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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sich wieder in die Ecke des Wagens geworfen hatte:
    »Ja, ich hoffe wirklich, daß sich jener Johann ohne Namen nicht fangen läßt! Seit der langen Zeit, da man ihn sacht…
    – Man soll ihn nur suchen! rief Lionel. Dieser vermaledeite Rip wird schon noch den Ruf seiner Gewandtheit zu Markte tragen!
    – Mund halten, Lionel, so etwas geht Dich nichts an.
    – Dieser Johann ohne Namen ist ohne Zweifel gewöhnt, der Polizei ein Schnippchen zu schlagen? fragte der Reisende.
    – Wie Sie sagen, mein Herr. Wenn er sich fangen ließe, wäre es ein großer Verlust für die franco-canadische Partei…
    – Thatkräftige Leute werden ihm nicht fehlen, Herr Nick.
    – Mag sein, antwortete der Notar. Ich habe mir indeß sagen lassen, daß das sehr bedauerlich wäre. Uebrigens bekümmere ich mich nicht mehr um Politik als Lionel, und es ist am besten, von diesem Thema nicht zu reden.
    – Doch, nahm der junge Mann das Wort, wir sind in dem Augenblick unterbrochen worden, wo Ihr junger Schreiber sich seiner poetischen Begeisterung ganz überließ…
    – Er wird mit seiner Begeisterung hoffentlich zu Ende sein, denke ich?…
    – Nein, Herr Nick, erwiderte Lionel, dem wohlwollenden Zuhörer durch ein Lächeln dankend.
    – Was, Du hast Dich damit ganz außer Athem gelaufen?… rief der Notar. Da haben wir ein Irrlicht, das nach und nach Sylphide, Kobold, Fee, Gespenst, leuchtende Seele, Spiegel, Blitz, Feuerkugel, Strahl, Banner, Leuchtfeuer, Liebesfunken geworden ist; ist das noch nicht genug? Wahrlich, ich frage mich vergeblich, was es dann noch werden könnte.
    – Ich wäre begierig, das zu hören, bemerkte der Reisende.
    – Na, so fahre denn fort, Lionel, fahre fort und höre auf, wenn diese Nomenclatur überhaupt einmal ein Ende findet.«
    An die Scherzreden seines Principals gewöhnt, fühlte sich Lionel hiervon nicht besonders getroffen und las weiter wie folgt:
     
    Was du auch seist, Blitz, Windhauch, Seele,
    Um dein Geheimniß aufzuhell’n,
    Du Wunderfeuer, würd’ ich gerne
    Aufgehen ganz in deiner Flamme,
    Um dir zu folgen allerwärts…
     
    Ob du nun klimmst zur Bäumekrone,
    Mit deiner Flügelstirn sie schmückst,
    Ob du, geheimem Winke folgend,
    Den kalten Marmor still umschmeichelst,
    Der auf verlass’nem Friedhof steht,
     
    »Traurig! Traurig!« murmelte der Notar.
     
    Ob du nun längst der Raaen kletterst,
    Auf Schiffen, die der Welle Sturm,
    Der heulende, zum Wrack geschlagen,
    Und ob du durch das Tauwerk huschest,
    fast einer glüh’nden Möve gleich…
     
    Doch ganz würd’ ich mich erst vereinen
    Mit dir, wär’ mir das Schicksal hold,
    Und könnte ich, so wie ich’s wünschte
    Mit dir entsteh’n, du Wandelflamme,
    Mit dir vergeh’n, du irrend Licht!
     
    »Was sagen Sie dazu, mein Herr?
    – Mein Herr, erwiderte der Reisende, ich mache dem jungen Poeten mein Compliment und wünsche, daß ihm der Lorbeerkranz in der Freundes-Lyra zufalle. Doch, wie dem auch sei, seine Verse haben uns ein Stündchen angenehm hinweggetäuscht, und ich erinnere mich kaum der Fahrt, die mir, mein’ ich, nie so kurz vorgekommen wäre.«
    Höchst geschmeichelt, steckte Lionel die Lobsprüche, die der junge Fremde ihm ertheilte, mit großer Selbstzufriedenheit ein. Im Grunde war auch Herr Nick recht zufrieden mit den Erfolgen, die seinem jungen Schreiber zutheil wurden.
    Während dessen war der Wagen ziemlich schnell vorwärts gekommen, und es schlug kaum elf Uhr, als er den nördlichen Arm des Stromes erreichte.
    Zu jener Zeit waren schon die ersten Dampfschiffe auf dem St. Lorenzo erschienen.
    Sie waren weder stark noch besonders schnell und erinnerten mit ihren beschränkten Größenverhältnissen mehr an die Dampfschaluppen, die man in Canada heutzutage mit dem Namen »
Tug-boat
« oder kurz mit dem Worte »Toc« bezeichnet.
    Binnen wenigen Minuten hatte ein solcher Toc Herrn Nick nebst seinem Schreiber und den Fremdling über den Mittellauf des Stromes befördert, dessen grünliches Wasser sich noch mit den mehr schwärzlichen Fluthen des Ottawa vermengte. Hier trennte man sich nach Austausch einiger höflicher Redensarten und warmer Händedrücke. Während der Reisende sich geraden Wegs nach den Straßen von Laval wandte, umschritten Herr Nick und Lionel die Stadt und begaben sich nach dem Osten der Insel Jesus.
     

    Clary de Vaudreuil.
     

Viertes Capitel.
Die Villa Montcalm.
    Die Insel Jesus, zwischen den beiden oberen Armen des St. Lorenzo gelegen und minder umfangreich als die Insel Montreal, enthält

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