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Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Wesen. Soviel zur fortschrittlichen Erziehung. Ihr fehlt Überzeugungskraft; sie glaubt nicht wirklich an Drachen. Deshalb sind ihre langweilig, während deiner fast so gut ist, wie es einige von meinen damals waren. Eine Augenweide selbst für mich – obwohl meine Augen nicht mehr in besonders gutem Zustand sind.«
    »Du weist immer wieder darauf hin, daß du tot bist«, warf Zweiblum rasch ein.
»Ja. Und?«
    »Nun, Tote, äh, weißt du, sie reden nicht viel. Meistens, äh, schweigen sie. Sie sind sozusagen totenstill.«
    »Ich bin früher ein außergewöhnlich mächtiger Zauberer gewesen – bis mich meine Tochter vergiftete. Natürlich handelt es sich dabei um die in unserer Familie gebräuchliche Methode, um die Thronfolge zu regeln, aber…« Die Leiche seufzte. Das heißt: Das Seufzen erklang etwa einen halben Meter über ihr. »Schon nach kurzer Zeit wurde klar, daß keins meiner drei Kinder mächtig genug ist, um seine Geschwister zu besiegen und die Herrschaft über den Wyrmberg für sich allein zu beanspruchen. Ich finde diese Situation ausgesprochen unbefriedigend. Ein Königreich wie das unsrige braucht eine Person an der Spitze. Deshalb beschloß ich, zumindest inoffiziell am Leben zu bleiben, worüber sich meine Sprößlinge sehr ärgern. Ich gebe ihnen erst dann die Genugtuung, mich zu bestatten, wenn einer von ihnen für die Zeremonie übrig ist.« Zweiblum hörte ein eigenartiges Schnaufen und kam zu dem Schluß, daß der Leichnam zu lachen versuchte.
»Ich vermute, wir sind von einem deiner Kinder entführt worden«, sagte Zweiblum.
»Von Liessa«, bestätigte der verstorbene Zauberer. »So heißt meine Tochter. Sie ist mächtiger als ihre beiden Brüder. Die Drachen meiner Söhne fliegen nur ein paar Meilen weit, bevor sie verblassen.«
Zweiblum hob die Brauen. »Verblassen? Mir fiel auf, daß man durch den Drachen hindurchsehen konnte, der uns hierher brachte. Das erschien mir seltsam.«
    »Dafür gibt es einen guten Grund«, erwiderte Greicha. »Die Macht funktioniert nur in der Nähe des Wyrmbergs. Es liegt am Gesetz des umgekehrten Quadrats, weißt du. Glaube ich jedenfalls. Je weiter sich die Drachen entfernen, desto unwirklicher werden sie. Andernfalls würde meine kleine Liessa bereits über die ganze Welt herrschen. Nun, ich möchte dich nicht länger aufhalten. Bestimmt willst du deinen Freund retten.«
Zweiblum schnappte nach Luft. »Hrun?«
    »Nein, ich meine den dürren Zauberer. Einer meiner beiden Söhne – Lio!rt – versucht gerade, ihn in Stücke zu hacken. Ich bewundere, wie du ihn gerettet hast. Äh, wie du ihn retten wirst.«
Zweiblum richtete sich zu seiner vollen Größe auf, was ihm nicht weiter schwer fiel. »Wo ist er?« fragte er, schritt zur Tür und bemühte sich dabei, wie ein Held zu wirken.
»Du brauchst nur dem Pfad im Staub zu folgen«, antwortete die Stimme. »Liessa kommt manchmal, um ihren Papa zu besuchen. Mein kleines Mädchen… Nur sie brachte die notwendige Charakterstärke auf, um mich zu ermorden. Aus dem gleichen Holz geschnitzt wie ihr Vater. Übrigens – viel Glück! Ich erinnere mich daran, daß ich diese beiden Worte an dich gerichtet habe. An dich richten werde, meine ich.«
Greicha der Erste verlor sich in einem verbalen Irrgarten aus Zeitfolgen, als Zweiblum durch dunkle Korridore eilte, dichtauf gefolgt von dem Drachen. Es dauerte nicht lange, bis sich der Tourist erschöpft an eine Säule lehnte und keuchte. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit er zum letztenmal etwas gegessen hatte.
Warum fliegen wir nicht? fragte Neunrute. Er breitete die Flügel aus, schlug versuchsweise damit und stieg einen knappen Meter auf, bevor die Klauen wieder den Boden berührten. Zweiblum starrte das große Tier einige Sekunden lang an und kletterte dann rasch auf den langen Hals. Kurze Zeit später waren sie in der Luft. Der Drache glitt durch Tunnel, Säle und Kammern und ließ dichte Staubwolken hinter sich zurück.
Zweiblum hielt sich fest, als Neunrute durch mehrere Höhlen flog und dann über eine Wendeltreppe sauste, die breit genug war, um den geordneten Rückzug eines ganzen Heers zu ermöglichen. Oben gelangten sie in Bereiche, die nicht mehr ganz so unbewohnt wirkten. Die Spiegel an den Korridorecken glänzten fleckenlos und reflektierten mattes Licht.
Ich wittere andere Drachen.
Die Flügel schlugen so schnell, daß sie Schemen bildeten, und Zweiblum verlor fast den Halt, als der Drache plötzlich den Kurs änderte und wie eine nach Mücken

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