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Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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erlaubt mir, für Euch zu arbeiten.« Sie bemühte sich, Unterwürfigkeit vorzutäuschen. Sie selbst fand es nicht sehr überzeugend, aber sie vermutete, daß die Nisibisihexe zuviel Zeit mit dem Studium von Männern und anderen Geschöpfen verbracht hatte, und mit der Verhaltensweise von Geschlechtsgenossinnen nicht so vertraut war.
    »Ich bin sehr tüchtig«, fuhr Gilla fort. »Möchtet Ihr, daß ich hier saubermache?«
    Roxane kicherte. »Hausputz? O ja — ich werde Freistatt mit meinem Wasser säubern und Ihr mit Eurem Besen!« Immer noch lachend, nickte sie Schnapper Jo zu. »Du läßt sie ungehindert saubermachen, hörst du?« Bunte Röcke wirbelten, als sie sich umdrehte und so rasch verschwand, wie sie erschienen war.
    Einen langen Moment blieb Gilla völlig still stehen. Dann nahm sie den Besen, das einzige, was ihr von zu Hause geblieben war, und begann wie wild zu kehren.
    In ihrer Zauberkammer drehte Roxane ihre nisibisische Machtkugel in der Luft vor sich, so daß die Edelsteine in dem Ton vom Hochgipfel das Licht der Kerzen ringsum einfingen und schimmernd auf die Wasserschale vor ihr warfen.
    Durch Luft und Wasser zog sie geheime Zeichen, sog tief den Rauch ein, der von der Schale in der Kammerecke aufstieg, und hauchte die angereicherte Luft in das Wasser, bis es zu dampfen anfing. Dann wisperte sie in einer Sprache, die niemand in Freistatt, außer Niko und Randal, erkannt hätte.
    Das Licht wurde wässerig und schwach; die Stimme der Zauberin wurde tiefer. Die Kugel, die sich vor ihr drehte, sammelte ihr Bewußtsein, verstärkte und veränderte es und leitete es auf jene Ebene der Anderswelt, auf der die Wasserdämonen hausten. Indem sie ihre geheimen Namen rief, machte sie sich diese Geister Untertan, und das Wasser in ihrer silbernen Schale verdampfte.
    Doch über den Ebenen, nördlich von Freistatt setzten sich gewaltige Regenwolken in Bewegung, zögernd zunächst, dann rascher, als witterten sie die wartende See. Und als sie auf die wärmere Luft an der Küste stießen, gaben sie ihre schwere Regenlast frei, und die Stimme des Schimmelfohlenflusses veränderte sich.
    »Hört — Magie hat ihre Regeln«, wiederholte Randal. »Wenn Ihr sie versteht, beherrscht Ihr sie. Vorstellung ist alles! Ganz sicher wißt Ihr, wie man das macht — wenn Ihr ein Bild malt, seht Ihr es dann nicht vor Eurem inneren Auge, bevor Ihr noch nach dem Pinsel greift? Benutzt Zeichen oder was immer Ihr braucht, um Euer Bewußtsein auf jenen Teil der Anderswelt auszurichten, mit dem Ihr arbeitet, und dann wirkt Eure Magie!«
    Lalo nickte. Fast verstand er den Sinn dahinter, aber es fiel ihm so 111 schwer, sich zu konzentrieren, da der Wind am Fensterrahmen rüttelte und der Regen gegen die dicken Scheiben hämmerte. Schon seit dem vergangenen Nachmittag goß es in Strömen.
    »Wenn Ihr Euch einen Schild um Euch vorstellt, der nur bestimmte Dinge hindurchläßt, dann könnt Ihr ungestört malen, richtig?« fuhr der tysianische Magier fort. Er setzte sich zurück und blickte Lalo erwartungsvoll an.
    Der Maler nickte. »Ich glaube, ich verstehe es. Ich weiß zwar nicht, ob ich imstand bin, es selbst zu tun, aber ich bin Euch für den Unterricht dankbar. Es ist nur, daß die Sorge mich zu einem schlechten Schüler macht. Wann gehen wir gegen Roxane vor?«
    »Wir sind noch nicht soweit — Ihr seid es nicht, Meister Maler. Sie würde Euch zerquetschen wie eine lästige Fliege. Selbst ich ...« Er unterbrach sich, und Lalo fragte sich, ob etwa sogar der Magier diese Hexe fürchtete, als schwere Schritte auf der Turmtreppe dröhnten. Die Tür schwang heftig auf, und sie sahen Straton, den Stiefsohnbefehlshaber vor sich stehen.
    »Bei Vashankas Schwanz, Mann, hier bist du also! Ich habe in der ganzen Stadt nach dir gesucht, verdammt!« Er brachte es fertig, mit dem klatschnassen Haar und dem Wasser, das von seinem durchweichten Lederharnisch und der Klinge troff, noch furchteinflößender zu wirken als sonst.
    »Schwierigkeiten?« Der Zauberer stand auf. Seine Sommersprossen hoben sich plötzlich dunkel von seiner Blässe ab.
    »Benutzt du deine Schlappohren bloß, um das Gleichgewicht zu halten?« schnaubte Straton. »Hörst du denn den Regen nicht? Der Fluß hat schon den Sumpf der nächtlichen Geheimnisse überschwemmt, und bald wird die ganze südöstliche Landzunge unter Wasser stehen. Meldungen gingen ein, daß der Oberlauf bereits zum See wird und der Ziegenbach ist schon über die Ufer getreten.
    Die Beysa bleibt — ihre

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