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Die Familie: Roman (German Edition)

Die Familie: Roman (German Edition)

Titel: Die Familie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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zu tragen. Sie drehte sich zu Hank, während sie ihn aufsetzte. Beim Bemühen, in die Trageriemen zu schlüpfen, rutschte ihre Bluse an einer Seite herunter und entblößte für eine Weile die linke Brust, bis sie das Problem bemerkte und sie mit einem »Hoppla« wieder bedeckte.
    Hank hätte sich über ihre Masche amüsieren können, doch er spürte Lynns ziemlich niederträchtige Absicht dahinter – und Chris musste die Vorführung mitansehen. Chris beklagte sich nicht, aber Hank ertappte sie, wie sie leicht die Stirn runzelte, manchmal den Kopf schüttelte und sogar die Augen verdrehte, als bäte sie Gott um Erlösung, während Lynn, natürlich ganz aus Versehen, ihre Brust zur Schau stellte.
    Chris blieb an seiner Seite, als sie durch das enge Tal und den Hang hinauf zur Höhle wanderten. Lynn setzte ihre Taktik fort, indem sie sich ein kleines Stück vor ihnen hielt, mit dem Hintern wackelte und zwischendurch rückwärts ging, um Hank ihre halb nackten, hüpfenden Brüste zu präsentieren. Immer, wenn sie in seine Richtung sah, sprach sie mit Hank, als wären Chris und Brad gar nicht da. Sie erzählte ihm von Tom. »Er ist ein netter Kerl«, sagte sie, »aber es war nichts Ernstes zwischen uns. Ich meine, er ist noch etwas unreif.« Sie fragte, ob Hank noch verheiratet sei. »Nein«, sagte er. Sie fragte zurück: »Was ist mit deiner Frau passiert?« Etwas Dunkles wallte in ihm auf. »Sie ist gestorben.« Und Lynn sagte: »Hoppla.« Du bist ein Miststück, dachte er. Doch Chris sah ihn mit einem zärtlichen Blick an und sagte leise: »Das tut mir leid.«
    Nun wollte Lynn, dass er mit ihr zurückblieb, während Chris und Brad in die Höhle hinabstiegen.
    Keine Chance, dachte er.
    Selbst wenn er nicht wegen Paula hätte hineingehen müssen, hätte ihn die Klaustrophobie allein nicht dazu bringen können, bei Lynn zu bleiben. Er wollte nichts mit ihr zu schaffen haben.
    Und er wollte nicht, dass Chris und Brad zusammengewürfelt wurden.
    Brad ging zwar nicht so plump vor wie Lynn, doch er hatte offenbar ein Auge auf Chris geworfen. Er wäre bestimmt sehr froh gewesen, wenn Hank mit Lynn zurückblieb. Dann hätte er Chris in der dunklen Höhle für sich allein gehabt.
    »Offen gesagt«, meinte Brad, »kann dein Zustand uns alle in Gefahr bringen.«
    »Offen gesagt, ist das Schwachsinn.«
    »Chris, vielleicht kannst du ihn zur Vernunft bringen.«
    Chris zog die Brauen zusammen und warf Hank einen Blick zu. Dann sah sie zu Brad. »Hank ist bereits bei Vernunft. Es ist seine Entscheidung. Ich bin sicher, dass er sich seiner … Grenzen bewusst ist. Wenn er glaubt, dass er es schafft, sollte er es versuchen. Ich möchte ihn dabeihaben.«
    »Und was soll ich dann machen?«, fragte Lynn mit weinerlicher Stimme. »Soll ich allein hierbleiben?«
    »Oder du gehst zurück zum Auto«, schlug Hank vor.
    Die Bemerkung löste bei Chris ein kurzes Grinsen aus.
    Lynn zog einen Schmollmund und legte den Kopf schräg. Sie verschränkte die Arme und drückte so ihre Brüste zusammen und nach oben. »Ich werde also einfach aussortiert?«
    »Komm mit uns, wenn dir das lieber ist«, sagte Chris.
    »Vielleicht mache ich das.«
    »Es hängt von dir ab«, meinte Hank.
    »Komm mit uns«, drängte Brad sie. »Warum nicht?«
    Sie nickte entschlossen. »Ich glaube, das mache ich.«
    Na toll, dachte Hank. Scheiße.
    »Das ist gut«, sagte er zu ihr. »Du kannst den Rucksack tragen. Darin bist du sehr versiert.«
    Sie wackelte mit den Augenbrauen, grinste und sagte: »Darauf kannst du wetten.«
    Während Hank und Brad abwechselnd mit der Spitzhacke, dem Vorschlaghammer und dem Meißel, die Hank im Baumarkt gekauft hatte, auf die Schichten aus Stein und Beton eingeschlagen hatten, hatte Chris die Petroleumlampe befüllt und entzündet. Jetzt hockte sie neben der zischenden Lampe, steckte die Brennstoffflasche in den Rucksack, holte vier Taschenlampen heraus und legte sie auf den Boden. Dann hob sie den Rucksack hoch und hielt ihn Lynn hin.
    Lynn zwängte ihre Arme in die Trageriemen. Obwohl sie sich dabei mehr streckte und wand als nötig, öffnete sich die Bluse nicht ganz so weit wie zuvor, und es gelang ihr nicht, eine ihrer Brüste vollständig zu entblößen. Als sie den Rucksack auf den Schultern hatte, zog sie züchtig den Knoten in der Bluse fest.
    Chris’ Mundwinkel hoben sich, während sie das Mädchen beobachtete. »Willst du nicht deine Jacke anziehen?«, fragte sie.
    Lynn klopfte auf die Ärmel, die sie sich um die Hüfte gebunden

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