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Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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der kobaltblaue Blitze zuckten. Als sie darauf starrte, erzitterte die Kugel. Sie fing zu wachsen an und segelte auf die Ateliertür zu. Auch Gilla stürmte vorwärts.
    »Nicht, Mutter!« Wedemirs Stuhl kippte krachend nach hinten, als er versuchte, um den Tisch herumzukommen, doch Gilla stand bereits zwischen der Kugel und der Tür.
    »Verschwinde aus meiner Küche, du Ausgeburt der Hölle!« Sie schlug mit dem Besen nach der Finsternis, und die Kugel wich zurück. »Bilde dir bloß nicht ein, daß du meinen Lalo kriegst! Na warte, dir werde ich's zeigen!« Die Kugel wuchs plötzlich gewaltig. Gilla blinzelte, als plötzlich Farben schwindelerregend über die glatte Oberfläche wirbelten.
    »Bei Sivenis Speer, heb dich hinweg!« Gilla faßte sich wieder und schlug aufs neue mit dem Besen auf die Kugel ein. Das steife Stroh schwand, als hätte sie den Besen in einen trüben Teich gestoßen, dann begann auch noch der Stiel zu verschwinden. Ihr Entrüstungsschrei wurde verschluckt, als die Finsternis sie umschlang. Sie hörte den zweiten Knall verdrängter Luft und wußte nicht mehr, wo sie war.
    »Papa, bleiben wir lange hier?« Latilla schaute sich auf dem Hof des Palasts um, dessen Pracht durch den Regen gedämpft wurde, und schmiegte sich fest an Lalo.
    »Ich hoffe nicht, Liebes«, antwortete er, während er die Bögen des Kreuzgangs betrachtete.
    »Ich habe Angst«, gestand Alfi,. »Ich will zu Mama! Ich will heim. Papa, kommt Mama bald zurück?«
    »Ich hoffe es ...«, flüsterte Lalo. Seine Augen waren naß und nicht nur vom Regen, als er sich bückte, um beide Kinder an sich zu drücken. Er und Gilla hatten diese Kinder hervorgebracht. Sie konnte doch nicht einfach weg sein!
    »Vater, Wedemir hat mir erzählt, was passiert ist. Was können wir tun?«
    Vanda eilte auf sie zu, dichtauf gefolgt von ihrem Bruder. Ihr blondes Haar löste sich aus der beysibischen Frisur.
    »Ich hole Gilla zurück«, antwortete Lalo rauh. »Aber du wirst dich um die Kleinen kümmern müssen.«
    »Hier?« Sie schaute sich zweifelnd um.
    Wedemir räusperte sich. »Zu Hause sind sie vielleicht nicht sicher.«
    Vanda runzelte überlegend die Stirn. »Wir haben bereits einige Kinder in den Kellerunterkünften: dieses Kind aus dem Tempel, das sie Gyskouras nennen, und Illyras kleinen Jungen — es ist eine regelrechte Kinderstube. Vielleicht kann ich was machen ... Oh, natürlich, nehme ich sie!« Sie hob Alfi auf den Arm. »Suche du Mutter!« Sie blickte Lalo über Alfis dunklen Kopf hinweg mit ihren grauen Augen an, die so sehr denen Gillas glichen, daß sich sein Herz verkrampfte.
    »Das werde ich ...« Mehr brachte er nicht hervor.
    Vanda nickte, schob Alfi auf die Hüfte und langte nach Latillas Hand. »Kommt, ihr zwei, ich zeige euch ein paar hübsche Dinge.«
    »Spielzeug?« erkundigte sich Alfi.
    »Spielzeug und andere Kinder und mehr ...« Vandas Stimme verklang, als sie den Kreuzgang betrat. Dann bog sie um eine Ecke und war verschwunden.
    »Zumindest ersparten wir uns noch einen anderen Weg, indem wir sie hierherbrachten«, sagte Wedemir trocken. »Was sagte der Zauberer? Wo solltest du im Palast nach ihm suchen?«
    »Ich werde an der Pforte nach ihm fragen müssen. Der Palast ist ein wahres Labyrinth.« Lalo seufzte und stapfte durch den Hof. An der Pforte befand sich eine Stube, wo zu Zeiten, da der Prinz wenigstens noch so tat, als regiere er, die Parteien eines Rechtsstreits hatten warten müssen, ehe sie in den Gerichtssaal gerufen wurden. Lalo setzte sich auf eine der nur dünn gepolsterten Bänke und schloß die Augen. Instinktiv suchte er nach dem Bewußtseinsstrom, der ihn mit Gilla verband, doch da war nichts. Er hatte nie auch nur geahnt, wie wesentlich ihre Gegenwart für ihn war.
    Gilla! Gilla! schrie sein Herz, aber ihm war nicht bewußt, daß er laut gestöhnt hatte, bis Vedemir beruhigend seinen Arm tätschelte.
    »Ihr habt also doch beschlossen, zu uns zu kommen! Was ist geschehen?«
    Lalos Augen weiteten sich. Der Zauberer Randal war in eigener, voller Kleidung weit beeindruckender als der Mann, der sich in der Weinstube seinen Umhang ausgeliehen hatte. In dieser Umgebung waren selbst seine Sommersprossen weniger auffällig.
    »Etwas versuchte, ihn zu holen und nahm versehentlich statt dessen meine Mutter!« sagte Vedemir anklagend. »Etwas wie eine schwarze Kugel — es erschien plötzlich in unserer Küche, und Mama verschwand!«
    »Etwas wie eine Seifenblase, in der blaue Blitze zucken?« fragte Randal.

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