Die Familie: Roman (German Edition)
Kyle legte einen Arm um Paulas Rücken. Sie schmiegte sich an ihn. Er hörte, wie sie einen weiteren Schluck trank. Dann stieß sie ihm die Flasche leicht gegen die Brust. Er nahm sie und trank ebenfalls.
»Wäre das nicht was«, flüsterte Paula, »wenn wir beide uns besaufen würden? Dann würden wir völlig neben der Spur hier rauswanken.«
»Klingt nach einer guten Idee.«
»Das war nur ein Scherz.«
»Warst du schon mal betrunken?«
»Nein. Und du?«
»Ich auch nicht«, sagte Kyle. »Aber ich finde, das ist eine gute Gelegenheit, es auszuprobieren.«
»Ich weiß nicht. Du würdest doch nicht versuchen, irgendeinen Blödsinn mit mir anzustellen, oder?«
»Nein. Versprochen. Kein Blödsinn. Großes Ehrenwort.«
14
Beth war schreiend aus dem Boot gesprungen, während die Beine ihres Mannes noch in der Luft schwebten. Als seine Schuhsohlen durch das Loch in der Mauer verschwanden, landete sie im Wasser, und Tropfen spritzten hoch.
»Nein!«, rief Greg ihr hinterher.
Sie kämpfte sich durch das brusttiefe Wasser, wedelte mit der linken Hand vor sich durch die Luft, während sie in der rechten die Taschenlampe hielt. Der Strahl ruckte, sprang über die Mauer und glitt zitternd um das Loch herum.
Sie hatte noch keine zwei Schritte gemacht, ehe Greg Darcy aus dem Weg schob und sich aus dem Boot warf. Darcy geriet ins Taumeln. Mit den Kniekehlen stieß sie gegen die Kante der Sitzbank. Sie fiel nach hinten, hielt sich am Dollbord fest, zog sich hoch und drehte sich gerade rechtzeitig auf die Seite, um zu sehen, wie Greg einen Arm um Beth schlang. Die andere Hand streckte er nach vorn. Er hielt ihren Unterarm fest, als fürchtete er, sie könne die Taschenlampe verlieren. Die Frau wehrte sich und versuchte, sich zu befreien.
»Jim! Jim! Komm zurück!«
»Hör auf!«, blaffte Greg. »Beth, er ist weg. Lass uns …«
Ihr Hinterkopf schlug gegen Gregs Kinn. Darcy hörte den Aufprall, hörte die Zähne aufeinanderschlagen, sah seinen Kopf rucken. Er fiel nach hinten. Als er unterging, erhob sich Darcy in die Hocke, um ins Wasser zu springen, und nahm seitlich von sich etwas wahr.
Etwas Blasses, das sich bewegte.
Sie blickte zu Beth, die weiter durch das Wasser watete. Der Strahl der Taschenlampe jagte über die Mauer, strich ruhelos über das Loch. Darcy sah etwas, das mit dem Kopf voran herausstürzte.
Einen Augenblick lang dachte sie, es wäre Jim, der zurückkam. (Es war nur eine Halluzination, dass er durch den Mund aufgespießt und ins Loch gezerrt worden war.) Es ging ihm gut. Und jetzt kam er zurück.
Es war nicht Jim.
Dieses haarige, bärtige Ding war auf keinen Fall Jim.
Als sie Greg an die Oberfläche kommen sah, sprang sie. Mitten in der Luft hörte sie Helen schreien und Carol sagen: »O großer Gott!« Dann landete sie im Wasser. Kälte umhüllte sie, doch es kümmerte sie nicht. Sie war noch unter Wasser, als ihre Hand gegen Greg stieß. Seine Hüfte. Sie stand auf und hielt sich an seinem Arm fest, während er Beth hinterherwatete. Er schüttelte den Kopf, offenbar noch benommen von dem Schlag.
Sie folgte ihm.
Beth, die einen Meter vor ihnen war, stieß ein Schnauben aus und klappte zusammen. Dann wurde sie hochgerissen. Einer ihrer zappelnden Füße streifte Darcys Stirn. Strampelnd und sich windend, wurde sie aus dem Wasser gehoben, während sich eine verschwommene bärtige Gestalt unter ihr aufrichtete. Der Mann berührte sie nicht. Er hielt sie mit einem Ding über seinem Kopf, das am Ende einen Knauf wie ein Baseballschläger aufwies (ein Knochen?). Dann riss er die Waffe heraus. Die Taschenlampe, die Beth noch immer in der Hand hielt, während sie sich überschlug, beleuchtete die Waffe – ein über dreißig Zentimeter langer Knochen, an einem Ende angespitzt und glänzend von Blut.
Beth fiel hinter dem Mann ins Wasser.
Die Taschenlampe ging mit ihr unter. Sie blieb eingeschaltet, doch die Höhle wurde plötzlich dunkel. Dunkel wie eine mondlose Nacht, aber nicht völlig schwarz. Darcy konnte fast erkennen, wie Greg mit dem Mann verschmolz. Sie hörte Grunzen, Knurren, Platschen und spürte, wie das Wasser um sie herum schäumte. Als Greg zurückstolperte, wurde sie zur Seite gestoßen. Die beiden Männer gingen unter.
Darcy watete zur Taschenlampe. Sie lag auf dem Grund des Sees, und der Strahl bohrte einen kurzen Tunnel durch das Wasser. Darcy bückte sich und packte den Griff. Kaum hatte sie die Lampe gehoben, als sie jemanden in dem Loch in Elys Mauer hocken sah.
Noch
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