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Die Farbe der Ewigkeit

Die Farbe der Ewigkeit

Titel: Die Farbe der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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Dorfbewohner verfinsterten sich bei Nicks Anblick. So erging es ihm fast immer, wenn er Menschen begegnete: Sie rückten instinktiv enger zusammen, weil sie spürten, dass er keiner von ihnen war, und weil sie sich in der Gruppe sicherer fühlten.
    Der Dorfälteste, der einen traditionellen weißen Burnus und eine Kefije – eine Art beduinischen Turban –trug, räusperte sich. „Es hat einen Toten gegeben. Die meisten der Männer haben es vorgezogen, zu ihren Familien zurückzukehren.“ Er bedachte Nick mit einem eisigen Blick. „Es war ohnehin ein Fehler, dorthin zu gehen. Dieses Tal ist verflucht!“
    Zuerst glaubte Nick, sich vielleicht verhört zu haben. Seine Arabischkenntnisse waren zwar recht gut, doch es gab so viele regional unterschiedliche Dialekte, dass es rasch zu Missverständnissen kommen konnte.
    „Verflucht?“ Er zog eine Braue hoch.
    Ein Raunen ging durch die Menge, und der alte Mann nickte. „Ja, verflucht . Die Menschen meiden diese Region schon seit vielen Generationen. In der alten Ruinenstadt treiben böse Geister ihr Unwesen. Sie beschützen den Ort vor Eindringlingen.“
    Unwillkürlich musste Nick an die Dschinniya denken, die das Mädchen – Hope – angegriffen hatte. Hatten die Mächte der Finsternis die Spur des Amuletts wieder aufgenommen? Sollte dies der Fall sein, dann war es besser, wenn er sich in Hopes Nähe aufhielt, um sie zu beschützen. Zumindest so lange, bis er herausgefunden hatte, in welcher Verbindung sie zu dem magischen Anhänger stand. Denn dass es eine Verbindung gab, davon war er überzeugt.
    „An wen muss ich mich wenden, wenn ich dort anheuern will?“
    Der alte Mann schüttelte ungläubig den Kopf. „Hast du mich denn nicht verstanden? Das Tal ist verflucht. Wenn du dorthin gehst, bist du so gut wie tot.“
    Nick verbeugte sich andeutungsweise. „Vielen Dank für deinen Rat, aber ich weiß genau, was ich tue.“
    Schon einen Tag nachdem Nadine die verkohlte Leiche des arabischen Arbeiters gefunden hatte, war das Camp nahezu verwaist. Hope nahm an, dass die Leute nicht so gerne etwas mit der Polizei zu tun haben wollten, die wie ein Sandsturm über das Lager hereingebrochen war – darunter auch Bashir Shalhoub. Die meisten von ihnen waren verschwunden, noch ehe die Polizisten überhaupt mit ihren Befragungen beginnen konnten. Das hinderte diese jedoch nicht daran, die im Lager verbliebenen Arbeiter und Mitglieder des Forschungsteams immer wieder und wieder zu befragen.
    „So schnell sieht man sich also wieder“, sagte Shalhoub, als Hope am nächsten Morgen von einem seiner Mitarbeiter in das Zelt des Professors geführt wurde, das ihm vorübergehend als Verhörraum zur Verfügung gestellt worden war. Er lächelte, doch der Ausdruck seiner Augen blieb kühl. „Kannten Sie den Toten, Mademoiselle Fielding?“
    „Ich habe den Mann nicht gesehen“, erwiderte Hope. „Und das hätte wohl auch nicht viel gebracht, denn soweit ich gehört habe, ist er bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.“
    Shalhoub nickte langsam. „Sie haben recht – trotzdem ist es nicht weiter schwer gewesen, den Mann zu identifizieren, denn wir haben ganz in der Nähe seine Brieftasche mit seinem Ausweis gefunden. Sein Name war Khalid Karimi, und wir wissen, dass er bis gestern hier im Camp gearbeitet hat. Erinnern Sie sich an ihn?“
    Und ob Hope sich erinnerte! Es war der Mann, der versucht hatte, die anderen Arbeiter dazu zu bewegen, das Lager zu verlassen. Der Mann, der zum ersten Mal von einem Fluch gesprochen hatte, der über diesem Ort lag.
    Hatte dieser Fluch ihn nun selbst getroffen?
    „Ihrem Gesichtsausdruck entnehme ich, dass der Name Ihnen durchaus etwas sagt. Aber keine Sorge, ich weiß natürlich längst, dass es gestern zwischen Karimi und Professor Baxter zu einer Auseinandersetzung kam.“
    „Dann wissen Sie sicher auch, worum es dabei ging“, entgegnete Hope und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hätte zu gern gewusst, worauf der Inspektor hinauswollte. Irgendwie kam sie sich wie ein Schauspieler vor, dessen Rolle im Stück bis zum letzten Moment ungewiss blieb. Sie war sich nicht mal sicher, ob er sie nicht vielleicht sogar verdächtigte.
    „Schon – aber ich würde es gern aus Ihrem Mund hören, Mademoiselle.“
    Hope zuckte mit den Schultern. „Ich weiß selbst nichts Genaues. Nur, dass es irgendwie um einen Fluch ging, von dem dieser Khalid immer wieder gesprochen hat.“ Fragend sah sie den Inspektor an. „Können Sie sich vorstellen, was er

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