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Die Farbe der Liebe

Die Farbe der Liebe

Titel: Die Farbe der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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wäre die Wartezeit zu Ende und sie für immer mit dem Ball vermählt.
    Die Stunden verstrichen. Ihr wurden die Haare gewaschen, getrocknet und so frisiert, dass sie ihr als Kaskade honigblonder Locken über die Schulter fielen. Das hauchzarte, wie aus Spinnweben gewirkte Gewand, das sie heute Abend tragen sollte, wurde ihr über die geölte Haut gestreift. In dem tranceartigen Zustand, in den Aurelia sich mittlerweile problemlos versenken konnte, stand sie vom Toilettentisch auf, und ihre Eskorte geleitete sie durch die Flure des Herrenhauses und über die mit Teppich belegten Stufen in die Mitte des Gartens, wo sämtliche Ballbesucher und Darsteller auf sie warteten.
    Es wurde ein Signal gegeben, und Aurelia spürte, dass sie plötzlich an Schultern, Taille und Knöcheln gepackt und mit einer einzigen flinken Bewegung in die Höhe gehoben wurde – das Ergebnis monatelanger Proben –, sodass sie eine Armlänge über der Versammlung schwebte. Ihr schwirrte der Kopf wegen all der Ereignisse in dieser Nacht, zudem verwirrten sie die hämmernden Techno-Beats, die aus den im Garten aufgestellten, großen Lautsprechern dröhnten und deren Bässe wie der Widerhall eines fiebrigen Herzschlags in erbarmungsloser Endlosschleife wummerten. Einen Augenblick war Aurelia völlig konfus und hatte ein Gefühl, als wäre ihr die Seele aus dem Leib gefahren und als hätte ihr Körper, der hoch über den Köpfen der Bewunderer und Tänzer schwebte, nichts mit ihr zu tun. Sie wurde plötzlich zur Beobachterin ihrer eigenen Krönung und war zugleich eine wandernde Seele in einem Körper, über den sie keinerlei Kontrolle mehr hatte.
    Das Leben stand still.
    Mit einem Mal änderte sich die Musik; die hektischen, übersteuerten Rockrhythmen gingen über in die klaren Töne einer lebhaften, geschmeidigen Melodie, die auf einer elektrischen Geige gespielt wurde, jedoch weiterhin vom Trommelsynthesizer unterlegt war, der ihr sein Tempo aufzwang. Sicher spielte die schöne rothaarige Geigerin, die sie vorher kurz gesehen hatte, überlegte Aurelia, und deren flammend rote Mähne jedes Mal flog, wenn sie den Bogen neu ansetzte. Die Melodie klang vertraut, ein klassisches Stück, aber in rasendem Tempo gespielt. Hypnotisierend und teuflisch, wie ein durch die Nacht brausender, führerloser Zug, schwang sich die Musik empor.
    Nun fassten die Hände, die Aurelia hielten, noch einmal nach. Zwei stützten ihre Schulterblätter, zwei andere sorgten dafür, dass ihr Kreuz sich nicht durchbog, wiederum andere umklammerten ihre Pobacken und hoben ihr Becken an. Viele weitere Hände schossen in die Höhe und hielten sie auch an den Kniekehlen, während die letzten beiden Hände entschlossen ihre Knöchel packten und ihr vorsichtig so weit die Beine spreizten, dass ihre äußeren Schamlippen sich öffneten und die vor unbeschreiblichem Verlangen pulsierenden inneren Furchen und Spalten von einer ganz sanften Brise liebkost wurden.
    Unter ihr bewegte sich eine Hand. Dann noch eine.
    Unversehens wanderte sie über den Köpfen der Feiernden wie ein fliegender Teppich von Hand zu Hand, von jeder nur flüchtig berührt und nur ein kleines Stück vorwärts getragen. Aurelia glitt über die Menge, als würde eine kostbare Ladung über tosende Meereswellen gehievt. Sie wehrte sich nicht, sondern versuchte, die Muskeln zu entspannen und sich ganz den Empfindungen des Augenblicks zu überlassen. Sie wusste nur zu gut, dass das Ende dieser Reise wahrlich unvergesslich sein würde.
    Anfangs glaubte Aurelia, sie werde im Kreis durch die Luft getragen, drehe für das Publikum eine Runde nach der anderen, bis allen schwindlig sei und man sie inmitten der gesichtslosen Menge zu Boden lassen werde.
    Doch gerade als sie spürte, dass die Menschen unter ihr schwankten, und sie meinte, ihr Körper würde nahezu mühelos ohne helfende Hände dahinschweben, wurde sie – noch immer in etwa zwei Meter Höhe – davongetragen. Wohin, wusste sie nicht.
    Der Himmel wurde bereits heller, und der Mond verschwand hinter dicken Wolken. Doch die innere Hitze hielt ihren nackten Körper warm; Leidenschaft und grenzenloses Begehren schossen ihr durch die Adern und prickelten unter ihrer Haut.
    Die Menschen liefen hinter ihr her, und sie wusste, jeder Einzelne von ihnen hatte vorher kurz, aber unverzichtbar zu ihrer Reise durch die Lüfte beigetragen.
    In der Ferne verklang die Musik, als man sie weiter durch die schwindende Nacht trug. Die Karawane hinter ihr erinnerte an eine

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