Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
würde ihre Sprache sprechen und hätte andere Möglichkeiten, ihr zu helfen, als sein Vater und Eileen Cavanaugh.
Ronnie sah auf die Uhr. Sie wollte den Mann keinesfalls ermutigen, und er sollte nicht denken, dass sie auch nur das geringste Interesse an ihm hatte, aber ihre Neugier brachte sie fast um. Sie konnte sich nicht anderen Arbeiten zuwenden, solange sie nicht mehr herausgefunden hatte. Und bevor sie es sich anders überlegen konnte, holte sie seine Visitenkarte aus der Hose in ihrem Schlafzimmer und wählte seine Handynummer.
»Detective Sloan!«, begrüßte er sie, als freue er sich, um neun Uhr abends ihre Stimme zu hören.
»Hallo, Mr. Tate. Tut mir leid, dass ich Sie so spät noch störe.«
»Sie stören mich überhaupt nicht. Ich sitze draußen auf meiner Terrasse, grille mir ein Steak und trinke dazu ein Gläschen Chateau Margaux von 2015.«
»Ein spätes Abendessen«, erwiderte Ronnie. Den Namen des Weins kannte sie nicht, sie selbst trank lieber Bier.
»Die Bösen kommen nicht zur Ruhe, leider. Ich habe bis vor einer Stunde gearbeitet.«
Dieser Eröffnung konnte Ronnie nicht widerstehen. »Was arbeiten Sie eigentlich genau im Tate-Institut?«
Er lachte, als sei er an diese Frage gewöhnt. »Jedenfalls nichts Wissenschaftliches, das ist mal sicher.«
Richtig. Nichts Wissenschaftliches für den Golf spielenden Playboy.
»Ich beschränke mich ganz aufs Management. Ich überprüfe Verträge, Materialbestellungen, die Personalabteilung, Versicherungsfragen und die Kommunikation mit der Regierung. Ich lasse die Eierköpfe ihre Sachen machen und sorge dafür, dass sie die richtige Ausrüstung und die Verträge haben, um ungestört spielen und experimentieren zu können.«
Okay, Ronnie sah ein, dass das notwendig war. Irgendwie hatte sie den Verdacht, dass sein Vater in dieser Beziehung nicht viel taugte. Tate senior wirkte wie jemand, der morgens vergaß, seine Schuhe anzuziehen, weil er möglichst schnell an einem spannenden neuen Experiment im Labor weiterarbeiten wollte.
»Möchten Sie rüberkommen und mit mir Steak essen und Wein trinken?«
Ronnie zwang sich zu einem unbekümmerten Lachen. »Danke, aber ich sitze hier schon im Schlafanzug, mit einem kalten Tuch auf dem Kopf.«
»Dann vielleicht ein andermal.«
»Mmmm.«
»So, aber was verschafft mir das Vergnügen Ihres Anrufs?«
Sorgsam verschwieg Ronnie ihm, wo sie die Informationen her hatte. Sie sagte nur: »Ich habe mir Gedanken um die Todesfälle unter den OEP -Teilnehmern gemacht … «
Tate unterbrach sie. »Also, darüber wissen Sie mehr als ich.«
»Nein, ich rede nicht von den beiden Ermordeten. Ich meine die anderen sechs Verstorbenen.«
Schweigen. Ein langes Schweigen. Endlich erwiderte er: »Tut mir leid, Detective Sloan, ich fürchte, da muss ich passen. Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
Interessant, wie schnell dieser prahlende, flirtende Unterton aus seiner Stimme verschwunden war. Jetzt klang er misstrauisch und zurückhaltend.
»Sie sagen, Sie wissen nichts davon, dass in den vergangenen beiden Monaten sechs Männer, die den OEP -Chip trugen, eines angeblich natürlichen Todes gestorben sind?«
Abermals eine bedeutungsvolle Pause. Er räusperte sich.
»Mr. Tate?«
»Es ist mir peinlich, Detective Sloan, aber ehrlich gesagt verfolge ich die praktische Seite der Experimente nicht sehr aufmerksam. Ich achte auf das Geld, die Bestellungen und die Termine. Alles andere überlasse ich meinem Vater und seinem Team.«
»Und wenn es in einem Experiment plötzliche Todesfälle gibt, erfahren Sie nicht einmal davon?«
»Worauf wollen Sie hinaus, Detective Sloan?« Philip Tates Stimmung und sein Ton waren merklich abgekühlt.
»Ich versuche nur, meine Arbeit zu machen, Sir.« Ronnie blieb ruhig und gefasst, denn das Gespräch sollte nicht in einen Streit ausarten. Dass der Junior zu seinem Papa lief und ihre tolle Beziehung zu Phineas Tate zerstörte, konnte sie überhaupt nicht gebrauchen. »Ich habe gehört, dass einige Teilnehmer gestorben sind, und da wollte ich einfach ganz sichergehen, dass diese anderen Männer nicht auch unserem Mörder zum Opfer gefallen sind – vielleicht in einer Weise, dass es den Anschein hatte, als seien sie eines natürlichen Todes gestorben.«
»Leider kann ich Ihnen da nicht helfen«, beteuerte er. »Und offen gesagt halte ich Ihre Informationen für fragwürdig. Wo haben Sie von diesen angeblichen Todesfällen gehört?«
Hoppla. Zeit, das Gespräch zu beenden.
»Hören Sie,
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