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Die Familie: Roman (German Edition)

Die Familie: Roman (German Edition)

Titel: Die Familie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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plötzlich wimmerte eine hohe, entsetzte Stimme: »Nein! Nein! Lass mich in Ruhe! Bitte! MEIN GOTT! «
    Es war Helen. Ihre Stimme verstummte. Das Plätschern hielt an, doch weniger wild.
    Sie haben Helen, dachte Darcy. O Gott, sie haben sie erwischt.
    Darcy spürte Gregs Hand auf der Wange, atmete tief durch und nickte. Gemeinsam tauchten sie wieder unter.
    Gregs Griff um ihren Arm war fester als zuvor, und er schien sie schneller zu ziehen.
    Wegen dem, was mit Helen geschehen ist, dachte sie.
    Warum töten sie uns?
    Wir haben Elys Mauer aufgebrochen. Wenn wir bei den Aufzügen geblieben wären … Es ist meine Schuld. Jim und Beth und Helen würden noch leben, wenn …
    Verdammt, das konnte ich nicht wissen. Wer konnte denn ahnen, dass sie ermordet würden?
    Sie müssen uns hämmern gehört, sich auf der anderen Seite der Mauer versammelt und einfach gewartet haben.
    Gott sei Dank war es Jim, der den Durchbruch geschlagen hatte. Jim, nicht Greg. Wenn es keine zweite Schicht Steine gegeben hätte, wäre es Greg gewesen.
    Der arme Jim. Mein Gott. Dieser Knochen. Genau in den Mund. Und Beth. In den Bauch.
    Durch das Wasser drang ein hohles Scheppern an ihre Ohren. Es kam von der Seite. Von dort, wo Greg war. Obwohl sie für einen Moment erschrocken und verwirrt war, begriff sie schnell, was der Ursprung des Geräuschs war: Greg war aufgetaucht, um Luft zu holen, und mit dem Kopf gegen den Rumpf des Boots gestoßen, das am Steg vertäut lag.
    Hoffen wir, dass es dieses Boot war, dachte sie. Falls es das andere war, stecken wir tief in der Scheiße.
    Ihr Galgenhumor überraschte Darcy. Es war die Erleichterung, vermutete sie, weil sie den Steg gefunden hatten.
    Greg zog sie nach vorn, dann hob er sie hoch.
    Als sie zuvor Luft geholt hatten, waren sie beide in der Hocke geblieben, sodass nur ihre Köpfe aus dem Wasser ragten. Nun richtete sich Darcy ganz auf. Das Wasser reichte ihr bis zur Unterseite der Brüste. Sie legte eine Hand auf Gregs Schulter. Er ließ ihren anderen Arm los, und sie streckte ihn nach links aus. Wie erwartet, stießen ihre Fingerspitzen gegen die metallene Seitenwand des Boots. Sie wusste, dass es eng am Steg festgemacht war. Als sie den Arm hob, ertastete sie die rauen Holzplanken über ihrem Kopf.
    Hier werden sie uns nie finden, dachte sie. Wir sind unter dem Steg, und das Boot versperrt ihnen den Weg. Falls sie so weit kommen, werden sie um das Boot herumschleichen. Sie werden auf den Steg stoßen und eher hinaufklettern, als darunter nach uns zu suchen. Wenn wir still sind, werden sie uns nie finden.
    Du hast mich hierhergeführt, Greg. Irgendwie hast du uns hierhergebracht.
    Jetzt werden wir es schaffen.
    Sie wusste, dass sie kamen, konnte die leisen gluckernden Geräusche hören, mit denen sie sich näherten. Aber sie waren noch ein Stück entfernt.
    Sie legte beide Arme um Greg und zog ihn an sich.
    Eng umschlungen standen sie in der Dunkelheit. Sie zitterten beide und atmeten schwer, und Darcy spürte das Hämmern seines Herzens. Das Gehäuse der Taschenlampe war zwischen ihren Bäuchen eingeklemmt. Nachdem sich ihre Atmung beruhigt hatte, schob er eine Hand unter Darcys Anorak und zog die Lampe heraus. Er reichte sie ihr. Sie hängte sie sich an den Gürtel, wo sie nicht im Weg war. Einen Augenblick lang erwog sie, den Reißverschluss zu öffnen und die Jacke aufzuschlagen. Es wäre so tröstlich, ihn auf ihrer nackten Haut zu spüren. Doch sie tat es nicht. Weil die, die hinter Elys Mauer hausten, näher und näher kamen. Sie drückte sich an Greg und lauschte.
    Und hörte ein Plätschern hinter sich.
    Großer Gott, nein!
    Greg versteifte sich.
    Er hielt die Luft an. Darcy auch.
    Jemand war unter dem Steg. Es schien unmöglich, doch Darcy hatte das Geräusch gehört. So dicht hinter ihnen! Und es war keine Einbildung. Greg hatte es ebenfalls gehört.
    Wenn wir uns ganz still verhalten …
    Jemand berührte ihre rechte Schulter. Sie zuckte zusammen und drückte den Mund an Gregs Hals, um das Keuchen zu dämpfen.
    Ihre Schulter wurde getätschelt, gedrückt. Ihr Haar gestreichelt.
    Sie hörte ein schwaches Seufzen.
    Carol?
    Darcy ließ Greg los. Seine Umarmung lockerte sich. Er musste ebenfalls erraten haben, um wen es sich bei dem Eindringling handelte. Darcy wandte sich langsam und vorsichtig um, um das Wasser nicht aufzuwirbeln. Unter der Oberfläche ertastete sie Stoff. Sie erinnerte sich an das Strandkleid, das Carol getragen hatte, ließ ihre Hände daran hinaufgleiten und fand die

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