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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
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langen Erfahrung auf beiden Seiten des Gesetzes Ihnen zweifellos gern erläutern wird.«
    »Raus hier, bevor ich Sie hinauswerfe«, schrie Fenston, sprang von seinem Stuhl auf und ragte hoch vor Anna auf. Sie erhob sich langsam, kehrte Fenston den Rücken und ging zur Tür.
    »Räumen Sie sofort Ihren Schreibtisch. Ich will, dass Sie in zehn Minuten verschwunden sind. Wenn Sie sich danach noch im Gebäude befinden, lasse ich Sie von Sicherheitskräften hinausbegleiten.«
    Anna hörte Fenstons letzte Bemerkung nicht mehr, da sie bereits leise die Tür hinter sich geschlossen hatte.
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    Der Erste, den Anna im Flur sah, war Barry, der eindeutig vorab informiert worden war. Die ganze Episode erweckte immer mehr den Anschein, als sei sie lange vor Annas Eintreffen im Gebäude bereits choreographiert worden.
    Anna ging mit so viel Würde, wie sie aufbringen konnte, den Flur entlang, obwohl Barry mit ihr Schritt hielt und sie gelegentlich am Ellbogen streifte. Sie kam an einem Aufzug vorbei, der für jemand offen gehalten wurde, und sie fragte sich, für wen. Sicher nicht für sie.
    Keine 15 Minuten, nachdem Anna ihr Büro verlassen hatte, war sie wieder zurück. Dieses Mal wartete Rebecca auf sie. Sie stand hinter ihrem Schreibtisch und hielt einen großen, braunen Pappkarton im Arm. Anna ging zu ihrem Schreibtisch und wollte gerade ihren Computer einschalten, als eine Stimme hinter ihr rief: »Fassen Sie nichts an. Ihre persönliche Habe wurde bereits gepackt. Wir gehen jetzt.« Anna drehte sich um und sah Barry, der auf der Schwelle stand.
    »Es tut mir so Leid«, meinte Rebecca. »Ich wollte Sie noch warnen, aber …«
    »Sprechen Sie nicht mit ihr«, bellte Barry. »Geben Sie ihr nur den Karton. Sie geht jetzt.« Barry legte die Hand auf den Griff seines Schlagstocks. Anna fragte sich, ob ihm bewusst war, wie lächerlich er aussah. Sie drehte sich zu Rebecca und lächelte.
    »Es ist nicht Ihre Schuld«, sagte sie, als ihre Sekretärin ihr den Karton reichte.
    Anna stellte den Karton auf den Schreibtisch, setzte sich und zog die unterste Schublade auf.
    »Sie dürfen nichts mitnehmen, was der Bank gehört«, warnte Barry.
    »Ich bin sicher, Mr.
    Fenston möchte, dass ich meine
    Turnschuhe mitnehme«, sagte Anna, zog ihre Pumps aus und legte sie in den Karton. Dann zog sie ihre Turnschuhe an, nahm den Karton und trat in den Flur hinaus. Jeder Versuch, 53
    würdevoll zu bleiben, war von nun an zum Scheitern verurteilt.
    Alle Mitarbeiter wussten, dass laute Stimmen im Büro des Vorsitzenden, gefolgt von Barry, der einen aus dem Gebäude geleitete, nur eines bedeuten konnten: Man würde demnächst Arbeitslosengeld beziehen. Dieses Mal verschwanden die Vorübergehenden rasch in ihren Büros und machten keinen Versuch, ein Gespräch mit Anna anzufangen.
    Der Sicherheitschef begleitete sie zu einem Büro am Ende des Korridors, das Anna noch nie zuvor betreten hatte. Als sie hineinging, baute sich Barry vor der Tür auf. Es war klar, dass man auch hier vorab informiert worden war, denn Anna traf auf einen Angestellten, der ihr aus Angst, seinen Job zu verlieren, nicht einmal ein ›Guten Morgen‹ entbot. Er drehte ein Blatt Papier zu ihr, auf dem fett gedruckt 9.116,00 $ stand. Annas Monatsgehalt. Sie bestätigte den Erhalt mit ihrer Unterschrift.
    »Das Geld wird im Laufe des heutigen Tages auf Ihr Konto überwiesen«, sagte der Angestellte, ohne den Blick zu heben.
    Anna drehte sich um und stellte fest, dass sich ihr Wachhund immer noch auf dem Korridor herumtrieb. Als sie die Buchhaltung verließ, begleitete Barry sie auf dem langen Weg zurück durch einen menschenleeren Flur. Sie kamen zum Aufzug und Barry drückte den halbmondförmigen Abwärts-Knopf, während sich Anna an ihren Karton klammerte.
    Sie warteten beide darauf, dass sich die Aufzugtüren öffneten, als American Airlines Flug 11 aus Boston in den 24. Stock des Nordturms krachte.
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    9
    RUTH PARISH sah mit Erleichterung auf dem Monitor über ihrem Schreibtisch, dass der United Airlines Flug um 13 Uhr 40
    endlich den JFK-Flughafen in Richtung London verlassen hatte, wenn auch mit 40 Minuten Verspätung.
    Ruth und ihr Lebensgefährte Sam hatten die Art Locations vor fast einem Jahrzehnt gegründet und als er Ruth wegen einer jüngeren Frau verließ, bekam Ruth die Firma – der weitaus bessere Teil. Ruth war mit ihrem Job verheiratet, trotz der langen Arbeitszeiten, der anspruchsvollen Kunden und all der Flugzeuge, Züge und Transportlaster, die niemals

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