Die Falschmünzer vom Mäuseweg
genau
gegenüber in einem Hauseingang.«
Er fuhr zurück, jagte aber
nicht wie ein Irrer. Darauf kam es jetzt nicht mehr an.
Tarzan bezog seinen
Beobachtungsposten. Beunruhigt sah er hinüber. Das ganze Haus war dunkel. Ging
der Kerl etwa so früh ins Bett?
Eine Weile bezähmte er seine
Ungeduld. Dann sicherte er sein Rad mit dem Kabelschloss, lehnte es an die
Hauswand.
An dunkler Stelle überquerte er
die Straße. Er tauchte in die Einfahrt und bewegte sich schattenhaft lautlos.
Er spürte Hindernisse, ohne dass er sie sah, tastete sich in völliger
Dunkelheit an einer Mauer entlang und erreichte den Hof.
Er brauchte etwa drei Minuten,
dann hatte er festgestellt, dass hier kein Motorrad war.
Allerdings gab es zwei
Schuppen, die — dem Benzingeruch zufolge — als Garage dienten. Stand der
Feuerstuhl samt Anhänger dort?
Bevor er sich davon überzeugen
konnte, hielt vorn an der Straße ein Wagen. Stimmen erklangen. Die Schritte
mehrerer Männer näherten sich.
Er hörte, dass Kommissar
Glockner dabei war, und lief den Polizisten entgegen.
Als er um die Hausecke kam,
leuchtete ihn ein starker Handscheinwerfer an.
»Ich habe drüben dein Rad
gesehen«, sagte der Kommissar. »Deshalb dachte ich mir, dass wir hier richtig
sind. Hast du noch was entdeckt?«
»Ich weiß nicht recht. Es sieht
alles so tot aus, als wäre kein Mensch zu Hause.«
»Von wo hast du angerufen?«
»Aus einer Telefonzelle. Aber
die ist ein ganzes Stück entfernt. Ob sich der Kerl währenddessen verdrückt
hat... O je! Dann wäre mal wieder alles umsonst gewesen.«
Und so war es leider auch.
Auf Klingeln, Klopfen und Rufen
erfolgte keine Reaktion. Einer der beiden Streifenbeamten, die den Kommissar
begleiteten, stellte dann fest, dass die Hintertür gar nicht abgeschlossen war.
Die Situation ließ es zu, dass
die Polizisten ohne richterlichen Durchsuchungsbefehl eindringen durften. Denn
immerhin handelte es sich um die Verfolgung eines gefährlichen Straftäters.
Gähnende Leere in allen Räumen.
Nur der herumliegende Dreck und die leeren Bier- und Schnapsflaschen zeigten
an, wer sich hier — bis vor Kurzem noch — aufgehalten hatte.
»Hier haben sie gehaust«,
meinte Glockner. »Die ganze Sippschaft der Handtaschenräuber. Jetzt sind sie
getürmt — und wir nur um Minuten zu spät gekommen. Und das nach monatelanger
Fahndung! Verdammtes Pech! Trotzdem — dieses Haus gehört irgendwem. Das lässt
sich feststellen. Und auf diesem Weg kommen wir weiter. Du, Tarzan, hast
jedenfalls mal wieder den Vogel abgeschossen. Als Mitarbeiter der Polizei wirst
du allmählich unentbehrlich.«
Tarzan stimmte in das Lachen
der anderen ein, klappte den Kragen seiner Jacke hoch und fragte: »Hat Ihre
Frau die Stollen schon angeschnitten? Ich habe mächtigen Appetit.«
»Du wirst nicht enttäuscht
werden.« Freundschaftlich legte ihm Herr Glockner den Arm um die Schultern.
»Ich wollte auch so gern kosten, habe es aber nicht mehr geschafft. Dein Anruf
kam dazwischen. Dafür haut Klößchen rein wie ein Scheunendrescher. Jedenfalls
fährst du jetzt zu uns. Du musst mein Stück mitessen. Ich habe noch im
Präsidium zu tun. Wollen doch mal sehen, was es mit dieser Bude hier auf sich
hat.«
Ihre Wege trennten sich.
Tarzan fuhr zu den Glockners.
Voller Spannung warteten dort:
Frau Glockner, Gaby, Karl und Klößchen. Und Oskar, natürlich.
Viel gebastelt hatten sie noch
nicht, obwohl alles bereit lag. Hingegen fehlte von dem ausgezeichneten
Mandelstollen schon ein großes Stück.
Klößchen sah satt und zufrieden
aus.
Auch Tarzan langte kräftig zu,
während er erzählte.
Gemeinsam wurden dann doch noch
zwei Weihnachtssterne gebastelt — aus Glanzpapier. Einer in Gold und einer in
Rot.
Kurz bevor sich die beiden
Internatsschüler verabschieden mussten, kam Kommissar Glockner.
»Was das Haus in der Burgstraße
betrifft«, erzählte er, »führt die Spur in die Sackgasse. Wem es gehört, konnte
ich sehr rasch feststellen. Der Mann ist polizeibekannt, weil vorbestraft. Ein
gewisser Vogt. Ich habe ihn telefonisch erreicht. Er sagt, er hätte das Haus
gegen beachtlich hohe Miete einem ehemaligen Mithäftling überlassen — und sich
um nichts weiter gekümmert. Der Mithäftling heißt Edwin Kowalske. Dessen
Vorstrafenakte müsstet ihr sehen! Gerade, dass er noch keinen umgebracht hat —
ansonsten ist dem alles zuzutrauen. Dieser Kowalske hat Vogt heute am
Spätnachmittag telefonisch mitgeteilt, dass er ausziehen werde. Hat aber nicht
gesagt,
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