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Die Familie: Roman (German Edition)

Die Familie: Roman (German Edition)

Titel: Die Familie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ihr gut gehen.
    Greg legte einen Arm um sie. »Mach dir keine Sorgen«, sagte er.
    »Meine Mutter.«
    »Ich bin sicher, dass mit ihr alles in Ordnung ist. Wahrscheinlich hatte sie genug Zeit, sich in Sicherheit zu bringen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Es war kein plötzliches Ereignis«, sagte er. »Was auch immer passiert ist, es muss begonnen haben, als das Licht ausgegangen ist. Es hat bis jetzt gedauert, bis die Aufzüge abgestürzt sind, also ist nicht die ganze Anlage auf einmal hochgegangen.«
    Darcy dachte darüber nach. Greg hatte recht. Offenbar war der gesamte Komplex nicht in einer gewaltigen Katastrophe vernichtet worden. Das Feuer musste an anderer Stelle ausgebrochen sein und sich ausgebreitet haben, bis es die Aufzugskabinen zerstört hatte. Also hatten die Leute Zeit gehabt, zu entkommen. Vielleicht ging es Mom gut. Vielleicht war sie nicht einmal im Hotel gewesen, als es passierte.
    Darcy sah Greg an. »Danke«, sagte sie.
    Er nickte. Sein breites Gesicht leuchtete rötlich im Feuerschein, seine Augen glänzten. Aus der Vorderseite seines Sweatshirts stieg Dampf auf. Darcy legte den Kopf an seine Schulter.
    Die Hitze der Feuer war fast zu stark. Eine Zeit lang hatte sie gedacht, sie würde nie mehr warm werden. Doch jetzt fühlte sich ihr Gesicht an, als würde es versengt. Die Haut brannte unter der engen, aufgeheizten Hose. Ihre Brüste schmerzten, wo sie den Anorak berührten. Schweiß rann an ihren Seiten hinab.
    Sie drehte sich um und seufzte erleichtert, als die Hitze vorne nachließ und ihr Rücken sich aufzuwärmen begann.
    Jemand schob sich durch das flackernde Licht seitlich vor sie. Der Mann mit der Peterbilt-Kappe. »Sie tragen hier die Verantwortung«, sagte er. »Was wollen Sie jetzt tun?«
    »Beruhigen Sie sich einfach«, entgegnete Greg.
    »Ich werde uns hier rausbringen«, sagte Darcy.
    Diejenigen, die sie über die anderen Stimmen und das Tosen und Knacken des Feuers gehört hatten, kamen näher und sahen sie an.
    »Sie werden uns hier rausbringen? Wie stellen Sie sich das vor?«
    Er sprach mit Darcy, als wäre das alles ihre Schuld.
    »Reg dich ab, Schnösel.«
    »Halt dich da raus«, schnauzte der Mann mit der Kappe.
    Der Kopf des alten Mannes streckte sich auf dem langen Hals vor. Bis auf ein paar weiße Fransen über den Ohren war sein Schädel kahl. Die kleinen Augen waren über der Hakennase zusammengekniffen. In Darcys Augen sah er aus wie ein glatzköpfiger Adler, der dem Mistkerl jeden Moment das Gesicht zerfetzen würde.
    »Lass dich nicht von ihm provozieren, Calvin«, sagte die dralle Frau an der Seite des alten Mannes – vielleicht seine Tochter. Sie zog an seinem Arm. Er riss sich los.
    »Ja, Calllllvin«, verspottete ihn der Mann mit der Kappe. »Nicht, dass du noch einen Herzinfarkt kriegst.«
    »Du asoziales Arschloch, pass auf, was du sagst, oder …«
    »Oder was, Calllllvin?«
    »Schluss jetzt!«, rief Greg dazwischen. »Wir haben schon genug Probleme, ohne dass wir uns untereinander streiten. Darcy hat gesagt, sie würde uns rausbringen – warum hören wir ihr nicht einfach mal zu?«
    Die Leute in der Umgebung rückten näher. Andere, die weiter entfernt standen, unterhielten sich noch miteinander.
    » ALLE ZUHÖREN! « Das war der dicke Junge.
    Die Stimmen verstummten. Darcy trat an dem finster blickenden Mann vorbei, klopfte seinem Sohn auf die Schulter und ging in den kühlen Schatten in einiger Entfernung vom Feuer. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Greg ihr gefolgt war. Sie hob die Arme.
    Die Leute kehrten den brennenden Aufzügen den Rücken zu und blickten sie an.
    »Offenbar«, sagte sie mit fester Stimme, »ist es viel schlimmer, als wir dachten. Über uns brennt es.«
    »Erzählen Sie uns was, das wir nicht wissen.«
    »Würden Sie bitte still sein?« Die Stimme einer Frau.
    »Was machen wir jetzt?« Eine andere Frau.
    »Wir werden sterben.« Eher ein weinerliches Kreischen als eine Stimme.
    »Niemand wird sterben«, sagte Darcy. »Ich glaube immer noch, dass wir durch die Aufzugsschächte gerettet werden können, aber das wird viel länger dauern, als wir dachten. Und da wir nicht wissen, was dort oben vor sich geht, bin ich der Meinung, es wäre dumm, nur abzuwarten. Es gibt einen anderen Ausweg.«
    »Der natürliche Zugang.« Das war wieder die Stimme des dicken Jungen.
    »Richtig«, sagte Darcy. »Kurz bevor das Licht ausging, habe ich Ihnen Elys Mauer gezeigt und Ihnen erklärt, wie er die andere Hälfte der Höhle verschlossen hat. In der

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