Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
verzweifeln!«
    Ein dumpfes, schmerzliches Schweigen folgte diesen Aussagen Johanns. Herr de Vaudreuil war in die Kissen zurückgesunken.
    Bridget nahm das Wort, indem sie, den Blick fest auf ihren Sohn gerichtet, diesem die Frage stellte:
    »Warum bist Du hier? Warum nicht da, wo Deine Gefährten verweilen?
    – Weil ich Ursache habe, zu fürchten, daß die Königlichen auch nach St. Charles kommen, hier Haussuchung vornehmen, und daß die Flammen verzehren werden, was bis jetzt noch übrig blieb von…
    – Und kannst Du das abwenden, Johann?
    – Nein, Mutter!
    – Nun also, so wiederhole ich die Frage, warum bist Du hier?
    – Weil ich habe sehen wollen, ob es nicht thunlich wäre, daß Herr de Vaudreuil das geschlossene Haus, welches ebensowenig wie die anderen Wohnstätten verschont werden dürfte, nicht verlassen könnte.
    – Das ist nicht möglich, erklärte Bridget.
    – So bleibe auch ich hier und werde mich tödten lassen, während ich Alle vertheidige…
    – Für das Vaterland dürfen Sie in den Tod gehen, nicht aber für uns! sagte Herr de Vaudreuil. Ihr Platz ist da, wo die Patrioten sind…
     

    Die Einwohner hatten ihre Häuser verlassen. (S. 285.)
     
    – Da, wo auch der Ihrige ist, Herr de Vaudreuil! entgegnete Johann. Hören Sie mich an. Sie können nicht in diesem Hause wohnen, wo Sie bald entdeckt werden müßten. Heute Abend, als ich etwa noch eine halbe Meile zurückzulegen hatte, bin ich von einer großen Abtheilung Polizeibeamter verfolgt worden. Es steht außer Zweifel, daß die Männer mich erkannt haben, da Sie ja auch dieselben haben meinen Namen aussprechen hören. Man wird den ganzen Ort durchsuchen, und selbst wenn ich nicht mehr hier wäre, wird das geschlossene Haus dennoch von oben bis unten durchsucht werden. Sie, Herr de Vaudreuil, werden die Beamten finden, Sie werden von denselben weggeschafft werden und auf Gnade dürfen Sie dann nicht hoffen!
    – Was thut das, Johann, erwiderte Herr de Vaudreuil, was thut das, wenn Sie nur wieder zu Ihren Waffengefährten an der Grenze gelangt sind?
    – Bitte, hören Sie mich ruhig an! fuhr Johann fort. Alles, was für unsere Sache irgend geschehen kann, werd’ ich gewiß thun. Jetzt handelt es sich aber um Sie, Herr de Vaudreuil. Vielleicht ist es doch nicht unmöglich, daß Sie die Vereinigten Staaten erreichen. Schon außerhalb der Grafschaft St. Hyazinthe werden Sie in Sicherheit sein, und dann haben Sie nur noch wenige Meilen bis zum amerikanischen Gebiete. Zugegeben, daß Ihnen jetzt die Kräfte fehlen, sich dahin zu schleppen, selbst wenn ich Sie so gut wie möglich unterstütze. Doch in einem Wagen, ausgestreckt auf einem Strohlager, wie hier in Ihrem Bette – sollten Sie die kleine Reise auch so nicht aushalten? Nun wohl, meine Mutter mag einen solchen Wagen unter irgend einem Vorwande besorgen – vielleicht unter dem Vorgeben, nachdem so viele Andere entflohen, St. Charles ebenfalls verlassen zu wollen – mit einem Worte, sie mag es auf jeden Fall versuchen. Nächste Nacht verlassen wir dann, Ihre Tochter und Sie, meine Mutter und ich, diese Wohnung und wir können bequem außer Schußweite sein, ehe die Mordgesellen Gore’s aus St. Charles dasselbe wie aus St. Denis machen – einen traurigen Hausen von Ruinen!«
    Der Vorschlag Johanns verdiente gewiß erwogen zu werden. Wenige Meilen südlich von der Grafschaft würde Herr de Vaudreuil die Sicherheit finden, welche ihm das geschlossene Haus nicht zu bieten vermochte, sobald die königlichen Truppen den Flecken besetzten und bei den Bewohnern Haussuchungen vornahmen. Es war nur zu gewiß, daß die Leute Rip’s von Johanns Anwesenheit hier erfahren hatten. War er ihnen bisher entgangen, so mußten sie wohl annehmen, daß er sich in irgend einem Hause von St. Charles versteckt halte. Und sollten sie nicht Alles aufbieten, um ihn zu finden? Die Lage gestaltete sich demnach sehr bedrohlich. Auf jeden Fall erschien es unumgänglich, daß nicht allein Johann, sondern auch Herr de Vaudreuil und dessen Tochter das geschlossene Haus rechtzeitig verlassen hatten.
    Die Flucht erschien nicht unausführbar, im Falle es Bridget gelang, einen Wagen zu erhalten, und Herr de Vaudreuil im Stande war, eine Fahrt von einigen Stunden zu ertragen. Selbst angenommen, daß er zu schwach wäre, bis zur Grenze zu kommen, so würde er doch in jeder Farm der Grafschaft St. Hyazinthe Aufnahme finden.
    Kurz, die Nothwendigkeit, St. Charles zu verlassen, ergab sich daraus, daß die Polizei

Weitere Kostenlose Bücher