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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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Wind abgehalten hätten, trieben irgendwo dort unten im Wasser.
    Die nördliche und östliche Kimm war bereits bedrohlich hell. Wie lange die Dunkelheit noch halten würde, konnte nur der liebe Gott sagen.
    Und wenn Ole den hätte fragen können, hätte es noch ein paar weitere Dinge gegeben, die er gerne von ihm gewusst hätte. Zum Beispiel, ob er die Finger im Spiel gehabt hatte, als er ihnen ausgerechnet Nils zur Rettung geschickt hatte? Oder ob es tatsächlich ein englisches U-Boot gewesen war, das zuvor vielleicht irgendwo erbeutet worden war, samt der Royal-Navy-Uniform seines Skippers, oder doch ein verkleidetes deutsches Boot?
    Und dann hätte Ole noch gerne gewusst, ob er mit seinem Verdacht richtig lag, dass sein persönlicher Erzfeind Richard Korfmann sich diese vor Dreistigkeit strotzende Falle für sie ausgedacht hatte?
    So viel war Ole klar: Richard hatte sich mit dem Schnellboot hinter der Insel versteckt gehalten und war erst eingeschritten, als die Übergabe der Pläne und der prominenten Flüchtlinge gescheitert war. Die ganze Aktion musste also sorgfältig geplant und mit anderen Stellen koordiniert worden sein. Und zwar mit dem Ziel, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
    Die brennendste Frage von allen aber war, ob Lundegård mit seinem Verdacht recht gehabt hatte, dass die ganze Sache verraten worden war.
    Der liebe Gott war gerade nicht in der Nähe, also stellte Ole die Frage an Lina.
    »Was glaubst du? Hat ihnen jemand verraten, dass unsere Pläne und der Kronprinz zusammen nach England gelangen sollten?«
    Linas Schritte wurden langsamer. Schließlich blieb sie stehen und nickte.
    »Und wer?«
    »Frederik«, sagte sie tonlos und hielt den Blick am Boden.
    Ole war ebenso erstaunt wie schockiert.
    »Dein … Professor? Das kann doch nicht sein?«
    »Doch. Er war der Einzige von uns, der über alles Bescheid wusste. Mir hat er nur so viel verraten, wie ich wissen musste, um Askildsen zu kontaktieren. Und Sigur und die andern vier wussten gar nichts.«
    Lina hob den Kopf und sah aufs Meer hinaus. Jede Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.
    »Sie müssen es aus ihm herausgefoltert haben, in Marstrand«, flüsterte sie.
    Sie verstummte und blickte ihn an. Das Grün ihrer Augen war so gut wie schwarz und schien in diesem Moment in einem tiefen Schmerz zu verschwimmen. Ole nahm sie in seine Arme und zog sie fest an sich.
    Als er selber die Augen schloss, hörte er das schreckliche, andeutungsvolle Surren des Stocks, den Strasser bei seinem Verhör durch die Luft hatte schneiden lassen. Er selber hatte nur die Spitze des Prügels zu schmecken bekommen. Aber Sønstebye und die beiden anderen? Ole sah sie vor sich, unten im Hof, mit verbundenen Augen und von der Folter geschundenen, gebrochenen Gliedmaßen, von denen man gerade noch so viel heil gelassen hatte, um sie zum Erschießen an die Wand stellen zu können.
    Nach einem langen Moment ließ das Zittern in Linas Körper nach, das nur zum Teil von der Kälte und der nassen Kleidung kam.
    »Komm, wir müssen weiter!«, sagte Ole leise und nahm ihre Hand.
    Sie nickte und wischte sich mit der anderen Hand übers Gesicht.
    Kurz darauf erreichten sie die kleine Bucht im Südwesten der Insel und blickten auf die Yacht hinunter.
    »Glaubst du, sie haben die Lotten gesehen?«, fragte Lina.
    Ole schüttelte den Kopf.
    »Dann hätten sie uns schon längst in Empfang genommen!«
    Dass sie die Yacht nicht am Anleger festgemacht hatten, war ihre Rettung gewesen. Denn genau dort, an der Ostseite der Schäre, musste das Schnellboot gelauert haben, während die Motoryacht neben dem U-Boot lag.
    Der Liegeplatz der Lotten hinter der Landzunge hingegen war von dort aus nicht einzusehen, und der Mast, der sie tagsüber verraten hätte, war gegen den dunklen, regnerischen Nachthimmel ebenso unsichtbar.
    Hastig rutschten sie die steilen Felsen hinunter und sprangen an Bord.
    Wie durch ein gnädiges Wunder startete der Motor dieses Mal bereits im ersten Anlauf. Ole machte sich nicht die Mühe, die Vorleine oder den Anker einzuholen. Beides warf er einfach von der Klampe und ließ es ins Wasser fallen. Jetzt zählte jede Minute.
    Noch während sie unter Motor die Südspitze der Insel umrundeten, um von dort aus auf Nordkurs zu gehen, setzten sie alles an Segeln, was sie hatten. Auch wenn ihre waghalsige Reparaturstelle am Mast nur so quietschte und ächzte und Ole sie bei der Arbeit an den Fallen vorne am Mast argwöhnisch im Auge behielt, es half nichts. Jetzt

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