Die Familie: Roman (German Edition)
Aber sie hörte, dass die beiden ihnen folgten.
Bitte, lass mit Paula alles in Ordnung sein, dachte Chris beim Laufen. Gott sei Dank hat Darcy es überstanden, auch wenn sie verletzt ist. Es wäre ungerecht, wenn Hank Paula verlieren würde.
Aus der Dunkelheit vor ihnen drangen klagende Geräusche.
Es ist schlimm da vorne, dachte sie.
Aber Hank ist so großartig. Er wird jeden erledigen, der sich uns in den Weg stellt. Er wird uns zu Paula bringen.
Bitte, lieber Gott, lass Paula noch leben.
Hank ist ein guter Mann. Er hat getötet, aber er hatte keine Wahl. Er verdient es nicht, sie zu verlieren.
Sie lief schneller. Das Baby in ihren Armen weinte nicht mehr; es zupfte an ihrem Ohr.
Sie holte Hank ein.
Seite an Seite, Darcy und Greg nicht weit hinter sich, rasten sie durch die Höhle. Vor ihnen wartete auf Hank eine schreckliche Tragödie oder große Freude. Egal was, Chris würde ihm beistehen.
In beiden Fällen, sagte sie sich, werden wir zusammen sein.
Das ist auch was wert.
Die gepeinigten Rufe wurden lauter, doch Chris bemerkte, dass keine Schreckensschreie aus der Dunkelheit hinter dem Schein von Hanks Laterne drangen.
War es vorbei? Waren die Bestien aus dem bösen Teil der Höhle besiegt oder getötet worden? Oder hatten sie sich nur zurückgezogen? Kamen sie ihnen entgegen?
Als sie um eine Kurve rannten, sah sie Licht vor sich. Das Flackern eines halben Dutzends kleiner Feuer. Sie sah bei den Feuern Leute stehen, die Hemden und Pullover in die Flammen warfen. Andere irrten herum, als hätten sie sich verlaufen. Einige hatten sich in kleinen Gruppen zusammengekauert. Nicht wenige lagen ausgestreckt auf dem Boden, manche allein, andere umsorgt von Leuten, die neben ihnen hockten. Wieder andere wurden gehalten, beweint, betrauert.
Gesichter wandten sich ruckartig dem hellen Schein von Hanks Laterne zu. Chris hörte erschrockenes Keuchen, kurze Schreie, Warnrufe. Hank blieb abrupt stehen. Sie stoppte neben ihm und nahm seinen Arm.
» PAULA! «, rief er.
Schweigen senkte sich über die Gruppe.
Einige Männer näherten sich langsam und geduckt, als bereiteten sie sich auf einen Kampf vor.
» PAULA? «, rief er erneut.
Eine schwache, vorsichtige Stimme antwortete: »Dad?«
Hinter einem Mann mit nacktem Oberkörper, der mit einer Frau in der Nähe des anderen Endes der Kammer stand, trat ein Mädchen hervor. Ein Mädchen mit dichtem langem Haar, das goldbraun im Feuerschein leuchtete. Ein Mädchen in einem karierten Hemd, das ihr viel zu groß war. Beim Gehen schlackerten die Ärmel unter ihren Händen, und die Schöße bedeckten die nackten Oberschenkel.
»Dad!« Ihre Stimme hallte nun froh und erwartungsvoll durch die Höhle, und sie rannte plötzlich, bahnte sich einen Weg durch die Überlebenden, und Hank reichte Darcy die Laterne und stürmte ihr entgegen.
Hank blieb stehen. Seine Tochter nicht. Sie warf sich an seine Brust. Chris hörte den leisen Aufprall, und Tränen verschleierten ihren Blick, als Hank das Mädchen an sich drückte und dann im Kreis herumwirbelte.
Darcy weigerte sich, in einen Krankenwagen zu steigen. Sie stand, in eine Decke gewickelt, in dem nassen Schutt am oberen Ende des Aufzugsschachts und sah zu, wie das Drahtseil von der quietschenden Trommel der Winde rollte. Es sollte mittlerweile fast unten angekommen sein. Doch es bewegte sich schrecklich langsam.
Sie hatte vorgehabt, als Letzte die Höhle zu verlassen. Das war nur recht und billig, schließlich war sie die Führerin. Zuerst wurden die Verletzten geborgen. Dann schnallten sich die Übrigen, einer nach dem anderen, in dem Gurtzeug fest und wurden hinaufgezogen, bis nur noch Darcy und Greg übrig blieben. Die Laterne hatte kein Petroleum mehr. Sie standen beisammen, und nur die Strahlen ihrer Taschenlampen hielten die Dunkelheit in Schach.
Greg bestand darauf, dass sie vor ihm die Höhle verließ.
Auch gut. Pflicht schön und gut, aber der Gedanke, dort unten mit nichts als einer Taschenlampe allein zu sein, gefiel ihr nicht. Allein, abgesehen von den Leichen.
Nun erklang leise eine Stimme aus der Tiefe des Schachts: »Ich hab’s.«
»Er hat es«, wiederholte der Feuerwehrmann, der an der anderen Seite des Lochs kniete.
Darcy hörte die Winde klacken, als sie die Richtung umkehrte.
Das Drahtseil begann, sich langsam aufwärtszubewegen.
Darcy stellte sich vor, wie Greg in dem Gurt hing und hochgehoben wurde.
Sie trat dichter an die Kante heran und spähte in den Schacht. Das schwache Licht der
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