Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
weil sie gemein war oder weil sie die Unnahbare spielen wollte. Und auch nicht, weil er ihr gleichgültig gewesen wäre.
Nein, sie hatte ihm abgesagt, weil sie Schiss gehabt hatte. Als sie aus Texas zurück war, war es schon schwer genug gewesen, nicht mehr an ihn zu denken. Ihn wieder in ihr Leben hereinzulassen, wäre keine gute Idee gewesen, und sie hatte sich klar dagegen entschieden.
Doch jetzt sah es so aus, als könne sie ihm nicht mehr ausweichen. Jetzt war ihr die Entscheidung abgenommen worden.
»Vielleicht haben wir ja bald die Möglichkeit dazu.« Sein Tonfall war leise, ernsthaft und innig.
Sie hielt seinem Blick stand. »Vielleicht.«
Für einen langen Moment schauten sie sich an, Ronnie mit misstrauischer Neugier, Jeremy mit unverhohlenem Interesse. Sie spürte, dass er noch mehr zu sagen hatte und dass sie es wahrscheinlich nicht hören wollte. Oh, sie war weder eingebildet noch blöd, sie wusste, dass Jeremy Sykes nicht vor Liebe zu ihr verging. Er wollte sie, klar, das bezweifelte sie nicht. Genauso, wie sie ihn wollte. Aber dies in Worte zu fassen und das stille Begehren auszudrücken, hätte bedeutet, dass sie sich damit hätte auseinandersetzen müssen. Und dazu war sie einfach nicht bereit.
Endlich brach er das Schweigen. »Ich habe dich vermisst, Sloan.«
Wieder fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen und ignorierte das Flattern ihres Herzens. »Sorry, das kann ich von mir nicht sagen.«
Ein leises Lachen zeigte ihr, dass er ihre Lüge durchschaute. »Du machst es einem Kerl wirklich nicht leicht.«
»Warum sollte es denn leicht sein?« Ronnie war nie etwas in den Schoß gefallen. Sie hatte es nie leicht gehabt, hatte sich alles hart erarbeitet. Und sie hatte für sich noch nicht entschieden, ob irgendein Mann je eine größere Mühe wirklich wert war.
Doch, dieser vielleicht.
Vielleicht. Aber nicht heute.
»Du hast meine Frage, was du hier eigentlich machst, immer noch nicht beantwortet«, sagte sie.
»Stimmt.« Sein Augenzwinkern zeigte ihr, dass Jeremy ihr die Antwort absichtlich schuldig geblieben war.
Angst stieg in ihr auf. Was konnte denn schlimmer sein, als dass dieser umwerfende Mann plötzlich hier reinplatzte und ihr ihre erste OEP -Ermittlung wegschnappte?
»Ach, Scheiße«, flüsterte sie, denn ihr fiel etwas ein. Doch, das wäre tatsächlich noch schlimmer.
Er zwinkerte ihr zu. »Ich glaube, jetzt hast du’s begriffen.«
In ihrem schmerzenden Kopf begann es zu toben. Wütend funkelte sie ihn an. »Ich werde diesen Fall nicht mit dir zusammen bearbeiten. Vergiss es.«
Na gut, vielleicht hatten die zuständigen Leute sich einfach abgesichert. Da niemand wusste, wie lange sie ausfallen würde, hatten sie jemanden geholt, der ihr die Arbeit abnahm, bis sie wieder auf dem Damm war. Aber sobald sie wieder fit war, gab es keinen Grund mehr für eine Zusammenarbeit, und dass sie ihren großen Fall mit ihm teilte, kam überhaupt nicht infrage. Bei einer wichtigen Mordermittlung war Hektik angesagt, und das fast rund um die Uhr, und es würde sie komplett aus der Bahn werfen, wenn sie dabei mit Sykes zusammenarbeiten müsste. Das konnte sie jetzt nicht gebrauchen.
Er griff nach der Türklinke, drehte sich aber im Hinausgehen noch einmal um.
»Ich teile dir das äußerst ungern mit, Sloan, aber in diesem Fall bleibt dir gar nichts anderes übrig.«
*
Es hatte Zeiten gegeben, da hatte Ryan Underwood sich wirklich auf seinen wöchentlichen Herrenabend gefreut. Drinks und Pokern mit seinen Freunden von der Arbeit waren fast ein Ritual gewesen, ein Überbleibsel aus seiner Zeit als Single. Er hatte an dieser Tradition festgehalten, um seine Unabhängigkeit zu beweisen, selbst als es gar nicht mehr so reizvoll für ihn gewesen war, mit den Jungs herumzuhängen, sich zu besaufen und Geld zu verspielen.
Das war jedoch anders geworden, als Lindsay und er Kinder bekamen. Aus dem einen Abend in der Woche war jeder zweite Mittwoch geworden, und trotzdem hatte er sich auf diese Zusammenkünfte nicht mehr unbedingt gefreut. Doch seine Frau hatte darauf bestanden, dass er ab und zu hinging, und wenn auch nur, damit sie kein schlechtes Gewissen bekam, wenn sie gelegentlich mit ihren Freundinnen loszog. Underwood legte immer Wert darauf, in eine bestimmte italienische Bäckerei zu gehen und Lindsay ihr Lieblingsdessert – frische Cannoli – zu besorgen, als Liebesgabe und als Dankeschön, dass sie so eine tolle Frau war und ihn mit seinen Freunden ausgehen ließ.
Aber, offen
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