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Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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um. Sobald Blut floß, stopfte er sich voll und vergaß dabei seine Umwelt.
    Gilla spürte, daß sich tief in ihr etwas zu regen begann. Sie blickte Schnapper Jo nachdenklich an und schwang wieder den Besen.
    Der Schimmelfohlenfluß regte sich wie ein erwachendes Tier, breitete sich durch die Bäume zu beiden Seiten der oberen Furt aus, bis sich seine glänzenden Fühler über die Straße der Generale zur Straße der Roten Laternen tasteten. Die Gassen von Abwind waren bereits überschwemmt und der Sumpf der Nächtlichen Geheimnisse zu einem riesigen Teich geworden.
    Wasser gurgelte über das morastige Stück oberhalb des Fischerviertels und zerrte wie ein Dieb aus dem Meer an den Kähnen, die am Strand vertäut waren. Kaufleute in der Hafengegend plagten sich verzweifelt, ihre Waren zu schützen, oder kämpften um die Fuhrwerke und Karren, die sie auf höhergelegenen Grund befördern konnten. Auf dem Karawanenplatz stand das Wasser in schlammigen Lachen. Doch wo die hohen Uferböschungen den Fluß einengten, toste er frustriert und nagte wütend an den Brückenpfeilern.
    Auch in den anderen Teilen der Stadt sah es nicht viel besser aus. Wasser warf sich mit Urgewalt gegen Ziegel und Schindeln, und weniger feste Dächer verwandelten sich in Siebe. Es rann an den Wänden hinunter, und die aus Lehm errichteten begannen zusammenzusacken. Es sammelte sich auf den Straßen und schwemmte den angesammelten Müll und Dreck von Jahren davon. Block um Block spülte das Wasser, riß den eingesammelten Unrat zu den klaffenden Rachen der Kanäle, deren dumpfes Tosen bald zur stetigen Begleitmusik des Regentrommelns wurde.
    Ertrunkene Ratten trieben dahin: Leichen, die man längst für begraben gehalten hatte, Stücke verrottenden Holzes, Wagenräder, zerbrochenes Geschirr, die Schwertscheide eines Söldners, den kostbaren Haufen gesammelter Lumpen eines Bettlers — all das und mehr wurde zum Teil des Flusses. Wo bleiche Wasserpflanzen sich eingewurzelt hatten oder wo Ziegel alter Fassaden in die Abwasserkanäle gefallen waren, verfing sich alsbald alles mögliche und hielt es fest, bis selbst die Gewalt des Wassers es nicht mehr loszureißen vermochte, so daß es sich schließlich in die Stadt zurückstaute.
    Von den Kanälen unter dem Labyrinth aufsteigendes Wasser floß in einen Tunnel unterhalb des Palasts. Zur selben Zeit fand überquellendes Wasser einen Abfluß, der in der Nähe der Furt endete. Diese Wasser prallten schäumend gegeneinander. Ein Teil der Fluten rann in die Katakomben unter der Straße der Roten Laternen, doch nicht alles, so kam es, daß im Lauf des Tages Wasser langsam, aber unaufhaltsam den Tunnel hochdrängte, dessen Eingang sich im Keller des Palasts befand.
    Wasser drang in die Verliese ein — unbemerkt, außer von den paar Bedauernswerten, die dort noch eingekerkert waren. Doch als es sich in jenen Teil des unteren Palasts vordrängte, der zu einer Kinderstube für das Tempelkind Gyskouras, sowie für Arton und ihre Spielgefährten umgebaut worden war, sah die Sache anders aus. Ein durch fremde Zauberei verursachter Sturm und eine Überschwemmung in ihren eigenen Gemächern war nicht nur eine Bedrohung, sondern auch eine Beleidigung.
    Gyskouras brüllte. Arton, dessen Gesicht sich verdunkelte, als seine eigene wütende Gottheit in ihm erwachte, schrie noch lauter. Die anderen Kinder, welche die zweifelhafte Ehre hatten, ihre Gefährten zu sein, weinten oder verkrochen sich. Alfi verlor völlig seine Überlegenheit, über die er als zwei Jahre älterer eigentlich hätte verfügen können, und klammerte sich wie ein Äffchen an Vanda. Latilla verbarg das Gesicht hinter den Händen und drückte jedesmal, wenn der Lärmpegel aufs neue anstieg, die Finger zusammen.
    Seylalha erteilte verzweifelt Anweisungen, und Vanda und die Kindermädchen hasteten, um Kinder und Bettsachen in das Spielgemach neben dem Dachgarten zu schaffen, während der Himmel über dem Palast mit der Wut der Kinder um die Wette tobte. Gyskouras packte eine Vase — das Geschenk eines hochgeborenen Botschafters — und warf sie; Arton griff nach einem Schaukelpferd und schmiß es nach ihm. Blitze zuckten und sausten zischelnd an Häuserseiten hinunter, die glücklicherweise zu naß waren, um Feuer zu fangen.
    Winde aus allen Richtungen zerfetzten die regelmäßigen Wolkenbänke, zerrten an den verankerten beysibischen Schiffen, lösten Dachziegel, entwurzelten Bäume, und die Leute, die mit nagender Besorgnis das Anschwellen des

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