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Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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streiten wegen Nichtigkeiten, dabei zerfällt unsere Stadt in Trümmer und unser Priester steht allein da, während wir es nicht wagen, ihm zu helfen, solange wir nicht unsere eigene Angelegenheit geklärt haben ...«
    »Du wagst es nicht«, entgegnete Siveni abfällig. Aber sie rührte sich nicht.
    Mriga seufzte. Sie war zwar irrsinnig gewesen, ehe sie zur Göttin wurde, doch ihr Irrsinn hatte nichts mit gespaltener Persönlichkeit zu tun gehabt — deshalb kam es zu Schwierigkeiten, als sie plötzlich feststellte, daß sie eins war mit Siveni Grauaugen. Siveni war Ils' Tochter, Göttin sowohl des Krieges als auch der schönen Künste und Wissenschaften: die zweischneidige Klinge der Ilsiger Götter in Person, sowohl Königin 45 kühler Weisheit als auch hitzköpfige Gottochter, die im Wettkampf in zwei von drei Durchgängen jeden Gott des Ilsiger Pantheon schlagen konnte, außer ihren Vater.
    Siveni hatte es keineswegs gern gesehen, daß Teile ihres Ichs in der Zeit verlorengingen, daß der Rankanische Pantheon zum obersten in Freistatt erhoben wurde und daß sie in einem Straßenkampf mit einem Sterblichen nicht als Siegerin hervorgegangen war. Doch all das war geschehen; und das erste, obwohl es in der Zeitlosigkeit allmählich heilte, erzürnte sie am meisten.
    Wenn Götter in die Falle der Zeit mit ihren Folgen gehen — wie es vielen Freistätter Göttern passiert war —, neigen ihre Eigenschaften dazu, durch die Barriere in die Zeit zu sickern und sich in dem Sterblichen einzunisten, zu dem sie am besten passen. In Sivenis Fall war das Mriga gewesen. Selbst als hungerleidende schwachsinnige Bettlerin hatte sie guten, schneidenden Stahl geliebt. Schwerter und Speerspitzen zu schleifen war die Arbeit gewesen, die ihr Harran am häufigsten aufgetragen hatte, nachdem er im Basar auf sie gestoßen war, wo sie stumpfsinnig ein gebrochenes Stück Stahl an einem Stein gewetzt hatte. Obwohl sie klumpfüßig und schwachsinnig war, hatte sie es irgendwie >geschafft<, vom letzten Sivenipriester in Freistatt entdeckt und von ihm mitgenommen zu werden, so, wie die Armen und Irrsinnigen früher immer in ihrem Tempel untergebracht worden waren. Und als sich Harran eines Nachts daran machte, den Zauber zu wirken, der Siveni aus der Zeit befreien und in die Welt zurückbringen würde, um die rankanischen Götter zu vernichten, zog es Mriga wie einen Magneten zu Stahl hinter ihm her.
    Der Zauber , dessen er sich bediente, gab unweigerlich Verlorenes wieder. So brachte es nicht nur Siveni in ihren Tempel zurück, sondern auch Harran die verlorene Göttlichkeit und Mriga den verlorenen Verstand. Harran, der blind in seine Göttin, in ihrer vollständigen und ausgeglichenen Form verliebt gewesen war, hatte das Entsetzen gepackt, als er erkannte, daß er es nicht mit der huldvollen, jungfräulichen Herrin der Künste des Friedens zu tun hatte, sondern mit einer kalten, wilden Macht, die durch den Verlust wesentlicher Eigenschaften reizbar und unvernünftig geworden war. Siveni war nahe daran gewesen, den Göttern ganz Freistatt an den Kopf zu werfen, falls die Gottheiten von Ranke sich ihr nicht im Kampf stellen wollten. Harran hatte sie aufzuhalten versucht — denn selbst wenn die Stadt nicht besser als eine übelriechende Senkgrube war, war Freistatt doch sein Zuhause - und Siveni hatte ihn aus Zorn fast getötet.
    Doch Mriga hatte sie aufgehalten. Sie hatte die bewußte Göttlichkeit wiedergewonnen, die jeder Sterbliche bei seiner Geburt aufgibt, und war deshalb im Besitz aller Eigenschaften weisen Mitgefühls und kühler Urteilsfähigkeit, die Siveni an die Zeit verloren hatte. Sie und ihr anderes Ich kämpften, und nachdem Mriga gewonnen hatte, erkannten sie rasch, daß sie eins waren, wenngleich verkrüppelt und getrennt. Sie brauchten die Wiedervereinigung, und um sie zu erreichen, die Zeitlosigkeit. Weder das eine noch das andere war in der Welt der Sterblichen möglich. Sie hatten sich sofort an Harran gewandt, sich von ihm verabschiedet und die Hand ersetzt, die Siveni ihn zu opfern gezwungen hatte, und sich in jene Gefilde zurückgezogen, von denen Sterbliche nichts wissen. Natürlich beabsichtigten sie, zu ihm zurückzukehren — oder ihn zu sich zu holen —, sobald sie wiedervereinigt waren.
    Doch selbst in der Zeitlosigkeit, dauerte diese Wiedervereinigung länger, als beide erwartet hatten. Siveni war in ihrer zurückgewonnen Weisheit hochmütig: verärgert, daß sie sie überhaupt verloren hatte, und verbittert,

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