanzlers Lennart Rosenfeldt, und in ihrem Zimmer hängt dieses Plakat hier. Ich will von dir wissen, wie es dorthin gekommen ist.«
     
    Sten Haglund stand einen Schritt vor Barbro und Henning ganz dicht an der Spiegelscheibe und wippte mit den Fersen auf und nieder. Sofi saß auf dem Stuhl in der dunkelsten Ecke und war damit beschäftigt, geräuschlos die Folie von ihrem Schokoladenriegel zu reißen. Es war schon der zweite.
    Schweigend folgten alle dem Verhör, das genau den Verlauf nahm, den sie erwartet hatten.
    »Verdammt!«, zischte Barbro leise. »Sie weiß nichts.«
    »Doch, doch«, flüsterte Henning. »Sie weiß schon etwas. Aber sie wird es nicht so leicht preisgeben.«
    Sten trat einen Schritt zurück. »Wir müssen das heute noch herausbekommen. Ihr seid schon im siebten Ermittlungstag. Das mit der Schwesternschaft holt ihr heute aus ihr raus.«
    Sten drehte sich zum Gehen. In der offenen Tür wandte er sich noch einmal um. »Ach ja, Setterlind, deine Flitterwochen mit Oskar Rosenfeldt sind ab sofort beendet. Beim nächsten Bericht kannst du deine Sachen packen und wieder in die neunte Klasse gehen, wo du mit Leuten deiner Reife zusammen sein kannst. Ist das klar?«
    »Ja«, antwortete Barbro wie aus der Pistole geschossen. Sie stand reglos da, mit durchgedrücktem Kreuz.
    Henning legte Barbro seine Hand auf den Rücken. »Hast du nicht daran gedacht, dass die Säpo an ihm klebt?«
    Barbro antwortete nicht und starrte durch die Scheibe.
    Henning legte jetzt den ganzen Arm um sie. »Was machst du denn?«, brummte er.
    Ihre Stimme klang hart. »Ich habe jemand gefunden, der wie ich ist.«
    »Aber Oskar ist nicht wie du.«
    »Ich weiß auch nicht.«
    »Barbro!«, flüsterte Sofi von ihrem Stuhl aus. »Dein Stichwort ist gerade gefallen.«
    Barbro löste sich von Henning und drückte die Glastür auf.
    Barbro ging in gerader Linie zum Tisch und setzte sich neben Kjell. Sie öffnete die Mappe mit den Präsentationsfolien und drehte sie in einem perfekten Schwung in Amelies Richtung.
    »Wir haben in deiner Wohnung komplette Aufbereitungen der Presseberichte zu neunzehn Rechtsfällen aus diesem Jahr gefunden. In all diesen Fällen geht es um sexuelle Nötigung oder mehr. Uns ist aufgefallen, dass in all diesen Fällen ein ungeklärtes Element in der Ermittlungskette auftritt. Du verstehst sicherlich, wovon ich rede. In zwölf Fällen haben wir es mit bewaffneten Überfällen auf Personen zu tun, die wegen Sexualdelikten verurteilt oder angeklagt waren. Darüber hinaus haben wir eine recht umfangreiche Liste von E-Mail-Adressen bei dir gefunden. Diese hier gehört einer Siri Wardsjö aus Halmstad. Sie steht im Verdacht, vor zwei Jahren mit drei anderen Frauen in ihrem Alter den Naturkundelehrer ihrer Schule überfallen und dabei verletzt zu haben. Das ist nur ein Beispiel. Wir werden uns alle Leute auf dieser Liste ansehen, sie observieren und im Verhör danach fragen, ob sie auch wie du als Prostituierte arbeiten. Wir haben alle deine Freizeitfreunde aufgesucht und Anzeige gegen sie wegen Verstoßes gegen das Prostitutionsverbot erhoben. Schönen Abend noch!«
    Barbro stand mit einem Ruck auf, raffte ihre Sachen zusammen und verließ den Raum. Amelie war Barbros Blitzvortrag mit eifriger Pupillentätigkeit gefolgt und beim

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