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Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Titel: Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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Bermudadreieck Philadelphias sein, so verloren fühlte er sich.
    Plötzlich bewegte sich vor ihm in der Dunkelheit ein Schatten. Rasch, dicht über dem Boden.
    Ein schrilles Kreischen zerriss die Nacht.
    Ryan sprang zurück, stolperte dabei fast über die eigenen Füße, und beobachtete, wie etwas Tintenschwarzes zwischen zwei Mülleimer flitzte, woraufhin der Metalldeckel des einen krachend zu Boden fiel. Der Deckel drehte sich auf dem kiesbestreuten Weg, sein Scheppern und Knirschen waren die einzigen Geräusche in der Stille. Und das Wummern von Ryans Herz, das plötzlich verrückt spielte.
    »Verdammte Katze«, brummte er und musste dann über sich selbst lachen. Seine Fantasie war offenbar mit ihm durchgegangen. Seit wann machte er sich denn schon beim Anblick einer streunenden Katze fast in die Hose? Wenn jemand in der OEP -Zentrale tatsächlich morgen sein Download anschaute, würde er vermutlich herzlich über ihn lachen wegen dieser Überreaktion.
    Immer noch schmunzelnd machte Ryan sich wieder auf den Weg. Die einladenden Lichter des nächsten Blocks waren schon ein wenig größer geworden. Gleich hinter jener Kreuzung lag das Parkhaus, und in einer halben Stunde war er zu Hause, vielleicht sogar noch rechtzeitig zu Sarahs Elf-Uhr-Mahlzeit. Ach, wie er es liebte, sein Töchterchen abends in den Armen zu halten und in den Schlaf zu wiegen.
    Wieder klapperte ein Mülleimerdeckel. »Diesmal kriegst du mich nicht, du Katzenvieh«, sagte Ryan mit einem Lächeln, als er die Nische passierte, aus der das Tier herausgesprungen war.
    Hinter ihm knirschte der Kies. Etwas bewegte sich, erzeugte einen Luftzug. Aber Ryan reagierte nur langsam; sein Verstand sagte ihm, er solle sich nicht lächerlich machen, indem er ohne Grund um Hilfe rief.
    »Ist da … «
    Bevor er seine Frage ganz aussprechen konnte, kratzte ihm ein harter Gegenstand aus Metall über den Nacken, etwas Scharfes, Schürfendes.
    »Was soll das?«
    Verblüfft riss Ryan einen Arm hoch und versuchte, sich schnell umzudrehen. Aber da erwachte der Gegenstand zum Leben und schoss schmerzhafte elektrische Wellen durch seinen Körper. Er schrie auf, als seine Muskeln zitterten und sich verkrampften. Noch nie hatte er solche Schmerzen gehabt, so heiß wie Feuer, das ihn von innen her verbrannte und alle Gedanken und jegliches Begreifen ausschaltete, bis nur noch Panik und Entsetzen übrig blieben. Ryan versuchte zu schreien, aber auch seine Stimmbänder versagten ihm den Dienst, und sein Schmerzensgeheul verwandelte sich in ein qualvolles Gurgeln.
    Mitten in der Gasse fiel er erst auf die Knie, dann auf den Bauch, steif und starr wie ein Brett. Er hörte, wie Knochen knirschten, als sein Gesicht auf dem Boden aufschlug. Sofort schmeckte er Blut und spürte die kantigen Splitter von zwei Schneidezähnen auf der Zunge. Er rang nach Luft. Doch da er mit dem Gesicht im Kies lag, erstickte er fast an Staub und Steinchen und Schmutz. Mit großer Anstrengung gelang es ihm endlich, den Kopf ein bisschen zu drehen und etwas frische Luft zu schnappen.
    »Waaahh?«
    Wieder strengte Ryan sich an, er wollte sich bewegen, wollte funktionieren, aber er brachte nur ein Zucken zustande, schockiert und hilflos, nicht mal einen Finger konnte er heben. Die Nacht war so dunkel. So menschenleer. Einen halben Block vor und hinter ihm waren Leute unterwegs, aber sie waren viel zu weit entfernt, um sein heiseres Stöhnen zu hören.
    Das einzige, was Ryan noch bewegen konnte, waren die Augen. Und obwohl ihm sogar das Denken schwer fiel, machte sich jetzt sein Training bemerkbar. Er erinnerte sich, dass er versuchen musste, zu sehen, wer ihn überfallen hatte.
    Er blinzelte, sah Blut von seinen Wimpern tropfen, spürte aber nicht, wie es auf seinen Wangen landete. Er sah Schotter. Eine kleine, eklige Wasserpfütze. Die rauen Ziegel der nächsten Hauswand.
    Doch am deutlichsten stand ihm seine Sterblichkeit vor Augen.
    Jemand drehte ihn um. Ryan starrte hoch, durch den Tunnel, den die hohen Gebäude schufen, zum Himmel weit über ihm, hinauf zu den hellen Sternen, die über der Stadt schienen.
    Jeden Abend vor dem Schlafengehen schaute er mit seinem kleinen Sohn die Sterne an, und sie wünschten sich etwas dabei.
    Und manchmal sahen sie sogar eine Sternschnuppe.
    Oh Gott, mein Sohn, mein kleines Töchterchen, sie brauchen mich doch . Bitte, tu mir nichts an.
    Aber er brachte die Worte nicht heraus, brachte keinen Ton mehr heraus. Er konnte nur noch auf dem Boden liegen und versuchen,

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