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Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Titel: Die Falschmünzer vom Mäuseweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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die richtige Größe
geschnitten.«
    Ehrfürchtig umkreiste Kowalske
die Offsetmaschine, während Göbel dieses und jenes erklärte, wovon aber die
Handtaschenräuber rein gar nichts begriffen.
    »Wozu ist denn das?«, fragte
Zoppig. Er deutete in die Ecke, wo eine schmutzige Turnmatte lag.
    »Dort altern wir die Blüten«,
sagte Göbel.
    »Was?«
    »Altern!« Göbel grinste.
»Frisch aus der Maschine sehen die Blüten so glatt und neu und ungebraucht aus,
dass jeder, der eine in die Hand kriegt, misstrauisch wäre. Weil aber unsere
Scheinehen schon 1970 gedruckt wurden — wie draufsteht — , müssen sie
abgegriffen wirken.«
    »Verstehe«, nickte Zoppig.
»Aber wie macht ihr’s? Turnt ihr auf den Blüten?«
    »So ungefähr. Man könnte sagen,
wir spielen Fußball. Die Blüten werden auf die Matte gestreut; und einer von
uns springt dann mit dreckigen Turnlatschen drauf rum. Bis die Scheine
schmuddelig aussehen und im richtigen Maße zerknittert sind.«
    »Ist ja zum Kringeln!«, rief
Florentine Huber. Abermals rückte sie auf Tuchfühlung an Detlef Göbel heran.
»Ihr tretet also euer Geld mit Füßen!«
    »Was aber nicht bedeutet, dass
wir es missachten!«, grinste er.
    Aus einem Stahlschrank nahm er
einen großen Karton.
    Aufgrund seiner Aufschrift
enthielt er französischen Ziegenkäse und entstammte einem Supermarkt. Doch
diese Angaben trafen längst nicht mehr zu.
    »Eine Million!«
    Göbel öffnete den Karton.
    Andächtig starrten Kowalske und
Co. auf die gebündelten Blüten.

    Einige sahen noch recht neu
aus, andere, als kämen sie aus einer Zeit, da noch mit Naturalien (landwirtschaftlichen
Erzeugnissen) bezahlt wurde.
    »Eine Million«, sagte Plasch.
»Das hört sich so gewaltig an. Aber man kann’s bequem wegtragen.«
    »Sind alles Bündel zu 1000.«
    Göbel stellte den Karton in den
Stahlschrank zurück. Sie verließen die Fälscherwerkstatt und Echt löschte das
Licht.
    Im Kaminzimmer hatte Marker dem
Schnaps zugesprochen. Sein Nussknackergesicht zeigte jetzt das intensive
Rotblau einer Vollreifen Pflaume. Gehobene Stimmung ging freilich nicht von ihm
aus.
    Indem er die rechte Faust in
der linken Hand wog, als müsse er unbedingt das genaue Gewicht ergründen,
murmelte er: »Den schlage ich zu Brei, wenn ich ihn erwische.«
    »Was hat denn unser Freund?«,
fragte Kowalske.
    »Er ärgert sich«, erwiderte
Göbel belustigt. »Weil er reingelegt wurde.«
    »Ach, wirklich? Von wem denn?«
    »Das ist es ja! Von einem
Jungen.«
    Ohne sich an Markers wütenden
Blicken zu stören, erzählte er von den verlorenen 20 Hunderter-Blüten, und von
dem Streich jenes Jungen, der das Geld gefunden, aber behalten und Marker
beinahe zum Fundbüro geschickt hätte.
    »Ist natürlich unangenehm!«
Göbel wurde ernst. »Dass er Blüten erwischt hat, merkt der Junge bestimmt
nicht. Aber sobald er die Lappen ausgibt, könnte was schief gehen. Fehlte nur,
dass die Polypen ihn fragen und er unseren Ferdinand beschreibt. Ist ja ein
einprägsamer Typ, unser Ferdinand! Zu dämlich, sich auf diese Weise zu zeigen!
Aber jetzt lässt sich nichts mehr ändern.«
    »Ein Grund mehr«, sagte
Kowalske, »dass wir unseren Coup so schnell wie möglich verwirklichen. Aber auf
den Bengel sollten wir achten, wenn er unseren Weg kreuzt. Wie sieht er denn
aus?«
    Marker knurrte wie ein
Kettenhund, trank erst noch einen Schnaps und meinte dann: »Ich schätze, er ist
15. Ziemlich groß und sehr kräftig, aber schlank. Braune Locken, braunes
Gesicht und blaue Augen, oder... nee, doch, ich glaube: blau. Hatte nen Anorak
an, dunkelrot, glaube ich, und blaue Jeans und... Weiter weiß ich nichts!
Verdammter Bengel!«
    Plasch, der Rotkopf, stieß
einen Pfiff aus.
    »Das gibt’s doch nicht!«, sagte
Zoppig.
    »Ich glaube, den kennen wir«,
ergänzte Bruchdrexl. »Hatte er vielleicht nen dunklen Pullover an — mit nem
großen, weißen T auf der Brust?«
    Marker glotzte, als wäre ihm
der Schnaps in die Augen gelaufen.
    »Gott verdamm mich! Ja! Ein
großes T! Sogar ein sehr großes T!«
    »Das ist einer dieser Saftheinis
aus Dengenbach«, rief Florentine Huber, »wo sie in die S-Bahn reinwollten, die
wir demoliert hatten. Zu viert waren die. Noch ein kleiner Dicker war dabei,
eine Brillenschlange und eine blöde Pute mit blonden Haaren.«
    »Blöd war die eigentlich
nicht«, meinte der krummbeinige Zoppig, »sogar recht hübsch! Ungewöhnlich
hübsch, würde ich sagen. Aber eingebildet. Für die war ich Luft. Die guckte
glatt durch mich durch wie

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