Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
Wesentliche der verschiedenen »Szenen« in Leannes Leben erfassen. Die Stunden, wenn Leanne allein gewesen war oder geschlafen hatte, konnte sie schnell vorlaufen lassen, um das Tempo dann wieder zu verlangsamen, wenn das Opfer mit anderen Menschen zu tun gehabt hatte.
Sie holte tief Luft, kuschelte sich auf die Couch und fing an, fest entschlossen, sich von den Bildern emotional nicht berühren zu lassen.
Nach einer halben Stunde wurde ihr allerdings bewusst, dass die stärkste Emotion beim Anblick der Diashow Langeweile war. Es würde eine höllisch ermüdende Arbeit werden. Das Leben eines anderen Menschen bis ins kleinste Detail zu beobachten war interessant, solange etwas Spannendes passierte. Aber zuzuschauen, wie eine Frau sich die Augenbrauen zupfte, sich das Gesicht wusch und die Zähne putzte, Auto fuhr, am Schreibtisch saß, telefonierte, Nachrichten notierte, Berichte tippte und Joghurt aß, war unsäglich öde.
Wenn in diesem Fall nicht bald etwas Entscheidendes passierte, standen ihr ein paar lange Tage bevor.
Gerade wollte Ronnie die Diashow stoppen und in die Küche gehen, um sich Popcorn zu machen, da klopfte jemand hart an ihre Wohnungstür. Sie zuckte zusammen. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass es zwanzig vor elf war. Langsam erhob sie sich vom Sofa und schlich durch ihr Wohnzimmer.
Mit ihrem Friseur und Nachbarn Max hatte sie bereits telefoniert. Ihm hatte der Atem gestockt, als sie von ihrem Haar erzählt hatte, aber sie wusste, dass er heute Abend erst spät nach Hause kommen würde. Ihre Mutter lebte in Virginia, und das Ende ihres letzten Telefonats mit der Tochter hatte sie bestimmt nicht dazu angeregt, auf ein nettes Plauderstündchen vorbeizuschauen. Wer also wollte sie zu dieser späten Stunde besuchen?
Ronnie konnte eine gewisse Anspannung nicht abschütteln. Sie hatte sich so auf die Aufklärung der Mordfälle konzentriert, dass sie noch gar nicht richtig Zeit gefunden hatte, sich zu fragen, wie sie es eigentlich verkraftete, dass sie selbst vorgestern Abend überfallen worden war. Oder wie es ihr damit ging, dass der Täter – ein psychotischer Mörder – sie wenige Sekunden später vielleicht auch brutal umgebracht hätte.
Jetzt strömte das alles auf sie ein. Also begab sie sich lautlos zu dem Tischchen im Flur, auf dem sie immer ihre Dienstwaffe deponierte, wenn sie nach Hause kam. Sie nahm die Pistole aus dem Holster und ging zur Tür.
Es klopfte erneut.
»Wer ist da?«, rief Ronnie. Sie wünschte, sie hätte den Vermieter noch weiter bekniet, einen Spion in die Tür einzubauen.
»Hey, Ron, ich bin’s. Mach mir auf.«
»Daniels«, wisperte sie und sicherte ihre 9-mm-Waffe sofort. Sie schob den Riegel zurück und drehte den Türknauf, um Daniels hereinzulassen. »Was machst du denn hier?«
Er betrachtete sie, und seine Lippen zuckten, als er ihr ausgeleiertes T-Shirt, die Jogginghose und die Flauschpantoffeln sah. Doch als er die Glock in ihrer Hand entdeckte, wurde er ganz ernst. »Braves Mädel. Sicherheit ist das oberste Gebot.«
»Und dem eigenen Partner eine Kugel in den Leib jagen? Du hättest vorher anrufen sollen.«
»Ich habe Neuigkeiten.« Er drängte sich an ihr vorbei und marschierte direkt in die Küche, wo er den Kühlschrank öffnete und darin herumkramte. »Ist das dein Ernst? Kein Bier?«
»Du weißt doch, dass ich selten was trinke.«
»Und du hast nicht mal ein paar Fläschchen für Gäste vorrätig?«
»Aha, du bist also ein Gast? Ich hab dich schon für ’nen Einbrecher gehalten, so wie du hier reingestürmt bist.«
»Da würdest du mir doch ’ne Kugel in den Arsch jagen.« Er nahm sich eine Flasche Saft und griff dann nach einem Plastikbehälter, öffnete ihn und schnupperte an dem Inhalt. »Hab einen Bärenhunger.«
»Das ist noch gut«, erklärte Ronnie. Wann hatte Mark wohl zum letzten Mal richtig gegessen? Er war eher ein Fast-Food-Typ. Ronnie dagegen aß, obwohl sie nicht sehr häuslich war, gern gesund. Das Hühnchen mit Gemüse, das er in der Hand hielt, hatte sie erst vor ein paar Tagen geschmort.
Er schob den Behälter in die Mikrowelle, drückte auf einen Knopf und wandte sich dann Ronnie zu.
»Also, was gibt’s?«, fragte sie, wohl wissend, dass es eine ziemlich wichtige Sache sein musste, die ihn heute Abend hergeführt hatte.
Mark grinste. »Die Tunnel.«
»Ja! Ich hab’s doch gewusst!«
»Aber unser Präsident hat es offenbar nicht gewusst. Oh Mann, ist der angepisst.«
Das wollte Ronnie unbedingt hören. Sie
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