Die Farbe der Ewigkeit
es gab keinen Anlass zur Befürchtung, dass nicht auch der Rest reibungslos ablaufen würde.
Erkonnte ganz beruhigt sein. Die Katastrophe von Rom würde sich nicht wiederholen.
Dieses Mal würde nichts schiefgehen.
Als der Professor Hope und Nadine am nächsten Morgen mit einem energischen Klopfen an ihrer Tür weckte, war die Welt vor ihrem Zimmerfenster noch in Dunkelheit getaucht. Doch als sie knapp eine Stunde später mit Baxters schwarzen Jeep Tripoli verließen, flirrte die Luft bereits wieder über dem staubigen Asphalt.
Die Hitze war so drückend, dass Hopes Kreislauf verrücktspielte. Aber war das ein Wunder nach einer Nacht, in der sie kaum ein Auge zubekommen hatte? Und wenn es ihr doch einmal gelungen war einzuschlafen, hatte sie von Shelly geträumt.
Von ihr – und von Peter Townsend.
Seltsam, wie sich die Dinge im Unterbewusstsein manchmal miteinander vermischten. Dabei lag Peters Tod nun schon beinahe fünf Jahre zurück.
Hope war gerade erst sechzehn gewesen, als er ihre wildesten Träume plötzlich wahr wurden: Der Star des Basketballteams und Schwarm aller Mädchen fragte sie, ob sie mit ihm ausgehen wollte.
Sie – die langweilige, bodenständige Hope Fielding!
Doch Peter war kein Junge gewesen, der sich nur für Äußerlichkeiten interessierte. Natürlich hatte er ihr immer wieder versichert, dass er sie wunderschön fand. Allerdings wusste sie, dass ihr Aussehen nicht der ausschlaggebende Punkt dafür gewesen sein konnte, dass er sie mochte und gern mit ihr zusammen war. Denn obwohl er jedes andere Mädchen an der Schule hätte haben können, hatte er sie ausgesucht und keine dieser aufgedonnerten Cheerleaderinnen.
Seufzend schloss Hope die Augen. Zum ersten Mal seit Langem gestattete sie es sich selbst, sich Peters Gesicht in Erinnerung zu rufen. Die sanften braunen Augen, das weiche, dunkelblonde Haar. Die Zeit mit ihm konnte man, ohne zu übertreiben, als die schönsten zwei Jahre ihres Lebens beschreiben. Doch dann …
Der Schmerz saß noch immer so tief, dass sie es nicht ertragen konnte, auch nur daran zu denken. Fest stand nur eines: Peter war tot – und sie allein trug die Verantwortung dafür. Er wäre an jenem schrecklichen Abend sicher nicht so wild mit seiner Rennmaschine gefahren, hätten sie vorher nicht diesen heftigen Streit gehabt.
Hope stöhnte. Alles hatte damit angefangen, dass sie von einer alten Freundin gehört hatte, dass Peter sich hinter ihrem Rücken noch mit anderen Mädchen traf. Mein Gott, sie war so wütend auf ihn gewesen!
„Ist alles okay mit dir?“
Nadines Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Für einen Moment war sie ganz woanders gewesen, an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit. Sie blinzelte irritiert, hatte sich aber rasch wieder im Griff. Sie nickte. „Alles in Ordnung – sind wir bald da?“
„Sehen Sie da vorne die dunklen Schemen zwischen den hoch hinaufragenden Felsformationen?“, ergriff Professor Baxter das Wort, der Hopes Frage offenbar mitbekommen hatte. „Dort befindet sich unser Basislager.“
Hope unterdrückte ein Seufzen. Hier draußen gab es nichts, abgesehen von Steinen, Staub, sengender Hitze und ganz in der Nähe die Ruinen einer alten phönizischen Siedlung. Da diese jedoch bereits während des libanesischen Bürgerkriegs geplündert worden war, gab es hier nichts mehr von archäologischem Interesse. Das alles war ihr natürlich klar gewesen, als sie vor ein paar Monaten die Bewerbung für diese Assistentenstelle eingereicht hatte. Normalerweise hatte sie mit Einsamkeit und Abgeschiedenheit auch keine Schwierigkeiten. Doch seit dieser scheußlichen Geschichte auf dem schmutzigen Hinterhof in Tripoli und der Sache mit Shelly …
Sie erschauderte trotz der Hitze.
Fünfzehn Minuten später konnte Hope das Lager, das aus einigen sandfarbenen Zelten und einer kleinen Baracke bestand, in der die Duschen und Toiletten des Camps untergebracht waren, schon sehr viel deutlicher erkennen. Irgendwo dahinter musste sich die eigentliche Ausgrabungsstätte befinden, auf der Nadine und sie in den nächsten Wochen arbeiten würden. Jetzt weckten aber zunächst einmal zwei Gruppen von Männern, die sich gegenüberstanden und wild gestikulierten, so als würden sie streiten, ihre Aufmerksamkeit.
„Was ist denn da los, zum Teufel?“, stieß der Professor verärgert hervor und beschleunigte das Tempo. Die harte Federung des Jeeps ließ jedes Schlagloch zu einem echten Abenteuer werden. Nadine und Hope, die zudem noch den Korb mit
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