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Die Farbe der Liebe

Die Farbe der Liebe

Titel: Die Farbe der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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rot-weiß karierten Tischtuch stand. Aurelia und Siv hatten Cidre bestellt, Ginger hingegen wollte Limonade. »Ich muss noch Auto fahren«, hatte er erklärt, als Siv fragend auf seinen alkoholfreien Drink sah.
    Nach eingehender Betrachtung schätzte Aurelia die Rummelplatz-Eroberung mit dem kunstvoll arrangierten Strubbellook auf Mitte zwanzig. Aber trotz des Altersunterschieds war es eindeutig die kleine Siv, die das Ruder fest in der Hand hatte.
    Eine Stunde später hatte Siv Ginger unter dem Vorwand, sie müsse Luft schnappen, an ein Fleckchen unter einer hohen Eiche gelockt; es war dunkel dort am äußersten Rand des Jahrmarkts. Aurelia, zu Tode gelangweilt, war weitergeschlendert, dann aber etwa zehn Meter entfernt stehen geblieben. Wie gut die frische Nachtluft tat nach all der Hitze und dem Lärm im Bar-Zelt!
    Das Pärchen unter dem Baum küsste sich bereits stürmisch, wie Aurelia sah, wobei Ginger sich zu Siv hinunterbeugen musste, damit sich ihre Lippen berührten; währenddessen gingen ihre Hände eifrig auf Entdeckungsreise unter den Kleidern des anderen. Gebannt sah Aurelia diesem wilden Gefummel zu. Teils war sie schockiert, teils neidisch, denn in einem sehnsüchtigen Blick des jungen Mannes hatte sie erkannt, dass er sich viel lieber mit ihr – wenn sie denn dazu bereit gewesen wäre – in die Büsche geschlagen hätte.
    Was denkt er wohl gerade?, fragte sie sich, als seine Hand sich in Sivs Shorts schob. Aber die wehrte sie rasch und entschieden ab, ohne sich aus der Umarmung zu lösen.
    Aurelia wusste, dass sie eigentlich wegschauen sollte, doch ihre Neugier war zu groß. Von den Girlanden mit den bunten Glühbirnen, die den Jahrmarkt beleuchteten, fiel ein sanfter Schimmer durch die Zweige der Bäume, und sie hatte einen etwas besseren Blick, als die Brise einmal kurz auffrischte und die Blätter bewegte. Doch gleich darauf war das Pärchen wieder in Dunkelheit gehüllt. Kurz sah sie ein Stückchen weißer Haut aufblitzen. Siv hatte doch wohl hoffentlich nicht ihre Shorts runtergezogen, wie noch kurz zuvor in der Geisterbahn? Und das hier, praktisch in der Öffentlichkeit?
    Als Aurelia zu ihrer Linken ein leises Geräusch hörte, fuhr sie erschreckt herum. Etwas entfernt pinkelte ein Mann an den Anhänger eines Lastwagens. Sie atmete auf. Der Typ verschwand gleich darauf wieder, ohne sie oder Siv und Ginger bemerkt zu haben.
    Aurelia drehte sich wieder zu ihrer Freundin um. Das Licht änderte sich, und sie konnte das Paar klarer sehen. Richtig, der blanke Hintern gehörte nicht Siv, sondern Ginger, dem die Jeans um die Knöchel hing. Sein Arsch wirkte fest und muskulös; offensichtlich verbrachte er seine Zeit nicht nur an der Kasse auf dem Jahrmarkt. Siv kniete vor ihm, ihre kleinen Hände lagen sanft auf seinen Oberschenkeln, und ihr Kopf wippte in regelmäßigem Rhythmus auf und ab.
    Aurelia stockte der Atem.
    Sah aber gebannt weiter zu.
    Siv hier in Aktion zu beobachten, war etwas völlig anderes, als sich ungläubig ihre schamlosen Berichte über die Form und den Geschmack eines Männerschwanzes anzuhören. Langsam und genüsslich glitten die Lippen ihrer Freundin am Glied auf und ab. Und Ginger ballte die Fäuste, offenbar um nicht die Beherrschung zu verlieren. Aurelia schnürte es die Kehle zu.
    Eine Wolke gab den Halbmond frei, und für eine Sekunde war das Pärchen in seinen Lichtstrahl getaucht. Genau in diesem Moment wandte Ginger den Kopf zu Aurelia. Ihre Blicke trafen sich. Und sie lief knallrot an, weil er sah, dass sie den beiden zuschaute. »Ich würde es lieber mit dir tun«, schien er ihr sagen zu wollen. Doch als sich gleich darauf wieder Wolken vor den Mond schoben, lag alles im Dunkeln. Aurelia sah zu Boden. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    Aus dem Augenwinkel sah sie Siv aufstehen und auf sie zukommen. Ginger, hinter ihr, schnallte sich im Gehen den Gürtel zu.
    »Da bist du ja«, rief Siv Aurelia zu.
    Ginger räusperte sich. Offenbar suchte er nach Worten, um den peinlichen Moment zu überbrücken.
    »Ich lade euch in eine andere Bar ein«, sagte er. »Streng genommen ist sie nur für Mitarbeiter. Aber über euch beide wird sich wohl kaum jemand beschweren, zumal ich ja bei euch bin.«
    Siv war sogleich Feuer und Flamme, vor allem, weil sie eigentlich keinen Zutritt hatten.
    »Sollten wir nicht besser heimfahren?«, gab Aurelia zu bedenken. »Was ist mit deinen Eltern?«
    »Wir können doch sagen, dass die U-Bahn ausgefallen ist oder so. Nur noch ein bisschen«,

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