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Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Vedemir nickte. Der Magier kaute flüchtig an seiner Unterlippe, dann verzog er das Gesicht. »Es könnte Roxane sein. Sie entführt gern Leute auf diese Weise. Und momentan ist sie versessen auf Rache an jedem, der auch nur das geringste mit Molin Fackelhalter oder Niko zu tun hat ...«
    Randals Stimme war beim Namen des Söldners weicher geworden, und Lalo spürte die Mischung aus frustrierter Liebe, Sehnsucht und Treue, die erklärte, weshalb der Magier Nikos Bild so ehrfürchtig behandelt hatte. Doch Lalo konnte jetzt keine Rücksicht auf Randais Gefühle nehmen, zu viel hatte er über Roxane gehört...
    »Aber weshalb holt sie meine Mutter, wenn sie meinen Vater haben will?« fragte Vedemir.
    Randal blickte den Maler mitfühlend an. »Die Hexe erwartete nicht, daß Ihr Schwierigkeiten machen würdet, sonst wäre sie selbst gekommen. Die Kugel war ein Träger, der auf Euch angesetzt war. Und Euer Weib rief Euren Namen ...«
    »Aber sie muß die Verwechslung doch inzwischen bemerkt haben! Warum ließ sie Gilla nicht gehen?«
    »Roxane spielt um Punkte«, antwortete Randal leise. »Solange die Frau ihr keine Schwierigkeiten macht, behält sie sie — vielleicht, um sie als Geisel zu benutzen und Euch so zu zwingen!«
    Niemand brauchte auszusprechen, was geschehen mochte, falls Roxane die Gefangene lästig wurde. Lalo sprang auf, doch Randal schob ihn mit überraschender Kraft auf die Bank zurück.
    »Nein, Lalo — Roxane hat keine Ehre. Ihr könntet nicht sicher sein, daß Ihr Euer Weib rettet, selbst wenn Ihr Euch an ihrer Stelle anbietet. 107
    Es gibt nur die Möglichkeit, gegen die Hexe vorzugehen!«
    Lalo sackte auf der Bank zusammen und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Schließt Ihr Euch uns an, Maler?« fragte Randal sanft.
    »»Ich mache mit!« rief Vedemir heftig, »wenn Ihr mir zu kämpfen beibringt!«
    »Das läßt sich machen«, versicherte ihm Randal. Er wartete auf Lalos Antwort.
    »Helft mir Gilla zu befreien und zeigt mir, wie ich meine Familie beschützen kann«, sagte Lalo schleppend. »Dann tue ich mein bestes, Euch zu helfen.«
    Gilla nieste, richtete sich auf und nieste aufs neue. Etwas Rundes, Hartes drückte in ihre Seite. Sie blickte hinunter, sah einen Totenschädel und zuckte zurück. Es war also nichts mit ihrer beruhigenden Einbildung, daß sie nur geträumt hatte. Sie umklammerte zwar immer noch den Besenstiel, aber sie war nicht zu Hause, und hier hatte schon längere Zeit niemand mehr saubergemacht.
    »Ah, fette Dame ist jetzt wach? Fette Dame hat fest geschlafen. Schnapper Jo war langweilig!«
    Gilla riß die Augen auf. Die Stimme, die diese Willkommensworte geäußert hatte, war ungemein tief und von einer Art, die sie verrückterweise an die unterste Lage in einem Gemüsebehälter denken ließ, der zu lange unbeachtet gestanden hatte. Einen Moment plagten sich ihre Augen damit festzustellen, von woher die Stimme in diesem Durcheinander von aufgestapelten Kisten und verstaubten Behängen kam, da entdeckte sie eine hochgewachsene, hagere — graue Gestalt. Diese — Kreatur gab ein gurgelndes Geräusch von sich, das alles mögliche bedeuten mochte, und zündete eine Lampe an.
    Gilla blinzelte. Das Grau dieses Geschöpfes wurde durch ein purpurnes Beinkleid und eine Fülle orangenfarbenes Haares mehr denn wettgemacht. Es bedachte sie mit einem Lächeln, das Zahnstümpfe entblößte.
    »Fette Dame spricht jetzt mit Schnapper Jo?«
    Gilla räusperte sich. »Ist das Euer Haus?«
    »O nei-ein ...« Die Warzen auf der grauen Haut schienen zu kriechen, als Jo bang über die Schulter schaute. »Große Gebieterin herrscht hier! Große Dame, sehr schön, sehr mächtig ...« Er zog den Kopf in ängstlicher Ehrerbietung ein.
    Gilla fand, daß er übertrieb, doch es war offensichtlich, daß wer immer sie hierher geschafft hatte, tatsächlich über Macht verfügte. Der Staubgeruch vermochte den unverkennbaren fauligen Gestank des Schimmelfohlenflusses nicht völlig zu überlagern, deshalb zweifelte sie nicht, daß sie sich noch in Freistatt befand — und hier gab es nur zwei Zauberinnen mit dieser Art von Macht. Eine Gänsehaut lief ihr den Rücken hinab, als sie darüber nachdachte. Es war wie das Frage-und-Antwort-Spiel ihrer Kindheit: Möchtest du lieber von einem Panther oder einem Tiger aufgefressen werden? Von Ischade oder Roxane?
    Plötzlich wirkten der Staub und die Unordnung um sie drückend. Gilla stand auf und bahnte sich einen Weg zwischen einem staubbedeckten, geschnitzten Tisch

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