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Die Familie: Roman (German Edition)

Die Familie: Roman (German Edition)

Titel: Die Familie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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einer?
    Ihr Magen zog sich zu einem Eisklumpen zusammen.
    Die Gestalt hatte die Arme gegen die Ränder des Lochs gestemmt. Darcys Blick wurde von dem Knochen angezogen, den sie in der Hand hielt. Etwas Glänzendes am Ende.
    Eine Schere.
    Eine Nagelschere?
    Sie war irgendwie am Ende des Knochens befestigt, die winzigen Schneiden bildeten eine Spitze für die bizarre Waffe. Langes Haar hing der Gestalt ins Gesicht. Die Haut war leichenblass. Die Zähne waren gefletscht. Und spitz zugefeilt. Kurz bevor die Gestalt lossprang, sah Darcy, dass sie einen blutbeschmierten weißen Rollkragenpullover trug. Jeans.
    Große Brüste wackelten unter dem Pullover, als die Frau sich hinabstürzte.
    Darcy schwang die Taschenlampe.
    Ein Ruck ging durch ihren Arm, als der Kopf der Lampe das Gesicht der Frau traf.
    Das Licht erlosch.
    Der Körper fiel auf sie, warf sie zurück und drückte sie nach unten. Das Wasser schlug über ihr zusammen. Sie hatte mit einem wilden Angriff gerechnet, doch weder wurde sie von Händen gepackt, noch bohrten sich Scherenspitzen in Darcys Fleisch. Ihr wurde vage bewusst, dass der Schlag mit der Taschenlampe die Frau betäubt haben musste. Darcy drehte sich unter ihr weg. Schlang einen Arm um ihren Hals. Kam auf die Beine, zog den Kopf aus dem Wasser, drückte das nasse Gesicht an ihre Wange und hämmerte mit der Taschenlampe auf den Schädel ein. Bei jedem Schlag ruckte das Gesicht gegen sie.
    Sie hörte, wie Greg neben ihr kämpfte.
    Noch ein letzter Schlag.
    Fünf.
    Sicherheitshalber noch ein sechster. Dann ließ sie den Kopf der Frau los. Der Körper rutschte an ihr herunter. Sie stieß ihn mit dem Knie weg, drehte sich schwerfällig im Wasser um und watete auf die keuchenden, würgenden und plätschernden Geräusche zu.
    Sie hörte ein kurzes Flüstern von der Seite. Helen und Carol.
    Ein schwerer Aufprall und das Spritzen von Wasser hinter ihr.
    Ein dritter Eindringling von der anderen Seite von Elys Mauer?
    Sie hörte, wie ihr ein Wimmern entglitt. Kümmere dich nicht darum, dass noch mehr kommen. Kümmere dich um den, mit dem Greg kämpft. Gott sei Dank sind sie noch dabei.
    Sie näherte sich dem Tumult.
    Hörte neben sich etwas Platschen. Hatten Carol und Helen das Boot verlassen?
    Etwas rammte ihren Oberschenkel. Darcy griff ins Wasser und packte ein Fußgelenk. Sie spürte einen Socken unter ihren Fingern. Greg trug keine Socken. Der Fuß strampelte sich frei.
    Weil sie die Taschenlampe nicht verlieren wollte, stopfte sie sie unter den elastischen Bund des Anoraks, dann griff sie wieder ins Wasser. Sie bekam einen Hosenaufschlag zu fassen. (Greg trug nur seinen Schlüpfer.) Mit dem Gesicht im Wasser tastete sie sich an der Innenseite des Hosenbeins nach oben. Sie steckte einen Arm zwischen die Beine und rammte ihn hart in den Schritt. Die Beine klemmten ihren Arm ein. Sie spürte, wie der Körper zuckte. Dann befreite sie ihren Arm, griff nach dem Hintern des Mannes, hakte die Finger in seine Gesäßtaschen und versuchte, ihn von Greg herunterzuziehen.
    Der zappelnde, sich windende Körper folgte ihr, als sie zurücktaumelte.
    Sie hörte Wasser aufwallen. Husten. Greg musste aufgetaucht sein.
    »Ich hab ihn«, flüsterte sie.
    Greg antwortete nicht. Er hustete immer noch.
    »Wo seid ihr?« Carols Stimme.
    »Schwimmt zum Bootssteg!«, rief Darcy. »Verschwindet hier!«
    »Welche Richtung?«
    Woher soll ich das wissen?
    »Haut einfach ab! Und seid leise! Da sind noch mehr von denen!«
    Der Körper ruckte nach vorn. Darcy zog an den Hosentaschen und versuchte, ihn zurückzuhalten, dann begriff sie, dass die plötzliche Bewegung nicht von dem Angreifer ausgegangen war. Greg musste an ihm ziehen. Sie öffnete die Hände und spürte, wie der Körper nach vorne und oben schoss. Ihre Finger rutschten aus den Taschen.
    Es ertönte ein weiteres Platschen hinter ihr.
    Noch ein Wilder, der in den See sprang?
    Leise plätschernde Geräusche von jemandem, der dort hinten schwamm oder watete.
    Dieselben Geräusche vor ihr.
    Ein Schreckensschrei von vorn.
    »Ich bin’s nur.« Helens Stimme.
    »Gott sei Dank.«
    Darcy streckte den Arm aus und packte dickes, fettiges Haar. Sie tastete unter dem Anorak nach der Taschenlampe, um den Mann damit zu schlagen. Doch der Kopf wurde brutal gegen ihre Hand gestoßen, dann ging er unter.
    »Okay«, keuchte Greg. »Okay.«
    Darcy bewegte sich auf seine Stimme zu, die dicht vor ihr aus der Dunkelheit kam. Der untergetauchte Körper war im Weg. Er sank tiefer und rutschte zur

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