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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
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Ledersessel ihr gegenüber niederließ.
    Anfangs sprach keiner von ihnen, dann setzte sich Arabella abrupt auf und verlangte zu wissen: »Wer kann so etwas 28
    Schreckliches getan haben? Wer kann einem so unschuldigen Geschöpf wie Victoria so etwas angetan haben?«
    »Auf diese Frage scheint es keine einfache oder logische Antwort zu geben«, antwortete der Chief Superintendent. »Und es hilft auch nicht, dass mehrere Stunden vergangen sind, bis ihre Leiche gefunden wurde. Dadurch hatte der Täter genug Zeit, um sich aus dem Staub zu machen.« Er hielt inne. »Fühlen Sie sich schon in der Lage, ein paar Fragen zu beantworten, meine Liebe?«
    Arabella nickte.
    »Üblicherweise würde meine erste Frage bei einer
    Mordermittlung lauten, ob Ihre Schwester Feinde hatte, aber da ich Victoria kannte, scheint mir das unmöglich. Ich muss Sie allerdings fragen, ob Sie von irgendwelchen Problemen wussten, denen sich Victoria gegenübersah, denn …«, er zögerte, »…
    schon seit einiger Zeit gibt es im Dorf Gerüchte, dass sich Ihre Schwester nach dem Tod Ihres Vaters mit beträchtlichen Schulden konfrontiert sah.«
    »Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein«, gestand Arabella.
    »Nachdem ich Angus geheiratet hatte, kamen wir nur für zwei Wochen im Sommer und alle zwei Jahre zu Weihnachten von Schottland herunter. Erst als mein Ehemann starb, kehrte ich nach Surrey zurück.«
    Der Chief Superintendent nickte, wollte sie aber nicht unterbrechen. »Da habe ich dieselben Gerüchte gehört. Der Dorfklatsch verbreitete sogar, dass einige Möbel in meinem Laden vom Anwesen stammen würden, damit Victoria das Personal bezahlen konnte.«
    »Diese Gerüchte hatten keinen wahren Kern?«, erkundigte sich Stephen Renton.
    »Überhaupt keinen«, erwiderte Arabella. »Als Angus starb und ich unsere Farm in Pertshire verkaufte, hatte ich genug Geld, um nach Wentworth zurückzukehren, meinen kleinen 29
    Laden zu eröffnen und ein Hobby, das ich schon mein Leben lang gepflegt hatte, zu einem lukrativen Geschäft zu machen.
    Ich habe jedoch meine Schwester mehrmals gefragt, ob die Gerüchte um Vaters pekuniäre Lage der Wahrheit entsprachen.
    Victoria leugnete, dass es Probleme gab, und behauptete stets, sie habe alles unter Kontrolle. Aber natürlich hatte sie Vater angebetet; in ihren Augen konnte er einfach nichts falsch machen.«
    »Können Sie sich irgendeinen Grund denken, warum …«
    Arabella erhob sich vom Sofa und ging wortlos zum Schreibtisch auf der anderen Seite des Raumes. Sie nahm den blutverschmierten Brief, den sie auf dem Schreibtisch ihrer Schwester gefunden hatte, kam zurück und reichte ihn dem Chief Superintendent.
    Renton las das unvollendete Schreiben zwei Mal, bevor er fragte: »Haben Sie irgendeine Ahnung, was Victoria dann mit
    ›dass sich eine Lösung eröffnet hat‹ gemeint haben könnte?«
    »Nein«, räumte Arabella ein, »aber es wäre möglich, dass ich diese Frage beantworten kann, sobald ich mich mit Arnold Simpson unterhalten habe.«
    »Das erfüllt mich nicht mit Zuversicht«, meinte Stephen Renton.
    Arabella registrierte seinen Kommentar, erwiderte aber nichts darauf. Sie wusste, dass der natürliche Instinkt des Chief Superintendent ihn veranlasste, allen Anwälten zu misstrauen, die ihre Überzeugung, sie seien jedem Polizisten haushoch überlegen, nicht zu verbergen vermochten.
    Der Chief Superintendent erhob sich aus dem Sessel, ging zu Arabella und setzte sich neben sie. Er nahm ihre Hand. »Rufen Sie mich an, wann immer Sie wollen«, bot er einfühlsam an.
    »Und versuchen Sie, nicht allzu viele Geheimnisse vor mir zu verbergen, Arabella, denn ich muss alles wissen – und ich meine 30
    wirklich alles –, wenn wir denjenigen finden wollen, der Ihre Schwester ermordet hat.«
    Arabella erwiderte nichts.

    »Verdammt«, murmelte Anna, als ein sportlicher,
    dunkelhaariger Mann lässig an ihr vorbeijoggte, wie er es in den letzten Wochen schon mehrmals getan hatte. Er sah sich nicht um – das taten ernsthafte Läufer nie. Anna wusste, dass es sinnlos war, mit ihm mithalten zu wollen, da ihre Beine schon nach 100 Metern den Dienst versagen würden. Anna hatte einmal aus den Augenwinkeln einen Blick auf den
    geheimnisvollen Mann geworfen, aber dann war er schon an ihr vorbeigerauscht und sie hatte nur noch den Rücken seines smaragdgrünen T-Shirts gesehen, während er zu den Strawberry Fields gelaufen war. Anna versuchte, ihn zu vergessen und sich wieder auf ihren Termin mit Fenston zu

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