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Die Farben der Freundschaft

Titel: Die Farben der Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linzi Glass
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der attraktivste Junge.« Mutig legte ich ihm eine Hand auf die Wange.
    »Miss Winters«, sagte da plötzlich jemand, und ich zog die Hand rasch wieder zurück. Es war Mr. Dandridge, der Direktor. Er hielt einen halb geleerten Teller mit Hähnchen und Salat in seiner pummeligen Hand, stand aber offensichtlich um eine weitere Portion an.
    »Der Kartoffelsalat ist ein Muss!« Er zeigte auf die gelben schmierigen Reste auf seinem Teller. »Lassen Sie sich den nicht entgehen!«
    »Nein, nein«, sagte ich schnell und wollte ihn gerade fragen, ob ihm der Ball Spaß mache, da richtete er seine Aufmerksamkeit auf Johann.
    »Du kommst mir so bekannt vor …«, fing er an, während er Hähnchenstücke zwischen seine schlauchbootartigen Lippen schob. »Bist du nicht einer von der King-Edwards-Highschool?«
    »Nein Sir«, antwortete Johann, »ich bin von der Steunmekaar-Highschool, Sir.«
    Beinahe wäre dem Direktor der Hähnchenbissen aus dem übervollen Mund gefallen. Ungläubig blickte er von mir zu Johann, und der leckere Kartoffelsalat war plötzlich vergessen. »Jetzt weiß ich, warum ich dich kenne.« Er wedelte mit seinem dicken Finger vor Johanns Gesicht. »Johann Duikster, Kapitän der starken Rugbymannschaft der Steunmekaar-Schule.« Er schüttelte den Kopf. »Du bist ein mutiger junger Mann, dass du dich hier sehen lässt. Unsere Mannschaft steckt Niederlagen nicht so einfach weg, und schon gar nicht, wenn sie sie von einer Afrikaanderschule erfahren muss.«
    »Heute ist Schulball, Sir«, sagte ich, und meine Stimme klang unnatürlich hoch und schrill. »Heute geht es nicht um Rugby.« Johann spürte meine wachsende Verzweiflung und legte schützend den Arm um mich.
    »Sehen wir es doch so, Sir, wir sind alle Sportler in einem Spiel …«
    »Ich will keinen Ärger, Duikster, verstanden?« Kopfschüttelnd sah er mich an, als wollte er sagen: »Was hast du dir bloß dabei gedacht?« Dann ging er watschelnd davon.
    »Für Ärger ist es noch viel zu früh am Abend«, sagte da eine schleppende Stimme hinter uns. »Der Spaß hat ja noch nicht mal richtig angefangen.«
    Desmond und Monica waren unbemerkt herangekommen, und ob ich wollte oder nicht, musste ich feststellen, dass sie exakt den gleichen Jumpsuit anhatte wie ich. Nur war ihrer in grellem Violett.
    »Schau an, schau an, wen haben wir denn da …« Desmond erhob seine Stimme über die Musik. »Eine Rote und einen Reaktionär …«, stichelte er.
    Johann schloss seine Hand fester um meine, aber ich zwang mich, den Kopf zu drehen und Monica und Desmond ins Gesicht zu blicken. Ich spürte, wie sich eine brennende Energie in mir auflud und ein Feuer entfachte, das schon lange auf einen letzten zündenden Funken gewartet hatte.
    »Ein Snob und eine Schlange …« sagte ich und blickte von Desmond zu Monica.
    »So was von gemein!«, zischte Monica und kniff ihre Augen zusammen.
    »Ein Snob … das nehme ich als Kompliment.« Desmond warf ein spöttisches Lächeln in meine Richtung, dann musterte er Johann von oben bis unten. »Aber mit unserem Rivalen von der Afrikaanderschule rumfummeln, das ist ja wohl eine Beleidigung für uns von der Barnard High.« Zu Johann sagte er höhnisch: »Halt sie gut an der Leine. Sie ist ein hinterhältiges Miststück, ein bissiges.«
    Johann ließ meine Hand los und packte Desmond am Hemdkragen; die Bewegung kam so unerwartet, dass Monica einen Angstschrei ausstieß. Desmond riss erschrocken die Augen auf.
    »Du beleidigst Ruby nicht noch einmal, jy hoor! «, sagte Johann mit tiefer ruhiger Stimme, sein Gesicht nur Zentimeter von Desmonds entfernt.
    Monica und ich standen stumm daneben und funkelten uns böse an.
    In Sekundenschnelle wurde Johann von sechs oder sieben Jungen zurückgerissen. Der unerwartete Angriff von hinten zwang ihn, Desmond freizugeben, sodass der rückwärts stolperte, die Schüssel mit dem kostbaren Kartoffelsalat umstieß und nach Luft schnappend auf dem Boden landete.
    »Bringt den verdammten Afrikaander um!«, heulte er, sobald er seine Stimme wiedergefunden hatte.
    Da entstand ein wahrer Tumult unter seinen Anhängern, sie stürzten sich auf Johann und stießen ihn zu Boden.
    Monica, die inzwischen neben Desmond kauerte, warf mir einen wütenden Blick zu. »Pass auf, jetzt kannst du was erleben, Ruby!«, fauchte sie giftig.
    In diesem kurzen Augenblick sah ich, wie fürsorglich sie sich um Desmond kümmerte und wie hasserfüllt sie mich aus ihren mandelförmigen Augen ansah.
    Beste Freundin. Ich hatte einmal

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