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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
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guter Verfassung«, antwortete Tom. »Ich jogge immer noch jeden Tag, auch wenn ich nicht so fit bin wie du.«
    »Und was macht mein Patensohn?«
    »Er lernt gerade, wie man Cricket spielt.«
    »Dieser Verräter. Hast du auch gute Neuigkeiten?«
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    »Nein«, sagte Tom. »Aus diesem Grund rufe ich auch an. Du wirst eine weitere Akte anlegen müssen.«
    Jack spürte, wie ein kaltes Schaudern durch seinen Körper lief.
    »Wer ist es dieses Mal?«, fragte er leise.
    »Der Name der Lady – und sie war eine echte Lady – lautet Victoria Wentworth.«
    »Wie ist sie gestorben?«
    »Genau wie die anderen drei: Man hat ihr die Kehle durchtrennt, höchstwahrscheinlich mit einem Küchenmesser.«
    »Und worauf hat es Fenston dieses Mal abgesehen?«
    »Auf ein Selbstporträt von Vincent van Gogh.«
    »Wert?«
    »60, vielleicht 70 Millionen Dollar.«
    »Ich nehme das nächste Flugzeug nach London.«
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    UM 7 UHR 56 schloss Anna die Akte Wentworth und beugte sich vor, um die unterste Schublade ihres Schreibtischs aufzuziehen. Sie schlüpfte aus ihren Turnschuhen und ersetzte sie durch hochhackige, schwarze Pumps. Dann stand sie auf, nahm den Aktenstapel zur Hand und sah in den Spiegel – jedes einzelne Haar saß an Ort und Stelle.
    Anna verließ ihr Büro und ging den Flur entlang zum großen Eckbüro. Zwei oder drei Kollegen grüßten sie mit »Guten Morgen, Anna«, was sie mit einem Lächeln erwiderte. Ein leises Klopfen an der Tür des Vorsitzenden – sie wusste, Fenston würde bereits an seinem Schreibtisch sitzen. Käme sie auch nur eine Minute zu spät, würde er vorwurfsvoll auf seine Armbanduhr schauen. Anna wartete darauf, hereingerufen zu werden, und war überrascht, als die Tür sofort geöffnet wurde und sie Karl Leapman von Angesicht zu Angesicht
    gegenüberstand. Er trug einen fast identischen Anzug wie Fenston, wenn auch nicht von derselben erlesenen Qualität.
    »Guten Morgen, Karl«, begrüßte sie ihn gut gelaunt, erhielt jedoch keine Antwort.
    Der Vorsitzende sah von seinem Schreibtisch auf und winkte Anna zum Besucherstuhl. Er hieß sie ebenfalls nicht willkommen, aber das tat er ohnehin nur selten. Leapman ließ sich zur Rechten des Vorsitzenden nieder, etwas nach hinten versetzt, wie ein Kardinal, der dem Papst bei einer Audienz zur Hand geht. Die Rollen waren eindeutig festgelegt. Anna erwartete, dass Tina jeden Augenblick mit einer Tasse schwarzem Kaffee auftauchen würde, aber die Tür zum Sekretariat blieb geschlossen.
    Anna blickte zu Monets Darstellung von Argenteuil hinauf.
    Das Gemälde hing an der Wand hinter dem Schreibtisch des 48
    Vorsitzenden. Obwohl Monet diese friedliche Uferszene bei mehreren Gelegenheiten gemalt hatte, war dieses Ölbild eines der schönsten Exemplare. Anna hatte Fenston einmal gefragt, wo er das Gemälde erstanden hatte, aber er hatte ausweichend geantwortet. Es war sicher lange vor ihrem Eintritt in die Bank gewesen.
    Anna sah zu Leapman hinüber, dessen scharfer, hungriger Blick sie an Cassius erinnerte. Ungeachtet der Tageszeit sah er immer so aus, als ob er dringend eine Rasur benötigte. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Fenston, der sicher kein Brutus war. Sie rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl in dem Versuch, angesichts des Schweigens nicht allzu verwirrt zu wirken. Plötzlich wurde die Stille, auf ein Nicken von Fenston hin, unterbrochen.
    »Dr. Petrescu, dem Vorsitzenden wurde eine beunruhigende Information zugetragen«, fing Leapman an. »Es hat den Anschein, dass Sie einer Kundin private und vertrauliche Dokumente der Bank zukommen ließen, bevor der Vorsitzende die Gelegenheit hatte, die Folgen dieses Vorgehens abzuschätzen.«
    Einen Augenblick lang war Anna vor Überraschung wie gelähmt, doch sie erholte sich rasch und beschloss, im selben Ton zu antworten. »Mr. Leapman, wenn Sie damit auf meinen Bericht anspielen, der sich auf das Wentworth-Darlehen bezieht, haben Sie Recht. Ich ließ Lady Victoria Wentworth eine Kopie zukommen.«
    »Der Vorsitzende hatte nicht genügend Zeit, um diesen Bericht zu lesen und ein wohl überlegtes Urteil zu fällen, bevor Sie ihn der Kundin weitergeleitet haben.« Leapman sah auf seine Notizen.
    »Das ist nicht der Fall, Mr. Leapman. Sowohl Sie als auch der Vorsitzende haben am ersten September Kopien meines Berichts erhalten mit der Empfehlung, dass man Lady Victoria vor dem 49
    Fälligkeitstermin der nächsten Quartalszahlung entsprechend beraten sollte.«
    »Ich habe diesen Bericht nie erhalten«,

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