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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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begnügte sich auch nicht allein, ihn im Zustande der Brache liegen zu lassen, sondern wechselte mit den Früchten, was vorzügliche Ergebnisse lieferte. Was die Fruchtbäume, von denen ein großer Garten die verschiedensten auch in Europa gedeihenden Arten enthielt, anging, so wurden diese sorgsam beschnitten, ausgeputzt und überhaupt verständig gepflegt. Alle lieferten hohe Erträgnisse, vielleicht mit Ausnahme der Aprikosen und Pfirsiche, welche besser im Süden der Provinz Ontario als im Osten der Provinz Quebec gedeihen. Die anderen aber erwiesen sich höchst ergiebig, vor Allem jene Apfelbäume, deren Früchte mit röthlichem durchscheinenden Fleische unter dem Namen »die Berühmten« bekannt sind. Was die Gemüse, wie Rothkohl, Kürbisse, Melonen, Pataten und die Blaubeeren – der Name der Waldheidelbeeren, deren schwärzliche Früchte mit Vorliebe als Compot verzehrt werden – anging, so erntete man von diesen soviel, um wöchentlich zweimal den Markt von Laprairie damit versehen zu können. Kurz, mit den Hunderten von Minots (ein altes französisches Maß) von Getreide und anderen Feld-und Gartenerzeugnissen, welche in Chipogan erzeugt wurden, mit dem Ertrage an Früchten und Gemüse, sowie der vorsichtigen Verwerthung einiger Acker Wald, lieferte der Pachthof zu Chipogan Herrn de Vaudreuil einen recht ansehnlichen Theil seiner Einkünfte und Dank der verständigen Sorgfalt Thomas Harcher’s und seiner Familie war nicht zu befürchten, daß diese Ländereien in Folge unsinniger Ausnützung sich erschöpfen und in dürre Savannen verwandeln könnten, welche dann höchstens ein stachliches Buschwerk überwucherte.
    Uebrigens ist das canadische Klima für den Landbau sehr geeignet. An Stelle des Regens fällt hier von Ende November bis Ende März nur Schnee, der die Grasnarbe der Wiesen schützt, und die lebhafte und trockene Winterkälte dieser Gegend ist einem unaufhörlichen Platzregen entschieden vorzuziehen, abgesehen davon, daß sie auch die Wege gangbar erhält, so daß die Bodenarbeiten nicht ganz unterbrochen zu werden brauchen. In der gemäßigten Zone begegnet man nirgends einer so schnell sich entwickelnden Vegetation, da hier das im März gesäete Getreide im August völlig ausgereift ist, und die Heuernte bereits im Juni und Juli eingeheimst wird. Jener Zeit wie noch heute, beruht die Zukunft Canadas wesentlich auf dem Gedeihen seiner Landwirthschaft.
    Die Baulichkeiten der Farm erhoben sich alle innerhalb einer etwa zwölf Fuß hohen Palissade. Eine einzige in steinernen Pfeilern fest angebrachte Thür gestattete den Zugang zu dem Raum. Das war eine recht löbliche Vorsicht in jener noch nicht weit zurückliegenden Zeit, wo hier Ueberfälle seitens der Indianer nicht zu den Seltenheiten gehörten. Jetzt freilich leben die Eingebornen in gutem Einvernehmen mit den Landleuten. Kaum zwei Lieues im Osten siedelte übrigens im Dorfe Walhatta der Huronenstamm der Mahogannis, von dem sich öfter eine Anzahl Männer bei Thomas Harcher einfanden, um die Producte ihrer Jagden gegen die Erzeugnisse der Farm auszutauschen.
    Das Hauptgebäude bestand aus einem langen Wohnhause mit zwei Stockwerken, einem regelmäßigen Viereck, welches die zur Unterbringung der Familie Harcher nöthigen Zimmer enthielt. Den größten Theil des Erdgeschosses nahm ein großer Saal ein zwischen der Küche und der Vorrathskammer auf der einen Seite und der speciell für den Pächter, seine Gattin und die jüngsten Sprößlinge auf der anderen bestimmten Wohnung.
    Auf dem vor dem Hause befindlichen Hofraume sowohl wie auf der Rückseite nach dem Garten zu bildeten die eigentlichen Wirthschaftsgebäude gleich die Ecken der Palissade. Hier erhoben sich die Pferde-und Viehställe, die Schuppen und Scheunen der Farm. Außerdem lagen hier die eingeschlossenen Tummelplätze für das Kleinvieh, z.B. für amerikanische Kaninchen, deren in Streifen geschnittenes und verflochtenes Fell zur Herstellung eines sehr warmen Stoffes für Oberkleider diente, und für Fasanen, welche sich, im Hause gehalten, weit stärker vermehren als in der Freiheit.
    Der große Saal im Erdgeschoß war zwar einfach, doch comfortabel mit Möbeln amerikanischer Herkunft ausgestattet. Hier frühstückte die Familie, aß hier zu Mittag und verbrachte hier ihre Abende. Es war ein gemüthlicher Vereinigungspunkt für die Familie Harcher jeden Alters, welche sich daselbst nach Beendigung der täglichen Arbeiten gern zusammenfand. Man wird sich auch nicht darüber

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