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Die Farbe der Liebe

Die Farbe der Liebe

Titel: Die Farbe der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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schon oft genug in dieser Stimmung erlebt und wusste daher, dass es völlig sinnlos war, ihr das jetzt ausreden zu wollen.
    Sivs Züge entspannten sich.
    »Na schön«, sagte sie dann. »Es tut uns leid, okay? Wir wollten einfach nur ein bisschen Spaß haben.« Sie sah zu Boden und scharrte mit dem Stiefel im Staub. Leuchtendes Rot huschte über ihre Wangen. Siv entschuldigte sich? Aurelia traute ihren Ohren kaum.
    Der Junge sah auf und grinste. Wenn er lachte, sah er ganz anders aus, viel hübscher – was Siv nicht entging.
    »Schon okay«, meinte er. »Ist ja nichts passiert.«
    »Können wir es wiedergutmachen? Dir was zu trinken spendieren oder so?«, fragte sie noch immer schroff.
    »Danke. Das wäre nett.«
    Er redete ganz anders als die jungen Männer, denen Aurelia bisher begegnet war. Sie betrachtete ihn neugierig, obwohl er sich – ausgesprochen höflich – allein mit Siv befasste, die die Einladung ausgesprochen hatte.
    »Ich muss zurück an die Kasse. Aber in einer halben Stunde habe ich Schluss.«
    Siv sah mit breitem Grinsen zu Aurelia auf und wartete stumm auf ihre Zustimmung.
    »In Ordnung«, sagte sie. Sie konnte etwas brauchen, um den widerlichen Geschmack von Sivs Gin fortzuspülen.
    »Prima«, entgegnete der Kassierer. »Treffen wir uns da drüben, in dem roten Zelt? Das ist der Hauptausschank. In einer halben Stunde, ja?«
    »Abgemacht, Ginger«, sagte Siv.
    »Ich habe einen Namen«, protestierte er. »Ich heiße …«
    »Stopp!« Siv fiel ihm rasch ins Wort. »Den will ich gar nicht wissen. Ich nenne dich Ginger, wie es sich für einen Rotschopf gehört. Und sieh zu, dass du diese grüne Monstermaske loswirst. Ich küsse nämlich keine maskierten Männer …«
    Damit nahm sie Aurelias Hand, und die beiden Mädchen wandten sich wieder dem Trubel des Jahrmarkts zu.
    Der Wind hatte sich gelegt.
    »Wir können doch jetzt zur Wahrsagerin gehen«, schlug Aurelia vor.
    »Kommt nicht infrage. Ich dachte, du glaubst nicht an diesen Hokuspokus. Ich möchte ballern! Lass uns zur Schießbude gehen.«
    Aurelia seufzte. Dann würde sie eben ein anderes Mal zu einer Wahrsagerin gehen, allein, wenn Siv sie nicht begleiten wollte. Urplötzlich hatte sie das starke Bedürfnis zu erfahren, was die Zukunft für sie bereithielt, obwohl sie eigentlich genau wie wenig Siv sonst auf solchen Esoterikkram gab.
    Siv war eine gute Schützin, und am Ende fehlte ihr nur ein einziger Treffer für den Hauptgewinn, einen riesigen Teddybären. Stattdessen bekam sie eine gelbe Plastikente überreicht, die sie strahlend und voller Stolz zu ihrer Verabredung mitnahm.
    Die Freundinnen hatten kurz überlegt, ob sie überhaupt hingehen sollten. Und Siv hatte sich vorher noch vergewissert, dass Aurelia wirklich kein Interesse am Kassierer der Geisterbahn hatte.
    »Klar würde er lieber dich nehmen, wenn er die Wahl hätte …«
    »Er ist nicht mein Typ.«
    »Wenn du so weitermachst, bist du noch mit fünfundzwanzig Jungfrau«, stellte Siv fest.
    »Mir egal.« Aurelia zuckte die Achseln. Was Siv anfing, war ihre Sache, aber sie selbst hatte keine Lust, sich auf jemanden einzulassen, nur weil sich die Gelegenheit bot.
    Siv nickte.
    »Nun, er gefällt mir, und ich bin nicht zu stolz, ihn mir näher anzusehen, selbst wenn er dich vorgezogen hätte. Tun sie ja sowieso alle.« Das war nur eine sachliche Feststellung, keine Klage. Aurelia war die hübschere von ihnen beiden; alle Männer flogen erst mal auf sie, bis sie rasch merkten, dass es Siv war, bei der sie landen konnten.
    Sie betraten das Getränkezelt und bahnten sich ihren Weg durch ein Meer benutzter Plastikbecher bis zum Ausschank, wo die Gäste in dichten Reihen für billiges Bier anstanden. Dort entdeckten sie auch Ginger, der verzweifelt versuchte, ihnen vorn einen Platz frei zu halten. Seine Jeans hatte Risse, die Gummimaske aber hatte er abgelegt und sich sogar halbwegs ordentlich die Haare gekämmt. Als er die beiden auf sich zukommen sah, lächelte er strahlend. Offenbar freute er sich über ihr Kommen, mit dem er gar nicht sicher gerechnet hatte.
    »Hi, Ginger.«
    »Habt ihr’s also geschafft!« Er grinste sie spitzbübisch von der Seite an. »Ich dachte schon, ihr würdet kneifen.«
    »Wir stehen zu unserem Wort«, blaffte Siv zurück
    »Wie heißt ihr eigentlich?«
    »Sie ist die Große, ich bin die Kleine. Das reicht doch, oder? Sonst wird es zu kompliziert«, meinte Siv.
    Sie gingen mit ihren Plastikbechern zu der hinteren Zeltwand, wo ein langer Tisch mit einem

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