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Die Farbe der Liebe

Die Farbe der Liebe

Titel: Die Farbe der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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es trug noch zu ihrer Geilheit bei, was sie früher nicht für möglich gehalten hätte.
    Sie öffnete die Augen.
    Andreis Blicke durchbohrten sie. Er war ebenfalls nackt, bis auf eine prächtige Maske aus Pfauenfedern, die ihm das Aussehen eines Königs oder Priesters verlieh.
    Obwohl das Erdbeben schon im Anrollen war und ihr Herz einen inbrünstigen, leidenschaftlichen Tango tanzte, katapultierte sie jeder neue Stoß von Andrei noch tiefer in einen Rausch. Sie fing an zu keuchen, das Summen der Menge wurde ohrenbetäubend, ihre Sinne vernebelten sich.
    Sie wusste, dass Andrei sie hinter seiner Maske anlächelte.
    Sie lächelte zurück.
    Unermüdlich fickte Andrei sie weiter, vom auf- und abschwellenden Chorgesang der Versammlung unterlegt, bis Aurelia nur noch Geist und Körper war, die nach Transzendenz strebten.
    Plötzlich bäumte Andrei sich auf, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen, und stieß dann ein letztes Mal so kraftvoll den Schwanz in sie, dass er noch nie erreichte Tiefen berührte. Sie spürte die Hitze seines Ergusses wie eine Welle, die gegen ihr Innerstes brandete und ein Flammenmeer entzündete. In Lichtgeschwindigkeit breitete sich die Feuersbrunst in ihren Adern aus.
    Aurelia brüllte vor Wollust.
    Andrei stöhnte auf.
    Das Summen der Zuschauer ebbte ab.
    Sie sah zu ihrem Liebhaber auf, der die Maske auf den Boden warf und nach Luft schnappte. Erste Sonnenstrahlen ließen seine üppigen rotbraunen Locken leuchten.
    Aurelia rollte eine Träne über die Wange.
    Er reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen. Ursprünglich hatte sie gedacht, dass der gewaltige Orgasmus, den sie gerade eben erlebt hatte, sie der letzten Kraftreserven beraubt hätte; doch kaum berührten sich ihre Finger, sprang sie so schwungvoll auf die Beine, wie sie es nicht für möglich gehalten hätte. Sobald sie stand, ließ sie Andreis Hand los.
    Aurelia fühlte sich … neugeboren.
    Stark.
    Unbesiegbar.
    Ganz vorn in der Menge sah sie Siv, die sie geradezu ehrfürchtig anschaute. Wie auch alle anderen Gäste des Balls.
    Aurelia straffte die Schultern und stellte die Füße etwas auseinander, um festen Stand zu haben.
    »Der Morgen dämmert«, sagte Andrei.
    Ein ungewohnter Energieschub raste durch ihren nackten Körper. Zugleich empfand sie unendlichen Frieden. Sie sah an sich hinunter, und ihr stockte der Atem. Zwischen ihren Tattoos, zwischen all den Wörtern, Zeichen und Bildern auf ihrer Haut, spross munter ein efeuähnliches Rankengeflecht. Entweder lief auf ihrem Körper ein Film in Zeitlupe ab, oder bisher unsichtbare Adern krochen direkt unter die Oberfläche ihrer einst blassen und jetzt so farbenfrohen Haut. Jedenfalls sah es sehr lebendig aus, als wäre ein Bilderbuch zum Leben erwacht. Unaufhaltsam schlangen sich die Ranken von Tattoo zu Tattoo, verbanden alles miteinander, Zweig für Zweig, Blatt für Blatt, Wort für Wort, Satz für Satz.
    Das Kunstwerk vollendete sich.
    Als schließlich ihre Haut zur Ruhe kam, war sie vom Halsband abwärts bis zu den schmalen Kränzen aus leuchtend grünen Blättern um ihre Knöchel bebildert.
    Der Morgen brach an.
    Im Licht der aufgehenden Sonne war ihr nackter Körper ein Bilderreigen von unvergleichlicher Schönheit. Mit staunenden Augen sahen die Ballgäste, dass Aurelia wie in Flammen stand.
    Der Ball hatte seine neue Maîtresse.

Epilog SAMARKAND, 21. JAHRHUNDERT
    Etliche Jahre später, der Schnee war endlich geschmolzen und auf dem Wasser sowie an Land herrschte frühlingshafte Wärme, kam der Ball in die an Mythen so reiche, sagenumwobene Stadt.
    Es hatte Monate gedauert, bis die Ball-Gesellschaft Gebirge überwunden und Wüsten und schier endlose Steppen durchquert hatte. Wie eine moderne Karawane donnerte und holperte die Fahrzeugkolonne aus Geländewagen, LKW s, Wohnwagen und Kleinbussen über Pisten und schlecht befestigte Straßen. Sie hatten sich kurz nach Weihnachten in einer geschäftigen Hafenstadt am Ostchinesischen Meer getroffen und sich offiziell als Wanderzirkus ausgegeben. Andrei war für die komplizierte Logistik des Unternehmens verantwortlich und ging in dieser Rolle auf. Als Statthalter war er weitgehend überflüssig geworden, seit Aurelia als Maîtresse die Herrschaft über den Ball übernommen hatte.
    Sie war es jetzt, die das jährliche Motto und den Veranstaltungsort bestimmte. Tatsächlich aber hatten Andrei und sie zu einer sehr engen Zusammenarbeit gefunden. Wenn sie sich dann einig geworden waren, unterstützte sie das Netzwerk

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