Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
vergessen Sie einfach, dass ich Sie damit belästigt habe, ja? Ich bin sicher, dass da kein Zusammenhang besteht, glauben Sie mir, ich möchte einfach alle Möglichkeiten ausschöpfen, um den Mörder zu finden.«
»Ich bin sicher, dass Sie das tun«, erwiderte Tate, und sein Tonfall bekam wieder eine winzige Spur von Wärme. »Ich hoffe sehr, dass Sie ihn bald schnappen, und lassen Sie sich nicht auf falsche Fährten locken. Ehrlich, Detective Sloan, ich finde, Sie sollten Ihre Quellen gründlich prüfen, denn offenbar erhalten Sie falsche Informationen.«
Ronnie bedankte sich bei ihm, entschuldigte sich noch einmal für die Störung und beendete das Gespräch. Doch als sie aufgelegt hatte, konnte sie nicht anders, sie musste über Tates Worte und seine Haltung nachdenken.
Der Mann war eindeutig recht kühl geworden, als sie von den anderen Todesfällen gesprochen hatte. Ob es daran lag, dass er tatsächlich nichts davon wusste und es ihm peinlich war, nicht eingeweiht zu sein? Oder wusste er Bescheid und war sauer, dass sie davon erfahren hatte? Das konnte Ronnie nicht sagen, aber jedenfalls ließ sie sich mit seiner Antwort nicht abspeisen, egal, wie sie sich ihm gegenüber geäußert hatte. Jetzt schlugen ihre Instinkte erst recht Alarm.
Sie wollte herausfinden, was es mit diesen Todesfällen auf sich hatte. Und sie würde es herausfinden, so oder so. Irgendjemand wusste, wie diese Männer ums Leben gekommen waren, und notfalls konnte sie selbst ins Internet gehen, ihre Todesanzeigen suchen und dann Kontakt mit den Leichenbeschauern aufnehmen.
Aber heute Abend war es dafür zu spät. Nein, eigentlich konnte sie im Moment gar nichts mehr tun, um Licht in diese mysteriösen Todesfälle zu bringen. Sie würden bis zum Morgen warten müssen.
Aber müde war sie bisher nicht, und sie hatte noch eine Menge zu tun.
Sie würde von vorn anfangen – bei Leanne Carrs visuellen Erinnerungen.
»Okay, Leanne«, sagte sie, als sie auf die anderen Dateien zugriff, die sie auf der Mikrofestplatte mitgebracht hatte, »dann lass uns mal schauen, wie dein Leben in der letzten Zeit ausgesehen hat.«
Leannes Ermordung würde sie sich auf keinen Fall noch mal ansehen, dazu hätte man sie festbinden und mit Gewalt zwingen müssen. Und jetzt, allein in ihrem friedlichen Wohnzimmer, ihrem Zufluchtsort, würde sie sich diesen Albtraum schon gar nicht zumuten.
Doch Leannes Sicherungskopien von den Wochen vor ihrem Tod durften eigentlich nichts anderes als normales Alltagsleben enthalten. Und dazu hoffentlich einige nicht ganz so normale Momente, die erklären konnten, wie die junge Frau ins Visier eines Mörders geraten war.
Ronnie beendete ihr Abendessen, räumte den Tisch ab und ging ins Wohnzimmer ihrer kleinen Wohnung. Sie besaß kein Fernsehgerät. Manche Leute hatten noch einen Apparat, auch ihre Mutter gehörte dazu, aber die meisten schauten sich die Sachen online an. Das reguläre Programm interessierte Ronnie nicht besonders, und die letzten Folgen der wenigen Serien, die sie mochte, hätte sie sich auf dem winzigen Bildschirm ihres Taschencomputers anschauen können. Eine Serie jedoch hätte sie am liebsten in Lebensgröße gesehen.
Sie war geschmacklos, altmodisch und blöd, und es gab sie schon ewig … aber Ronnie fand sie einfach toll: So You Think You Can Dance . Ronnie hatte eine Schwäche für Menschen, die sich anmutig bewegen konnten. Vor allem, weil sie selbst schon bei den einfachsten Tanzschritten über ihre eigenen Füße stolperte.
Im Moment war sie froh, dass sie sich den riesigen Monitor gegönnt hatte, den sie jetzt mit ihrem Taschencomputer verband. So konnte sie sich nämlich auf die Couch fläzen und sich Leannes Leben auf dem großen Bildschirm ansehen. Das Erlebnis würde zwar längst nicht so intensiv sein wie mit dem Projektionssystem im Forschungsinstitut, aber für diese Art von Arbeit sollte es reichen.
Sie öffnete die Ordner, die sie von der Mikrodisk kopiert hatte, und suchte nach den Backups von Leannes OEP -Chip. Die Informatiker auf der Dienststelle hatten Leannes gesamte Festplatte auf die Disk überspielt, und sie musste jetzt mehrere Seiten durchgehen, um die Dateien zu finden.
Beim Herunterscrollen fiel ihr der Name eines Ordners auf. Es war einer von vielen, die sie überflog, aber aus irgendeinem Grund sprang er ihr ins Auge. Er lautete: WildersGeb.
Hmm. Hatte die Datei vielleicht etwas mit dem Fotobuch zu tun, dass Leanne für ihren Chef zusammengestellt hatte? In dem
Weitere Kostenlose Bücher