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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Informationsaustausch.« »Und offensichtlich auch die Liberalität in der Gruppe. Die einen müssen ja von den Betätigungen der anderen wissen, sie also dulden, auch wenn es Straftaten sind. Und dieses Netzwerk hält nach außen völlig dicht. Finde ich erstaunlich.«
    Kjell sah auf die Uhr. Gleich elf. »Wir haben also Gunnar und die Schwesternschaft, zwei gut funktionierende Netzwerke, die auch aneinandergeraten. Und wir haben Josefin Rosenfeldt. Sie könnte ein Teil der Schwesternschaft sein. Dann haben wir das tote Mädchen und den toten Mann aus dem Park. Was ist mit ihnen?«
    »Wenn Josefin ein Teil der Schwesternschaft ist, dann lässt die Tatsache, dass die Tote bei ihr in der Wohnung war, nur eine Deutung zu«, antwortete die Namenlose. »Sie kommt aus der Gunnar-Struktur. Was ihr über den Mann und sie in Deutschland herausgefunden habt, lässt darauf schließen, dass er ein Kleinkrimineller ist, der auch Teil des Systems war. Da die Frau ja noch fast ein Mädchen ist, glaube ich nicht, dass sie die unbekannte Person auf dem Überwachungsvideo sein kann. Das Video ist viel zu alt und sie zu jung. Die beiden haben sich erst in Schweden kennengelernt. Die Bankserie in Deutschland hört ja früh auf, bestimmt ist er seit dieser Zeit hier in Schweden und auch erst hier an Gunnar geraten.«
    »Dann gibt es zwei Deutungen«, glaubte Sofi. »Das Mädchen wurde nach Schweden verschleppt und von der Schwesternschaft befreit. Josefin hat sie bei sich aufgenommen. Die andere Deutung sagt, dass das Mädchen kein Opfer ist, sondern nur Josefin. Gunnar hat Josefin entführt und das Mädchen als Platzhalter eingesetzt.«
    »Für die erste Theorie spricht Josefins plötzliche Abreise aus Frankreich, für die zweite die Tatsache, dass das Mädchen die Isländerin nicht erwartet hat«, sagte Barbro.
    Die erste Möglichkeit gefiel Kjell besser. »Im Prinzip entführt man die Tochter des Justizkanzlers nur, wenn man ganz wichtige Gründe hat. Aber wir haben bisher keine gefunden. Wenn Möglichkeit eins zutrifft, erklärt sich auch der Ausgang ganz leicht. Gunnar ist den beiden auf die Spur gekommen.«
    Erst schwiegen alle, dann nickten einige.
    »Das habt ihr herausgefunden?«, Oskar Rosenfeldt war vom Sofa aufgesprungen und wusste nicht, ob er herumlaufen oder sich wieder setzen sollte.
    »Stimmt es etwa?«, fragte Henning.
    »Wir sitzen hier seit einer Woche und haben nicht die geringste Ahnung, was Josefin zugestoßen sein könnte, und dann kommst du und behauptest, sie sei Teil einer feministischen Vögeltruppe.«
    Oskar tat einige Schritte auf seinen Vater zu, der in seinen Sessel eingesunken war und der Zigarette zwischen seinen Fingern beim Verglimmen zusah. Henning sah ihm am Mund an, wie schwer es ihm fiel, dazusitzen und die Polizei ihre Arbeit machen zu lassen.
    »Ich habe es dir gesagt, genau das habe ich dir gesagt!«, schrie Oskar seinem Vater entgegen.
    Rosenfeldt zog an seiner Zigarette und wandte sich an Henning. »Wir hatten Befürchtungen, dass ihr die falsche Richtung einschlagen könntet. Oskar hat Schwierigkeiten, anderen Menschen dabei zuzusehen, wie sie Fehler begehen.«
    Henning hatte bisher in der Mitte des Raumes gestanden. Nun nahm er auf dem breiten Sofa Platz. »Ich habe nicht behauptet, dass Josefin Teil dieser Schwesternschaft ist. Es gibt jedoch auf jeden Fall eine Verbindung. Wir müssen diesen Schritt jetzt tun. Alles deutet in diese Richtung.«
    Rosenfeldt nickte.
    Henning zog den Notizblock aus der Tasche seiner Jacke. Auf der Fahrt hatte er sich alle Punkte notiert, die er ansprechen wollte. »Wir haben inzwischen den Abend vor dem Mord rekonstruiert. Zwischen dem Medborgarplatsen und Skanstull wurde in kurzer Zeit auf technisch recht eigenartige Weise Geld mit Josefins Bankkarte abgehoben. Alle Automaten liegen auf diesen siebenhundert Metern Götgatan. Abgesehen davon, dass es in der Stadt nur wenige Stellen mit so einer Dichte von Automaten gibt und vielleicht auch der Charakter des Ortes eine Rolle spielt, erstaunt mich, dass der Beginn dieser Tour nur hundert Meter von deiner Wohnung entfernt liegt, Oskar. Kann es sein, dass sie bei dir gewesen ist?«
    »Natürlich! Ich habe ja schon gesagt, dass ich ganz unerwartet aufgebrochen bin.«
    »Ja ja. Wenn sie zu dir kommt, hat sie dann den Schlüssel dabei, oder ist der nur für Notfälle?«
    »Sie bewahrt ihn nicht an ihrem Schlüsselbund auf. Bisher hat sie immer geklingelt.«
    »Ihr versteht, warum ich frage, ja? Deine Wohnung war in

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