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Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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weil sie sich ausgerechnet bei einem unwissenden Aschenputtel eingenistet hatte. Mriga wiederum ärgerte sich über Sivenis Hochmut, über ihre ständigen Geschichten über ihre göttliche Abstammung, vor allem aber war sie des Streites müde. Bedauerlicherweise war aber auch sie Siveni: Wenn man sie herausforderte, mußte sie kämpfen. Und da sie früher irrsinnig und sterblich gewesen war, konnte sie etwas, das Siveni nie gelernt hatte: niederträchtig kämpfen. So siegte Mriga jedes Mal, und das verschlimmerte alles noch.
    »Wenn du nur nicht ...«
    »O hör schon auf!« brummte Mriga, winkte mit der Hand und setzte sich auf die grobe Bank, die hinter ihr erschienen war, während vor ihr ein grober Tisch Form annahm, der mit Fleisch und Brot beladen war und mit gewässertem Wein von der Art, die Harran aus den Vorräten der Stiefsöhnen geschmuggelt hatte. Nun, da sie Göttin und nicht irrsinnig war, hätte Mriga Besseres haben können, sie hing doch an alten Angewohnheiten, und der saure Wein erinnerte sie an zu Hause. »Möchtest du was?«
    »Göttinnen«, begann Siveni und blickte abfällig auf den Tisch, »essen keine Nahrung der Sterblichen, nur ...«
    »Sie essen ausschließlich Götterspeise und trinken nur schäumenden Nektar. Das habe ich inzwischen oft genug gehört. Wie kommt es dann, daß ich hier sitze, Rinderbraten esse und Wein trinke? Wer könnte außer uns Göttinnen noch hier sein? Versuch doch dieses köstliche Lendenstück.«
    »Nein!«
    Mriga schenkte einen Opfertrunk für Vater Ils ein, dann widmete sie sich dem Braten. »Die Welt der Sterblichen«, sagte sie nach einer Weile und wischte sich das Fett von einer Wange, »ist ein Spiegelbild der unsrigen, ist dir das aufgefallen? Vielleicht ist es auch umgekehrt. Wie auch immer, hast du bemerkt, wie beschäftigt beide mit ihren erbitterten Kleinkriegen sind? Die Beysa. Kama. Roxane. Ischade. Wenn das alles aufhörte - würde unserer auch enden? Oder wenn wir aufhörten ...«
    »Als ob etwas, was Sterbliche tun, von Bedeutung für die Götter sein könnte«, entgegnete Siveni gereizt. Sie schlug mit dem Speerschaft auf den Boden und eine vornehme Marmorbank erschien, auf der sie sich niederließ. Gleich darauf stand ein kleiner Altar vor ihr, auf dem Stierkeulen, appetitlich gespickt und mit Wein übergossen, in einem Räucherbecken verbrannt wurden. Sie atmete den Duft ein, rührte jedoch nichts davon an.
    »Welch eine Vergeudung!« rügte Mriga. »... aber das ist genau, was Harran sagte. Die Götter bildeten sich ein, daß die Zeit sie binden könne — folgedessen kam es so! Sie glaubten, daß andere Götter imstande wären, sie zu vertreiben — und sie wurden vertrieben! Wenn wir die Menschen überzeugen könnten, daß die Pantheons bereit seien, sich untereinander zu vertragen, und daß sie aufhören sollten, einander im Namen anderer Götter gegenseitig umzubringen — dann würde der Zwist vielleicht auch hier oben aufhören. Spiegel ...
    Mrigas Gabe der Allwissenheit wuchs — eine weitere Eigenschaft, die Siveni an sie verloren hatte —, deshalb hörte sie Siveni denken, daß Idiotie einer dieser Zustände war, die sogar über die Unsterblichkeit hinausgingen. Mriga seufzte. Dieses Einswerden war schwieriger, als sie gedacht hatte. Siveni wollte ihre Eigenschaften gar nicht wirklich mit ihr teilen ... und Mriga wollte sie gar nicht wirklich aufgeben. Hoffnungslos ... Da ertappte sie sich dabei, daß sie auf den Knochen in ihrer Hand starrte, und wurde sich dadurch einer Leere im Universum bewußt. »Mein Hund fehlt mir«, gestand sie.
    Siveni zuckte kühl die Schultern. Ihre Zuneigung galt hauptsächlich den Gefiederten, mit denen sie sich auch verbündete, den Raubvögeln und rätselhaften Raben. Doch als das Schweigen anhielt, blickte sie zu Mriga hinüber und ihr Gesicht wurde ein wenig weicher.
    »»Göttin ...!«
    Mriga schaute erstaunt zu Siveni auf. Die Stimme schnitt in ihrer beider Herzen, als hätten sich Enterhaken darin eingebettet. Erstaunt blickten sich beide um, ohne jemanden zu sehen; dann spähten sie aus der Zeitlosigkeit in die Zeit ...
    ... und sahen, wie Harran mit nur noch halbem Schädel unter die Hufe der Stiefsohnpferde geriet.
    »Mein Meister!« hauchte Mriga erschüttert. »Mein Priester, mein Liebster ...«
    »»Unser Priester«, berichtigte Siveni, und es klang, als hätte sie etwas sagen wollen und es dann doch nicht getan. Sie sprang so rasch auf, daß die Marmorbank nach einer und die feine

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