Die Farbe der See (German Edition)
indeed, to make it here!«
»Thank you, Your Royal Highness!«, antwortete der Kommandant und salutierte kurz.
Askildsen, der inzwischen ins Cockpit zurückgekommen war, half Lundegård, mehrere handliche Seesäcke zu den U-Boot-Leuten hinüberzuwerfen.
Der Kronprinz wandte sich an Ole und nickte ihm freundlich auffordernd zu.
»Vielleicht sollte ich die Pläne jetzt an mich nehmen, Herr Storm. Ich verspreche Ihnen, dass wir sie in die richtigen Hände legen werden!«
Ole reichte ihm die Schatulle und das Ende der Sorgleine.
In diesem Augenblick kam der Zweite Offizier des U-Bootes mit der Laufplanke aufs Vorschiff, kletterte mit einem Fuß hinunter auf den Auftriebskörper und begann, die Planke zu Ole hinüberzuschieben. Dabei rutschte ihm die Kapuze seines Ölzeugs ins Genick, und Ole starrte ungläubig hinüber.
Das Gesicht war ihm vertraut wie sonst nur noch sein eigenes. Aber es hier und jetzt wiederzusehen, hätte er nie und nimmer für möglich gehalten.
Der vermeintliche Engländer vor ihm war Nils Storm, sein eigener Bruder!
Ole wollte, im wahrsten Sinne des Wortes, seinen Augen nicht trauen. Das konnte doch nur eine Täuschung sein! Wie sollte Nils auf ein englisches U-Boot kommen?
Aber Nils auf der anderen Seite starrte ihn ebenso fassungslos an.
»Hurry up, Number two!«, blaffte der Offizier an Deck des U-Bootes ungeduldig, als er sah, dass Nils zögerte. »We must not waste any time!«
Nils löste sich aus seiner Erstarrung und brachte die Planke auf dem Süllbord des Motorboots zu liegen. Ole dagegen war noch immer wie gelähmt.
Bis er Nils’ Blick und seine Handbewegung sah.
Als Kinder hatten sie eine geheime Zeichensprache gehabt, hauptsächlich ausgedacht, um Nils vor der nächsten Tracht Prügel des strengen Vaters zu bewahren, wenn dieser nach einem ihrer Streiche mit dem Riemen hinter dem Rücken in der Tür wartete. Jetzt sah Ole, wie Nils sich kurz mit der Hand an den Hals griff und dabei mehrmals den Daumen zur Seite abspreizte – hau sofort ab, sonst geht es dir an den Kragen!
Das vertraute, alte Alarmzeichen löste Oles Erstarrung schlagartig und stieß gleichzeitig einen gewaltigen Schuss Adrenalin in seine Adern.
Dann ging alles sehr schnell.
Ole fuhr herum und sprang zum Steuerhaus der Yacht.
»Das ist eine Falle!«, schrie er. »Es sind Deutsche!«
Der Kronprinz, der bereits einen Fuß auf die Laufplanke gesetzt hatte, hielt mitten in der Bewegung inne und starrte Ole an. Auch Lina und die Übrigen an Bord der Motoryacht erstarrten in ungläubigem Entsetzen. Was Ole da behauptete, war einfach zu unwahrscheinlich. Konnte, durfte nicht wahr sein.
Wie die U-Boot-Männer auf ihre Enttarnung reagierten, konnte Ole nicht sehen, weil er bereits im Steuerstand war. Zum Glück hatte Lundegård den Motor im Leerlauf weitertuckern lassen. So musste Ole nur die beiden Gashebel bis zum Anschlag nach unten stoßen.
Die Motoren heulten auf. Die Vor- und Achterleinen, die die beiden U-Bootmänner irgendwo an Deck belegt hatten, stöhnten unter ihrer höllischen Kraft laut auf.
»Worauf wartet ihr! Schnappt ihn euch! Und die Schatulle!«
Ole drehte sich um und sah zwei Mann vom U-Boot auf die Laufplanke und den Kronprinzen zuspringen. Askildsen war sofort bei ihm, um ihn zurückzuziehen und die Planke zu verteidigen.
In dieser Sekunde brachen die Festmacher. Mit einem gewaltigen Satz sprang das Motorboot nach vorne, und die Angreifer fielen samt der abrutschenden Planke ins Wasser.
Der Rumpf der Motoryacht schrappte ein paar Meter an der Flanke des U-Bootes entlang, bis Ole das Steuer packte und zur Seite kurbelte.
Hinter sich hörte er aufgeregte Schreie und Flüche auf Norwegisch und Schwedisch, vor allem aber auf Deutsch.
»Verdammte Scheiße, wie konnte das passieren?«, und: »Knallt sie ab! Sie dürfen nicht entkommen!«
Nur eine Sekunde später ratterte bereits die erste Salve aus den Maschinenpistolen der Deutschen hinter ihnen her.
»Ta dekning!«, schrie Lundegård.
Ole kurbelte wild am Steuer, um den Schützen kein festes Ziel zu bieten. Das Heck der Yacht brach aus und die erste Salve peitschte knapp neben ihnen ins Wasser.
Hastig schob Askildsen den Kronprinz und die Minister nach vorne in die Kajüte.
»Danke, Ole!«, sagte er, als er an Ole vorbeikam.
Ole nickte nur und kurbelte weiter am Ruder, bis Lundegård heran war und das Steuer übernahm.
»Ich hab ja gewusst, dass wir verraten worden sind!«, zischte er.
Ole zuckte nur die Achseln. Wer wann wo
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