Die Farben der Freundschaft
Gemeinsamkeiten, als du denkst, Ruby.«
Meine Finger lagen in Johanns Hand, aber statt nervös zu werden, breitete sich eine große Ruhe in mir aus. Es gab tatsächlich jemand, der so dachte wie ich und der sich ernsthaft Gedanken über Dinge jenseits des eigenen Tellerrandes machte. Etwas in mir wurde still wie das Meer, wenn es nach Zeiten stürmischen Seegangs plötzlich glatt und ruhig dalag. Ich hätte ihm so gern von meinen Geheimnissen erzählt. Irgendwie wusste ich, dass er mich verstehen würde.
»Ich glaube, wir sind da.« Johann sah mich an. »Bist du bereit?«
Suchscheinwerfer glitten unruhig über den Schulhof und die hohen Backsteinmauern der Barnard-Highschool. Den Rugbyplatz hatte man in einen riesigen Parkplatz verwandelt, und die Musik aus der Aula war so laut, dass sie in meinen Füßen vibrierte, kaum dass ich aus dem Wagen gestiegen war.
Johann nahm meine Hand und lächelte mir zu. »Alles okay?«
Am liebsten wäre ich umgekehrt und ans andere Ende des Rugbyplatzes gelaufen, um mich an meinem abgelegenen Lieblingsplatz mit Johann zwischen die Kiefernnadeln zu setzen, weit weg von den anderen. Ich hatte plötzlich das Gefühl, ich müsste ihn beschützen, diesen freundlichen, gut aussehenden Jungen, der ohne Mutter aufgewachsen war.
»Vielleicht sollten wir lieber doch nicht …«, fing ich an, aber Johann fasste mich an den Schultern und drehte mich zu sich herum.
»Es wird nett werden. Nichts soll uns diesen Abend verderben.«
Er zog mich an sich und legte den Arm um mich. Ich spürte den Boden unter meinen Füßen beben, und meine Beine zitterten, als wir auf die Schule zugingen.
Die glitzernde Discokugel, die in der Mitte des Saals von der Decke hing, warf wie ein Diamant Licht und Schatten über die tanzenden Jugendlichen. Ich sah mich um, und als ich auf der Tanzfläche mehrere Jungen in schwarzen Hosen und mit offenen Hemdkragen entdeckte, dachte ich erleichtert, dass Johann gut zu den anderen passte. Bei den Mädchen waren hauteng anliegende Leggins in Neonfarben und silber- und goldfarbene Hotpants die absoluten Modehits. Mein einteiliger Jumpsuit fiel auf, und ich war froh, dass ich eine gute Tänzerin war. Johann führte mich zur Tanzfläche, und während wir uns durch die Menge schoben, spürte ich die neugierigen Blicke mancher Mädchen.
Wir tanzten gut miteinander, und eines der Mädchen aus meiner Klasse, das mit seinem Partner gerade neben uns war, sah mich an und fragte: »Wer ist das? Der ist ja himmlisch!«
Gerade wollte ich antworten, da gingen Desmond und Monica auf die Tanzfläche.
Ich beugte mich näher zu Johann. »Komm, wir machen mal Pause.«
Er nahm meine Hand, und ich dirigierte ihn in Richtung Clive und Janice, die ich zusammen an einem kleinen Tisch inmitten silberner Luftschlangen und weißer Luftballons entdeckt hatte.
Weder Clive noch Janice hatten Tanzpartner, deshalb hatten sie beschlossen, miteinander zum Ball zu gehen. Sie starrten in ihre wässrig gewordenen Colas, die vor ihnen auf dem Tisch standen, und machten trübsinnige Gesichter. Janices Miene leuchtete aber sofort auf, als sie sah, dass Johann und ich auf sie zusteuerten. Sie erhob sich, winkte uns, und als ich sie Johann vorstellte, kicherte sie.
»Beim Rugbyspiel damals habe ich Ruby immer wieder gesagt, sie soll mal auf dich achten. Also du bist mir aufgefallen«, plapperte sie drauflos.
Geduldig hörte Johann zu, als sie sich darüber verbreitete, wie toll sie Rugby finde und was für ein großartiger Spieler er sei. Ich versuchte, ein Gespräch mit Clive anzufangen, aber er nuschelte nur ein paar Worte vor sich hin und starrte weiterhin geistesabwesend auf seine Cola. Ich schlug vor, gemeinsam etwas zu Essen zu holen, aber Clive schüttelte den Kopf. Janice, die sich verpflichtet fühlte, ihm Gesellschaft zu leisten, blieb bei ihm, obwohl ich in ihrem Gesicht las, dass sie sich viel lieber mit uns zusammen in der Schlange vor dem Büfett angestellt hätte.
Das Licht der ultravioletten Lampen, die an den Aulawänden angebracht waren, brachten mit ihrer fluoreszierenden Helligkeit alles Weiße zum Leuchten und Glänzen. Es sah lustig aus, wie sich die Tänzer drehten und wiegten und wie dabei die weißen Hemden, Gürtel und Schuhe violett leuchteten.
Johann und ich stellten uns in der Warteschlange an, und als er seine Hand auf meine Taille legte, durchfuhr mich unwillkürlich ein Kribbeln. »Du bist das hübscheste Mädchen hier«, flüsterte er mir ins Ohr.
»Und du
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