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Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Brüder gute Kämpfer?«
    »Ja.«
    »Und der Lohn…?«
    »Du heiratest mich und wirst zum Herrn des Wyrmbergs.«
Stille folgte. Hrun zog die Augenbrauen zusammen, als er versuchte, Liessas Hinweise zu verstehen.
»Ich bekomme dich und den Berg?« vergewisserte er sich.
»Ja.« Die junge Frau sah Hrun direkt in die Augen, und ihre Lippen zuckten kurz. »Ich versichere dir: Es ist die Mühe wert.«
Der Barbar senkte den Kopf und betrachtete einige Ringe an Liessas Fingern. Die Edelsteine glänzten in dem einzigartigen Blau seltener Milchdiamanten aus den Tonbecken von Mithos. Als es ihm gelang, den Blick abzuwenden, bemerkte er den Zorn in den Augen der jungen Frau.
»Warum zögerst du?« stieß sie hervor. »Hast du etwa Angst? Hrun, der sich nicht einmal davor fürchtet, dem Tod ins Maul zu springen…«
Der Barbar hob die Schultern. »Mag sein. Dazu wäre ich durchaus bereit – um ihm die Goldzähne zu stehlen.« Er holte aus und schwang das hölzerne Bett herum. Es prallte gegen die Bogenschützen, und Hrun folgte der Liege, schlug einen Mann nieder und entriß einem anderen die Waffe. Wenige Sekunden später war alles vorbei.
Liessa hatte sich nicht von der Stelle gerührt.
»Nun?« fragte sie.
»Nun was?« erwiderte Hrun und trat über die Bewußtlosen hinweg.
»Hast du jetzt vor, mich umzubringen?«
    »Wie? O nein. Es war nur, äh, reine Angewohnheit. Ich wollte nicht aus der Übung kommen. Wo sind deine Brüder?« Er lächelte.

    Z weiblum saß im Stroh und starrte in die Dunkelheit. Er fragte sich, wie lange er schon in diesem Verlies hockte. Mindestens seit einigen Stunden. Vielleicht sogar seit Tagen. Möglicherweise, so überlegte der Tourist, war er schon seit Jahren an diesem Ort und hatte es einfach vergessen Nein, es nützte nichts, solchen Gedanken nachzuhängen. Er bemühte sich, an etwas anderes zu denken: Gras, Bäume, frische Luft, Drachen. Drachen…
    Es kratzte leise in der Finsternis. Zweiblum spürte, wie sich Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten.
Jemand – etwas – leistete ihm in der Kammer Gesellschaft. Etwas, das leise Geräusche verursachte, aber trotzdem den Eindruck von Größe und Masse erweckte. Die Luft schien sich zu bewegen.
Als er den Arm hob, fühlte er etwas Schmieriges, und matte Funken stoben – deutliche Hinweise auf ein lokales magisches Kraftfeld. Plötzlich wünschte sich Zweiblum nichts sehnlicher als helles Licht.
Eine Flamme zischte über ihn hinweg und traf die Wand. Im Glühen der heißen Steine sah Zweiblum den Drachen, dessen Körper mehr als die Hälfte des Verlieses beanspruchte.
Zu Diensten, Herr, ertönte eine Stimme im Kopf des Touristen.
Während sich die vom Feuerodem getroffene Mauer knisternd abkühlte, betrachtete Zweiblum sein Spiegelbild in zwei riesigen grünen Augen. Der Drache dahinter schimmerte, war mit Hörnern und diversen Stacheln ausgestattet, entsprach genau den Ungeheuern im Oktarinen Märchenbuch – ein wahrer Drache. Zwar hatte er die Flügel zusammengefaltet, aber sie strichen trotzdem über die Wände auf beiden Seiten. Das gewaltige Wesen lag auf dem Boden, zwischen langen Klauen.
»Zu Diensten?« wiederholte Zweiblum. Entsetzen und Freude vibrierten in seiner Stimme.
Ja, Herr.
Das Glühen ließ allmählich nach. Zweiblum deutete mit dem zitternden Zeigefinger dorthin, wo er die Tür vermutete. »Öffne sie!«
Der Drache hob den großen Kopf. Wieder prasselte Feuer, und als sich die Muskeln am Hals des Drachen spannten, beobachtete Zweiblum, wie sich die Farben der Glut veränderten: Orangefarbene Tönungen gingen in Gelb über, gefolgt von Weiß und Hellblau. Die zunächst breite Flamme wurde schmaler, und wo sie die Wand berührte, verflüssigte sich das Gestein. Das Metall der Tür explodierte in einem Schauer aus heißen Tropfen.
Schwarze Schatten huschten und tanzten über die Mauern. Einige Sekunden lang blubberte der Stahl und warf Blasen – dann platzte die Pforte auseinander und fiel in den Korridor. Das Feuer erlosch so plötzlich, daß Zweiblum unwillkürlich zusammenzuckte.
Vorsichtig trat er an der halb geschmolzenen Tür vorbei und blickte durch den Gang. Weit und breit war niemand zu sehen.
Das große Schuppenwesen setzte sich ebenfalls in Bewegung. Der schwere Türrahmen bereitete ihm einige Probleme, die es mit einem kurzen Schulterzucken löste: Dicke Holzbalken splitterten und lösten sich aus dem Mauerwerk. Der Drache sah Zweiblum erwartungsvoll an, und seine Haut zitterte, als er versuchte, die Schwingen im

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