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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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Verrat geübt hatte, war ihm im Moment herzlich egal. Hauptsache, sie kamen mit heiler Haut davon!
    Lina war mit bleichem Gesicht unterhalb des Schanzkleides in Deckung gegangen. Ole kauerte sich neben sie.
    »Bist du in Ordnung?«, fragte er.
    »Woher wusstest du, dass es eine Falle war?«, fragte sie statt einer Antwort zurück.
    »Der Mann an der Planke …!«
    Ole schüttelte den Kopf, selber immer noch fassungslos über das unglaubliche Zusammentreffen.
    »Das war mein Bruder, Nils!«
    Lina klappte vor ungläubigem Staunen der Mund auf.
    Ole hob den Kopf ein Stück über den Süllrand.
    Er sah das gelbe Mündungsfeuer der Maschinenpistolen, aber was jetzt noch an Schüssen auf sie abgegeben wurde, ging weit daneben. Und für das große Bordgeschütz hinter dem Turm war der Winkel zum Glück zu spitz.
    Sie waren entkommen!
    Während die Motoryacht auf die Nordseite der Insel zuraste, blieb das U-Boot rasch in der Dunkelheit zurück.
    Dann wischte noch einmal das Licht des Leuchtfeuers darüber hinweg, und Ole konnte eine einzelne Gestalt an Deck sehen, die in all dem Aufruhr regungslos stehen geblieben war. Nils.
    Ole bildete sich ein, dass er in diesem Augenblick seine Faust ans Kinn hob. Noch ein altes Zeichen. Denen haben wir ein’s verpasst!
    Dann war der kurze Lichtblitz vorüber und das U-Boot in der Nacht verschwunden. Ob er Nils je wiedersehen würde?
    Lina holte Ole zurück, indem sie ihn am Arm packte.
    »Ole, die Pläne!«, rief sie alarmiert.
    Als der Kronprinz den Angriffsversuch der beiden Männer auf der Planke abgewehrt hatte, musste er die Schatulle fallen gelassen haben. Zum Glück ins Schiff und nicht daneben.
    Aber durch die plötzliche Beschleunigung und die wilden Ausweichmanöver, die sie gefahren hatten, war sie in die hintere Ecke des Cockpits geschliddert, genau an die Stelle, an der das massive Schanzkleid von einer Öffnung unterbrochen war, durch die man auf die Badeleiter und ins Wasser hinuntergelangen konnte.
    Ins Wasser! Ein Teil der Schatulle war bereits bedrohlich weit hinausgerutscht und hing frei über der kochenden Hecksee. Mit jeder Schiffsbewegung und jedem Wellenschlag rutschte sie weiter über die Kante.
    Bevor Ole reagieren konnte, sprang Lina nach hinten. Aber sie kam zu spät! In diesem Augenblick kippte die Schatulle über die Kante und war verschwunden!
    Ein heißer Schock durchfuhr Ole, und er stieß einen gequälten Schrei aus. Doch dann sah er, dass Lina, die immer noch dort hinten auf dem Bauch lag, etwas fest umklammert hielt: das Ende der Sorgleine!
    Sofort sprang Ole hinzu und half ihr, die Schatulle daran zurück ins Boot zu ziehen. Als sie das kostbare Stück wieder vor sich an Deck liegen hatten, stieß Ole die Luft aus.
    Lina, die Sorgleine der Schatulle immer noch ums Handgelenk gewunden, lächelte ihn ebenso erleichtert an und stand auf.
    In dieser Sekunde flammte vor ihnen ein greller Suchscheinwerfer auf und erfasste die Motoryacht.
    Lina riss geblendet die Hand vor die Augen.
    »Verdammt! Die haben Verstärkung!«, schrie Lundegard und warf das Steuer zu einem wilden Ausweichmanöver herum. Das Heck der Yacht brach aus.
    Gegen das grelle Licht war sekundenlang nichts zu erkennen, aber Ole wusste auch so, welches Schiff ihnen hier, hinter der Ostseite der Insel, aufgelauert hatte. Dann zerriss das scharfe Tackern des 20-Millimeter-Zwillings auf dem Achterdeck des Schnellbootes die Luft.
    Die ersten Projektile peitschten noch über sie hinweg und schlugen weiße Fontänen aus dem Wasser querab, die nächsten trafen und zerfetzten die Windschutzscheibe und einen Teil des Steuerhauses.
    Lina!
    Ole riss den Kopf herum.
    Sie war verschwunden!
    Ob sie von den Kugeln getroffen oder einfach vom abrupten Kurswechsel über Bord geschleudert worden war, spielte in dieser Sekunde für Ole keine Rolle. Mit einem einzigen Satz sprang er hinterher.
    Das schwarze Wasser schlug hart über ihm zusammen.
    Als er auftauchte, war das Motorengeräusch hinter ihm bereits eine gute Strecke entfernt, ebenso wie der Scheinwerfer des Schnellbootes und das neuerlich einsetzende, tödliche Rattern des Maschinengewehrs.
    Einzig das schmerzhafte Rauschen in Oles Kopf war unverändert laut geblieben. Sein eigenes Blut auf dem Trommelfell. Das Geräusch der Panik.
    Er streifte die hinderliche Öljacke ab und schwamm zurück, so schnell er konnte. Versuchte die Stelle zu finden, an der die Motoryacht den letzten Haken geschlagen hatte. In der Dunkelheit konnte er sich nur an der

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