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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Schwesternschaften unterschieden sich vom Vorangegangenen durch die aggressive Gewalt. Das waren aber vor allem Mädchenbanden aus den Vororten, die sich nicht mehr nur zusammentaten, um sich auf dem Nachhauseweg von der Bushaltestelle zu schützen. Die Wut wurde zu einer aggressiven Grundhaltung im Leben. Das Motto »Schlagt zurück!« kommt aus diesem Milieu. Was die vierte Welle sein sollte, war uns lange ein Rätsel. Wir konnten dahinter nur ein überregionales Netzwerk vermuten. Der Ursprung liegt auf jeden Fall oben in Umeå.«
    »Wir haben also ein Mitglied dieser Schwesternschaft unten in der Zelle sitzen«, fragte Henning. »Es könnte sogar sein, dass sie die Anführerin ist.«
    Jannika verdrehte die Augen. »Was für eine Anführerin denn?«
    »Du könntest wirklich erstmal nachdenken, bevor du etwas sagst«, fand Barbro, die die fünfte Stufe des Feminismus bereits 1987 erreicht hatte und jetzt auf der sechsten war.
    »Mich interessiert vor allem, welche Gewaltverbrechen zu dieser Gruppe gehören«, sagte Kjell. »Was wir bisher wissen, deutet ja darauf hin, dass sie sich berufen fühlt, milde Urteile gegen Sexualverbrecher handgreiflich zu verschärfen.«
    »Wir haben gar nichts außer der Beobachtung, dass all diese Übergriffe gut organisiert waren. In keinem einzigen Fall haben wir einen konkreten Verdächtigen.«
    Henning meldete sich wie ein Schuljunge. »Wir möchten natürlich wissen, in welchem Verhältnis Josefin Rosenfeldt zu der Vierten Schwesternschaft steht. Sie hat bei einer Telefonberatung gearbeitet, die sich aber vor allem an ausländische Frauen richtet und keinem ausgeprägt feministischen Ansatz folgt. Sie ist sogar kommunal.«
    »Am besten befragen wir die Familie noch einmal in diese Richtung«, schlug Sten vor. »Lennart und Oskar sind heute in der Wohnung des JK versammelt.«
    Kjell sah auf die Uhr. Es war halb elf. »Kannst du hinfahren, Barbro?«
    Barbro sah ihn unsicher an.
    Henning räusperte sich. »Ich fahre. Ich kenne Rosenfeldt ja am besten.« Er stand auf und verließ den Raum.
    Die Namenlose nutzte die kurze Unruhe und meldete sich zu Wort. »Es gibt bei uns den starken Verdacht, dass eine Reihe von Hinweisen an die Polizei aus der gleichen Quelle stammen. Konkret waren das die Wohnwagencamps in Täby und Sollentuna.«
    Das lag erst drei Wochen zurück. Die Polizei hatte mehrere anonyme Anrufe bekommen und kurz darauf dreißig Zwangsprostituierte befreit, die dort in Wohnwagen gefangen gehalten worden waren.
    »Kann das nicht auch ein Konkurrent gewesen sein?«, fragte Kjell. »Oder eines der Opfer? Ich will vermeiden, dass wir alle ungeklärten Rätsel Schwedens auf die Schwesternschaft zurückführen. Mich interessieren nur Josefin Rosenfeldt und die beiden Toten.«
    Die Frau schüttelte ernst den Kopf. »Die Opfer rufen nie die Polizei. Sie stammen meist aus Ländern, in denen die Polizei Teil des Verbrechens ist. Außerdem wurden zur gleichen Zeit mehrere Stellen der Polizei kontaktiert. Das lässt auf tiefere Kenntnisse schließen und eine bestimmte Überlegung.«
    »Geht es um Korruption?«, platzte es aus Sofi heraus. Sie hatte anscheinend vergessen, dass sie neben Sten Haglund saß.
    Seine Antwort überraschte alle. »Wir haben in der Reichsleitung unsere Schlüsse daraus gezogen. Denn die Stellen, die man in so einem Fall wohl zunächst kontaktieren würde, wurden ausgelassen. Dafür wurden andere ausgewählt, die eigentlich nicht zuständig sind, andererseits aber auch nicht unqualifiziert. Das kann natürlich auch Zufall oder Unkenntnis der internen Struktur der Polizei sein.«
    »Konkurrenten gibt es keine«, erzählte die Namenlose in ein kollektives Schweigen hinein. »Wir erkennen es vor allem daran, dass die organisierte Kriminalität geschlossen in eine Richtung marschiert, was die Zulieferung angeht. Rauschgift, Geld, Frauen.«
    »Wie kommt die Schwesternschaft eigentlich an all diese Informationen?«, wollte Sofi wissen, nachdem sie zwei Minuten lang an der Kappe ihres Füllers herumgelutscht hatte. »Ich meine, die wissen lauter Dinge, die die Polizei nicht weiß.«
    »Wir setzen ja auch Sozialarbeiter als Informanten ein«, erklärte Jannika. »Aber die Schwesternschaft sitzt ideologisch in den Frauenhäusern und Ähnlichem.«
    »Es muss eine sehr heterogene Gemeinschaft sein«, überlegte Sofi. »Sie hat ja ein breites Spektrum. Racheakte, Gefangenenbefreiung, Koordination von Prostitution.«
    »Straff und geschlossen ist nur der

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