Die Familie: Roman (German Edition)
komplett abbrennen.«
Bei diesen Worten weiteten sich seine Augen. Hank wirbelte gerade rechtzeitig herum, um zu sehen, wie ein Teil des Dachs nachgab. Sekunden nach dem Einsturz schwebten unzählige Funken mit dem Rauch nach oben. Flammen begannen, an den zackigen Kraterrändern zu nagen.
»Hier, Kumpel.« Der Mann gab Hank sein Bier. »Komm, Luce«, sagte er und sprang von der Motorhaube.
»Was ist?«
»Wir geben Gummi und melden diese Scheiße, bevor das ganze Drecksding in die Luft fliegt.«
Hank klopfte ihm auf die Schulter, dann winkte er ein paar Schaulustige aus dem Weg, damit der Jeep aus der Parklücke zurücksetzen konnte.
Kaum war der Wagen draußen, beschleunigte er.
Egal, wie schnell er fährt, dachte Hank, er braucht fast zwanzig Minuten bis in die Stadt. Dann würde es noch einmal zwanzig Minuten dauern, bis der erste Löschwagen ankam. Mindestens.
Vielleicht wurde das Feuer irgendwie schon gemeldet.
Aber Hank bezweifelte es.
Er suchte weiter nach jemandem mit einem Autotelefon oder Funkgerät.
Chris stand auf der Stoßstange von Hanks Auto und entdeckte ihn am anderen Ende des Parkplatzes. Er lief zwischen den Schaulustigen herum, blieb kurz stehen und ging weiter.
»Suchst du jemanden, Süße?«
Sie nickte und sah zu dem Mann hinunter. Er trug ein blaues T-Shirt und Jeans. Auf dem T-Shirt stand: »Schützt die Bäume, esst mehr Biber.« Seine Augen taxierten, was sie zu bieten hatte.
Chris bemerkte, dass ihre Bluse offen stand. Sie begann, sie zuzuknöpfen.
»Ach, komm.«
»Geh mir nicht auf die Nerven, ja?«
»Ich hab zufällig eine gut ausgestattete Bar drüben in meinem Wohnwagen. Du siehst aus, als könntest du dringend einen Martini gebrauchen.«
»Nein, danke.«
»Das ist mal ein Feuer, was? Ich hab gehört, dass ein paar Leute gegrillt wurden. Und über hundert sollen in der Höhle gefangen sein.«
»Unter anderem meine Tochter. Hau ab.«
»Tja, Entschuuuuuldigung.« Er wandte sich ab. Während er davonging, hörte Chris ihn etwas murmeln, das klang wie: »Verklemmte Fotze.«
Sie zuckte zusammen, als ein weiterer Teil des Dachs to send einstürzte. Das Feuer breitete sich schneller nach rechts aus – nach Osten … in Richtung der Aufzüge zu den Höhlen.
Ein Mann mit einer Videokamera überquerte die Straße vor dem Parkplatz. Er ging über den Bürgersteig und näher an die brennende Anlage heran.
Eine junge Frau in der Uniform einer Führerin eilte ihm hinterher.
Dickes rotbraunes Haar. Das musste Lynn sein, Darcys Mitbewohnerin.
Sie packte den Mann am Arm, sprach mit ihm, drehte ihn um und brachte ihn zurück zum Parkplatz.
Chris sprang von der Stoßstange. Sie fädelte sich schnell zwischen parkenden Autos und Schaulustigen hindurch und suchte die Umgebung nach Lynn ab.
Und entdeckte sie am vorderen Ende des Parkplatzes.
»Lynn!«
Das Mädchen drehte sich zu ihr. Einen Augenblick lang wirkte sie verwirrt. Dann zog sie ihre dichten Augenbrauen hoch. »Ah, Darcys Mutter, stimmt’s? Hey, ich bin sicher, dass es Darcy gut geht. Ich meine, es ist völlig unmöglich, dass das Feuer auf die Höhle übergreift. Sie ist absolut sicher da unten.«
»Ich muss mit Ihnen reden.«
»Klar. Verdammt. Haben Sie eine Ahnung, wo Mordock ist? Er sollte sich mit um die Leute kümmern.«
»Er ist tot.«
Lynns Augen weiteten sich. Die Nachricht schien sie nicht zu verstören, nur zu überraschen. »Im Ernst? Tot? Der Eigentümer?«
»Genau. Er ist gleich am Anfang umgekommen. Sie müssen mir helfen, Lynn.«
»Klar. Wie denn?«
»Darcy ist eingeschlossen.«
»Ja, ich weiß. Echt krass, aber wie gesagt … Ich meine, ich würde auch nicht gern da unten feststecken, aber es kann nichts passieren, verstehen Sie?«
»Wie soll sie da rauskommen?«
Lynn zuckte die Achseln. »Mit dem Aufzug, schätze ich.«
»Das Gebäude brennt völlig ab«, erklärte Chris und versuchte, ruhig zu bleiben. Dieses Mädchen schien unglaublich begriffsstutzig zu sein. Wie konnte sie wie Darcy als Führerin arbeiten? »Bald gibt es keine Aufzüge mehr.«
»Hm, ja, das stimmt wohl. Aber die Schächte, die bleiben. Die gehen nirgendwo hin. Deshalb kann die Feuerwehr vielleicht Seile oder Körbe oder so runterlassen.« Wie auswendig gelernt, fügte Lynn hinzu: »Die Schächte sind fünfundvierzig Meter tief.«
»Das ist verdammt tief.«
»Ich bin sicher, dass die Feuerwehr die Mittel hat, den Grund zu erreichen. Glauben Sie nicht?«
»Vermutlich schon.«
Nachdem das Feuer erloschen ist, dachte
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