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Die Farben der Freundschaft

Titel: Die Farben der Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linzi Glass
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Allison, der Schulsekretärin, um Johann anzumelden und ihr mitzuteilen, auf welche Schule er ging. So war die Regel, wenn man jemanden aus einer fremden Schule mitbringen wollte. Miss Allison warf mir einen fragenden Blick über den Rand ihrer Hornbrille zu, als ich »Steunmekaar« sagte, doch ich war auf abfällige Bemerkungen und hämische Kommentare gefasst. Ich würde keinen anderen als Johann zum Ball einladen.
    Mit jedem weiteren Tag an der Schule spürte ich deutlicher, wie allein ich war. Diejenigen, die nach der Auseinandersetzung mit Desmond auf meiner Seite gewesen waren, schienen mein Lager verlassen zu haben, nur Clive und Janice hielten noch zu mir.
    »Ich fass es nicht!« Janice sprang mir beinahe auf den Schoß, als ich ihr erzählte, wer auf dem Ball mein Tanzpartner sein würde. »Der ist ja superklasse! Oh Mann, ich kann’s kaum erwarten, ihn kennenzulernen.« Sie wackelte mit dem Hintern und tanzte um mich herum, dass die Kiefernnadeln unter ihren Füßen knackten und knirschten. Wir hatten uns angewöhnt, die Mittagspause an meinem neuen Lieblingsplatz am anderen Ende des Rugbyfeldes zu verbringen. Seit meinem Zusammenstoß mit Desmond und seinem Anhang zog ich es vor, dem Rest meiner Klasse möglichst aus dem Weg zu gehen.
    Clive, der ausgestreckt im Gras lag, machte sich weit mehr Gedanken um meine Partnerwahl für den Ball.
    »Mensch, Ruby, sie werden mit mehr als nur einer Pflaume nach dir werfen!« Er schüttelte den Kopf. »Schließlich ist er nicht irgendein Junge von der Steunmekaar, Himmel noch mal, er ist der Kapitän ihrer Rugbymannschaft! Alle Jungen an unserer Schule kennen ihn.«
    »Er ist übrigens auch der Kapitän der Schwimmgruppe.« Ich boxte Clive zum Spaß in den Arm.
    »Das ist nicht witzig, Ruby. Hör mal, du warst immer das beliebteste Mädchen an der Schule, und jetzt tust du alles, um das unbeliebteste zu werden …«
    »Autsch, das war gemein!« Janice sah Clive streng an. »Was andere denken, interessiert Ruby doch überhaupt nicht.«
    »Vielleicht sollte sie sich aber langsam dafür interessieren …« Clive stampfte mit dem Fuß auf die Kiefernnadeln, dass sie in alle Richtungen stoben.
    »Du musst nicht auf meiner Seite sein, Clive, wenn du nicht willst …« Die Worte schnürten mir die Kehle zu, und sie wurde eng, als hätten sich die Kiefernnadeln dort festgesetzt.
    »Natürlich will ich auf deiner Seite sein!« Er warf die Hände in die Luft, seine Locken hüpften wild auf und ab. »Sieh mal, ich habe doch nie zu der angesagten Clique gehört. Ich war immer eine Art Außenseiter. Aber du, Ruby, du hast immer dazugehört. Tut mir leid, ich versteh nicht ganz, warum es dich so kaltlässt, dass du plötzlich am Rand stehst.«
    »Sie hat doch uns.« Janice setzte sich neben mich und legte ihren Arm um mich.
    »Ja, sie hat uns.« Clive tat es ihr nach. »Ihr beide seid so was wie meine neue Familie …«, seine Stimme war plötzlich heiser »… seit meine richtige kaputtgegangen ist.«
    Ich legte die Arme um beide, und so blieben wir einen Moment sitzen und hielten uns aneinander fest. Von der anderen Seite des Spielfelds konnte ich das Lachen und das aufgeregte Geschnatter der anderen aus unserer Klasse hören, und ich wünschte, ich hätte Janice und Clive sagen können, dass ich mich in Wirklichkeit nie als Mitglied der »angesagten Clique« empfunden hatte. Auch von dem Bild hätte ich ihnen so gern erzählt, das Julian von mir gemalt hatte, und von der bevorstehenden Mitternachtsausstellung in der Galerie – aber ich durfte nicht. Als ich die beiden losließ, überkam mich plötzlich eine große Traurigkeit wegen all dem, was nie sein würde: Offene Worte statt Geheimnisse. Kein Wunder, dass mich der Verlust meiner Beliebtheit nicht sehr berührte. Sie war eine Last gewesen, die ich lange mit mir herumgeschleppt hatte, eine beschwerliche Verantwortung, und keineswegs erfreulich und angenehm. Popularität hatte für mich bedeutet, die Wahrheit vor meinen Mitschülern verbergen zu müssen. Sich ständig hinter Ausreden und fadenscheinigen Erklärungen ducken und verstecken zu müssen. Gut, mein Vater war Anwalt. Gut, meine Mutter war selbstständige Geschäftsfrau. Ja, wir führten ein normales Vorstadtleben wie andere auch, nur dass uns nie jemand besuchen durfte und dass niemand von unseren wahren Überzeugungen wissen durfte.
    Nicht einmal Monica kannte mich wirklich, dachte ich betrübt.
    Ich sah von Clive zu Janice und wieder zu Clive. Meine treuen

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