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Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Titel: Die Falschmünzer vom Mäuseweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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zwar immer ein bisschen wie
verunglückte Weltraumsonden aus; und Tarzan war im Umgang mit Strohgeflecht,
Leim und Goldpapier auch nicht gerade ein Künstler — aber Spaß machte es
trotzdem. Und was Gaby bastelte, hätte man auf Wohltätigkeitsfesten verkaufen
können — so hübsch glückten ihr Weihnachtssterne, Baumschmuck und pausbäckige
Engel.
    In der Pridewill-Straße, wo sie
langsam fuhren, hörte Tarzan ein Motorrad hinter sich.
    Sofort sah er sich um.
    Leider war es hier so dunkel,
dass man Katzen- oder Eulenaugen benötigt hätte, um was zu erkennen.
    Jedenfalls — einer der
Ledertypen auf seinem Feuerstuhl konnte es nicht sein. Denn der Kradfahrer
zuckelte gemächlich und hatte einen vorschriftsmäßig beleuchteten Anhänger
hinter seiner Maschine.
    Tarzan radelte weiter.
    Klößchen hatte überhaupt nicht
reagiert. Seine Gedanken liefen voraus. Er roch und schmeckte die Stollen
bereits, die Frau Glockner gebacken hatte. Hoffentlich kriegte er zwei, besser
noch drei Stücke! Das war im Augenblick seine einzige Sorge.
    Der Motorradfahrer überholte.
    Tarzan, der auf seinem Rennrad
geduckt fuhr, wandte den Kopf.
    Ein erleuchtetes Schaufenster,
das sie gerade passierten, erhellte die Straße.
    Der Motorradfahrer trug seinen
Helm, aber keine Brille. Außerdem steckte er in seiner nietenverzierten
Lederkleidung. Deutlich hob sich das Raubvogelprofil vor der Helligkeit ab.
    Tarzan stockte der Atem, fast
vergaß er zu treten. Dann duckte er sich noch tiefer. Aber dem Ledertyp tränten
die Augen; und er hätte ja viel zu tun gehabt, auch noch auf zwei Radler zu
achten.
    Die roten Augen der Rücklichter
hatte er von denen gesehen — und sonst gar nichts.
    Er fuhr weiter.
    Tarzan wandte sich Klößchen zu.
»Träumst du? Das war einer!«
    »Was? Mandelstollen?
Hoffentlich... Ach so! Wie meintest du eben?«
    »Da vorn. Das ist einer der
Ledertypen. Er fährt verhältnismäßig langsam. Ich versuche ihm zu folgen. Du
fährst zu Gaby.«
    Er packte den Rennlenker
fester, legte einen anderen Gang ein und zischte los wie ein geölter Blitz.
    Nicht mal mit Hilfsmotor hätte
Klößchen das Tempo geschafft.
    Während er zurückfiel wie eine
Schnecke am Berg, holte Tarzan Meter um Meter auf. Aber jetzt fegte kalter Wind
durch die Straße. Er kam von vorn und behinderte sehr.
    Trotzdem behielt Tarzan den
Anschluss. Nicht einen Moment verlor er den Raubvogeltyp aus den Augen.
    Der bog ein paar Mal ab. In
immer einsamere Gegenden zog sich die Verfolgung. Hier brannten weniger
Laternen. Viele Häuser waren dunkel. Und Tarzan wusste längst nicht mehr, wo er
war.

    Raubvogel drosselte jetzt das
Tempo.
    Tarzan ließ sich vom eigenen
Schwung tragen und beobachtete, wie das Gefährt in einer Toreinfahrt verschwand.
    Er rollte näher. In der
Dunkelheit sah er ein altes, offenbar zweigeschossiges Haus. Es wirkte
verkommen wie die ganze Gegend. Alle Fenster waren dunkel. Auf dem Hof hinterm
Haus röhrte die Maschine nochmal auf, dann war Stille.
    Tarzan verzog sich in den
Windfang einer gegenüberliegenden Mietskaserne.
    War der Raubvogeltyp, der
mutmaßliche Handtaschenräuber, hier zu Hause?
    Tarzan beobachtete. Hinter
einem Fenster im Erdgeschoss flammte Licht auf. Aber die Vorhänge waren
geschlossen.
    Er wartete eine Viertelstunde.
Aber nichts tat sich. Wenn er die Chance nicht verpassen wollte, musste er
Kommissar Glockner verständigen. Drei Straßen zurück hatte er eine Telefonzelle
gesehen. Zunächst mal freilich galt es festzustellen, wo er sich befand.
    Erst nach längerem Suchen
entdeckte er das Straßenschild. Von der weißen Schrift auf blauem Grund war
schon etliches abgeplatzt. Aber man konnte noch entziffern, dass es BURGSTRASSE
heißen sollte.
    Er flitzte zurück, fand die
Telefonzelle, stürmte hinein, hatte zum Glück noch Münzgeld und wählte.
    Diesmal rief er nicht im
Präsidium an, denn der Kommissar war bestimmt schon zu Hause.
    Und tatsächlich — er schien am
Telefon gewartet zu haben, hob nämlich augenblicklich ab.
    »Glockner.«
    »Hier ist Tarzan. Ich...
    »Ich weiß es schon von
Klößchen. Du hast einen der Handtaschenräuber verfolgt. Und?«
    »Er ist in einem Haus an der
Burgstraße, Die Nummer weiß ich nicht. Aber es ist das fünfte auf der linken
Seite.«
    »Ausgezeichnet, Tarzan. Ich
beordere sofort einen Streifenwagen hin und ich komme natürlich auch. Du
bleibst in der Nähe? Einen Moment wird’s nämlich dauern. Die Burgstraße liegt
ja elend weit draußen.«
    »Ich verstecke mich

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