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Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Titel: Die Falschmünzer vom Mäuseweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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durch ne geputzte Fensterscheibe.«
    »Ist ja gut!«, sagte
Bruchdrexl. »Wir wissen, dass du für blonde Miezen schwärmst und es nicht
vertragen kannst, wenn dich eine...«
    »RRRRRRRRRHHHHH!«
    Erschrocken blickten alle zu
Marker.
    Der Nussknacker war
aufgesprungen. Er hatte endlich begriffen, allerdings mit Verspätung.
    Zähnefletschend starrte er in
das flackernde Kaminfeuer.
    »Die also auch!«, röhrte er.
»Die drei andern! Klar! Die waren auch da. Standen aber woanders. Als gehörten
sie nicht dazu! So also ist das! Abgefeimt! Hinterhältig! Und als ich abzog,
wollte die Brillenschlange mir nach! Jedenfalls sah es so aus! Hat’s dann aber
doch nicht gemacht. Nein, nein! Beruhig dich, Detlef! Mir ist niemand gefolgt!
Den ganzen Mäuseweg entlang habe ich mich umgesehen.«
    Göbels umwölkte Stirn glättete
sich etwas. Aber eine steile Sorgenfalte blieb zwischen seinen Brauen.
    »Das hörte sich ja an, als wäre
was im Busch! Wer sind die vier? Wieso verfolgen sie dich, Ferdinand? Was haben
sie mit euch zu tun?«, wandte er sich an die Handtaschenräuber.
    »Nichts!«, beteuerte
Bruchdrexl. »Begegnet sind wir ihnen, zufällig. Der Brillenschlange haben wir
die Brille runtergehauen. Das war alles. Kommt ja schließlich vor, dass man
irgendwen kennt — vom Sehen kennt! Dass die nun die Blüten gefunden haben und
sich nen Jux machten — ist doch Zufall.«
    Für einen Moment herrschte
Schweigen. Nur das Kaminfeuer prasselte. Und Kowalske klopfte sich mit dem
Daumennagel gegen die Vorderzähne. Einige klangen hohl.
    »Hier!« Diesmal klopfte er
unterhalb des Perückenansatzes an seinen Schädel. »Ist der Plan in allen
Einzelheiten fertig. Und ich meine, wir sollten ihn ausführen. Rasch! Am besten
gestern! Haben wir erst mal eine echte Million, dann braucht uns kein Aas zu
kümmern, weder der T-Bengel noch die Polente! Dann können wir die Kurve kratzen
— und ab in den sonnigen Süden oder nach Alaska zum Ananas-Züchten.«
    Göbel nickte. Mit einer
Handbewegung lud er zum Platznehmen ein.
    Florentine Huber stolperte, so
sehr beeilte sie sich, um den Stuhl neben ihm zu erwischen.
    Doch Göbels Aufmerksamkeit war
voll auf Kowalske gerichtet.
    »Es handelt sich«, sagte der,
»um eine eher kleine Bankfiliale.
    »Wo?«, fragte Göbel.
    »In Gelfing.«
    Das war einer der nobelsten
Stadtteile.
    »Brückenkopfstraße«, fuhr
Kowalske fort. »Eine Filiale der Wert-Bank.«
    »Ich glaube, die Filiale kenne
ich. Vom Vorbeifahren. War noch nicht drin.«
    »Die haben ständig eine Menge
Kohle im Tresor. In der Gegend wohnen Geldsäcke. Die brauchen öfter mal große
Beträge in bar.«
    »Leuchtet ein«, nickte Göbel.
»Aber wenn du da nen bewaffneten Überfall machen willst, dann rechne nicht mit
mir. Die Fluchtwege sind viel zu lang und...«
    »Wart’s doch ab!«, unterbrach
ihn Kowalske. »Von einem Selbstmordversuch ist ja überhaupt nicht die Rede.
Mein Coup läuft nachts ab, in aller Stille und unbemerkt. Und morgen Nacht wäre
ideal.«
    »Weshalb?«
    »Weil garantiert eine Million —
oder mehr im Tresor ist.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß zum Beispiel, dass
ungefähr 2000 Angestellte des Binding-Konzerns dort Kunden sind. Die — und noch
andere Arbeitnehmer — haben jetzt ihre Weihnachtsgratifikationen (zusätzliche
Vergütung) von den Betrieben gekriegt. Die Gelder wurden überwiesen. Aber
jetzt, vor Weihnachten, lacht Bargeld, weil alle Welt einkauft. Die Banken und
vor allem unsere Filiale in der Brückenkopfstraße müssen die Kohle
bereithalten. Glaub mir’s: Der Tresor ist voll.«
    »Und das bleibt er auch. Denn
rein kommst du nie.«
    »Doch.«
    Göbel holte ein goldenes
Zigarettenetui aus der Brusttasche, legte es aber ungeöffnet vor sich auf den
Tisch. Vielleicht wollte er nur zeigen, was für feine Sachen er hatte.
    »Von einem ehemaligen
Bankangestellten«, sagte Kowalske, »der dort rausgeflogen ist, weil er
veruntreut hat, weiß ich, wie der Tresor funktioniert. Vereinfacht gesagt: Man
braucht zwei Schlüssel, um ihn zu öffnen.«
    »Hast du die?«
    »Ich kriege sie. Den einen
Schlüssel trägt der Filialleiter ständig bei sich. Abends nimmt er ihn mit nach
Hause. Der Mann ist Junggeselle und bewohnt ein kleines, freistehendes Haus.«
    »Wie heißt er?«
    »Robert Hehne.«
    Göbel schüttelte den Kopf.
»Kenne ich nicht. Und wer hat den zweiten Schlüssel?«
    »Die Prokuristin. Frau Marlies
Göttling, eine recht appetitliche Person, geschieden und ebenfalls allein lebend.
Auf ihrem

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